Stall-Lösungen bei kuhgebundener Kälberaufzucht

Es gibt ganz verschiedene Arten, kuhgebundene Kälberaufzucht zu betreiben. Jeder Betrieb hat seine Gegebenheiten, der Bauer / die Bäuerin seine Vorlieben und auch die Möglichkeiten der Umgestaltung von Ställen sind jeweils unterschiedlich.

Silvia Ivemeyer und Christel Simantke vom Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung der Universität Kassel in Witzenhausen (Core Organic Projekt «ProYoungStock») unterscheiden zwischen vier Systemen und stellen dazu passend jeweils Stallbeispiele aus der Praxis vor.

1. Restriktive Systeme: Kontakt 2x täglich im Begegnungsbereich

  • im Auslauf der Kühe oder
  • im abtrennbaren Laufgang zwischen Kühen und Kälbern oder
  • im benachbarten Kälberstall

2. Permanente Systeme mit Müttern in der Herde

  • Kälber mit im Laufstall mit oder ohne Kälberschlupf
  • Gesetzliche Mindestanforderungen für Kälber bei Spalten im Kuhstall beachten: Spalten: max. Schlitzweite: 2,5 cm, Auftrittsbreite: 8 cm,
  • Güllekanalabdeckung kälbersicher?
  • Platzangebot: genügend Platz für alle? (falls ohne Kälberschlupf: mehr Boxen als Kühe?, Platz im Kopfschwungraum zum Liegen der Kälber?)
  • Fressplätze für Kälber?

3. Separierter Stallbereich für Mütter mit Kälbern, mit Melkstandzugang

  • im Milchkuhstall abgeteilt oder auf anderer Futtertischseite
  • mit zusätzlichem Melken
  • in der Regel mit Müttern oder Mischformen mit Müttern und Ammen

4. Separater Stallbereich permanent für Kühe und Kälber, ohne Melkstandzugang

  • permanente Systeme mit Ammen
  • separater Stallbereich für Ammen und Kälber, ohne Melkstandzugang
  • auf anderer Futtertischseite oder in Extra-Gebäude möglich

Beispielbetrieb 1 (System 3, System 1 nur zum Absetzen)

• separierter Stallbereich + Weide für permanente Mütter-Kälber-Gruppe (grün markiert)
• Laufgang zwischen Kälberstall als Kuh-Kalb-Begegnungsraum (ältere Kälber, restriktiv) (blau markiert)

Beispielbetrieb 2 (System 1, System 3 nur in den ersten zwei Lebenswochen)

  • melkstandnaher permanenter Mütter-Kälber-Bereich (grün markiert)
  • Begegnungsraum für Mütter und ältere Kälber im Auslauf (restriktiv) (blau markiert)

Beispielbetrieb 3(System 3, System 1 nur zum Absetzen)

• Mütter-Kälber-Gruppenbucht mit Kälberschlupf (permanent) (grün markiert)
• Mütter-Kälber-Begegnungsraum für ältere Kälber (restriktiv) (blau markiert)

Beispielbetrieb 4 (System 3)

• Mütter-Ammen-Kälber-Gruppenbucht ohne Kälberschlupf, mit Zutrieb zum Melkstand

Beispielbetrieb 5 (System 4)

• Ammen-Kälber-Buchten in separatem Stall; Buchten für jeweils jüngeren und ältere Kälber + Amme(n) sowie abgesetzte Kälber

  • hier: feste Ammen-Kälbergruppen wandern durch die Abteile
  • möglich: jüngere Kälber + Ammen sind zunächst in kleiner Gruppe (Bindung), später in größeren Gruppen (gut, wenn Stall flexibel unterteilbar)
  • alternativ: Kälber und Amme bleiben fest in ihrer Bucht während gesamter Periode (Rein-Raus einfacher)

Haltung: Tipps aus der Praxis für die Praxis

  • Kontakt zum Menschen wichtig: Zeit nehmen für die Kälber, damit sie nicht verwildern (1. Lebenswoche besonders wichtig) – > Herausforderung in permanenten Systemen
  • wenn man einen Stall (um)baut, ihn so flexibel wie möglich gestalten, z.B. Buchten, die flexibel unterteilbar sind
  • Hygiene im Kälberstall nicht vergessen, Kälberstall zwischenzeitlich leer stehen lassen, um Erregerdruck zu durchbrechen (Rein-Raus; + frühzeitige Kolostrumversorgung kontrollieren)
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