Pflanzenkommunikation

Wenn eine Tomatenpflanze von einer Raupe angegriffen wird, beginnt sie sich zu wehren und produziert Toxine. Gleichzeitig setzt sie Duftstoffe frei und warnt damit ihre Nachbarinnen. Die Duftstoffe bestehen aus Methyljasmonaten, die auch in Parfums häufig verwendet werden. Forscherinnen mussten während der Arbeit auf Chanel5 verzichten, um die Tomatenpflanzen nicht zu verwirren.

Pflanzen kommunizieren miteinander via Duftstoffe. Bis heute konnten bei 900 Pflanzenfamilien rund 2000 solcher ‚Duftstoff-Vokabeln’ identifiziert werden. Wenn Sie draussen spazieren gehen, so ist das ein Gemurmel, ein ständiges Gemurmel mit Duftstoffen.

Pflanzen können noch mehr: Sie lernen aus Erfahrungen und können sich erinnern. Unter dem Boden bilden sie zusammen mit Pilzen umfangreiche Beziehungsnetze (so genannte Mykorrhizanetze) auf, über die sie Nährstoffe und Informationen austauschen.

Pflanzen reagieren nicht bloss reflexartig auf Reize ihrer Umwelt, sondern erkunden flexibel verschiedene Möglichkeiten, ehe sie sich – ja wirklich: entscheiden.

Die neuen wissenschaftlichen Befunde stellen das Bild der Pflanze vom Kopf auf die Füsse. Bisher galt eine Pflanze als eine Art fein tarierter „Bio-Automat“ mit genetisch fixiertem Programm, als eine ‚seelenlose Maschine’, die beliebig manipuliert und patentiert werden kann. Heute erscheint sie als kommunikatives, hoch differenziertes und eigenständiges Wesen, das gut vernetzt ist. Das birgt Chancen für die Landwirtschaft.

Und es stellt sich die Frage, ob nicht auch Pflanzen mehr Respekt verdienen und ob nicht auch sie Rechte haben sollen.

 

Florianne Köchlin

Florianne Koechlin (1948) studierte Biologie und Chemie; sie ist Geschäftsführerin des Blauen-Instituts in Münchenstein und Autorin zu Fragen der Gentechnik und eines ökologischen Wirtschaftsverständnisses.

www.floriannekoechlin.ch

Florianne Koechlin im Gespräch: “Treffen der Wege – Das Flüstern im Walde” auf www.schattenblick.de.

Artikel im Kritischen Agrarbericht: “Die List der Hirse, Pflanzen neu denken – Ökologische Impulse für die Agrarkultur” als pdf.

0 Kommentare

Dein Kommentar

Erfahrungswissen zu diesem Thema?
Verfasse ein Kommentar!

Schreibe einen Kommentar