Knoblauchrauke

Name

Knoblauchrauke – Alliaria petiolata

Familie

Kreuzblütengewächs, Brassicaceae

Volksnamen

Knoblauchkraut, Knoblauchsrauke, Lauchhederich, Lauchkraut, Truglauch, Wilde Chnoblech, Falscher Waldmeister

Vorkommen und Ökosystemaufgaben

In Europa, ausser in der Mittelmeerregion.

Die Knoblauchsrauke ist eine wichtige Nahrungspflanze für Raupen. Der Aurorafalter hält sich gerne beim Knoblauchhederich auf. Das Männchen mit seinen orangeroten Vorderflügelecken ist ein besonders hübscher Frühlingsschmetterling. Ebenso der unscheinbare, zarte Rapsweissling mit seinen graugrünen, breiten Aderzeichungen auf der Hinterflügel-Unterseite.

Beschreibung

Bei ihren Blättern ist eine grosse Formenvielfalt zu beobachten: je höher der Stängel, umso kleiner die Blätter. Auch unterscheiden sich die Rosetten- und die Stängelblätter sehr voneinander. Die rundlichen, herz- bis nierenförmigen Rosettenblätter ähneln ein wenig denen der Gundelrebe. Sie sind ausgeschweift gezahnt und lang gestielt. Die Blätter im Stängelbereich sind spitz herzförmig bis beinahe dreieckig. Je näher sie der Blüte kommen, umso kleiner werden sie. Es scheint, als ob sie den zarten Blüten so wenig Licht wie möglich wegnehmen wollen. Die Pflanze wird 20 – 90 cm hoch. Der Stängel ist im unteren Teil abstehend behaart. Seine weissen Blüten sind, wie es sich für Kreuzblütler gehört, vier übers Kreuz angeordnete Blütenblätter. Sie erscheinen von Mai bis Juni und sind traubenartig angeordnet, die Blütenblättchen fallen leicht ab. Wenn die obersten Blüten am Aufgehen sind, so sind die älteren unterhalb schon verblüht und die länglichen Samenschoten werden sichtbar. Die Pflanze entwickelt Ende Sommer 2-7 cm lange, dünne Schoten. Wenn die Samen reif sind, springen die Schoten auf. Sie bevorzugt halbschattige, feuchte, nährstoffreiche Böden in Laubwälder und Hecken. Sie wächst auch an Zäunen, an Wegrändern und im Gebüsch, oft in Gesellschaft vom Holunder und Brennnesseln.

Die Knoblauchrauke wird von Fliegen, Schwebfliegen, Bienen und Käfern bestäubt, da die ringförmigen Nektardrüsen am Blütenboden gut zugänglich sind.

Es riecht und schmeckt nach Knoblauch. Zwischen den Fingern zerrieben, wird deutlich, wie diese Pflanze zu ihren Namen gekommen ist. Obwohl Alliaria und Allium (Knoblauch) sich auch in den wissenschaftlichen Namen sehr ähneln, besteht keinerlei Verwandtschaft. Als Kreuzblütler ist die Knoblauchrauke verwandt mit Weiss-, Rot- und Blumenkohl, mit Brokkoli, dem scharfen Meerrettich und den Radieschen. Auch der ölhaltige Raps und Senf sind Verwandte von ihr.

Sammeln

Im März, bevor die Pflanze blüht, schmecken die Blätter sehr aromatisch, sie werden frisch verarbeitet, bei Lagerung verlieren sie an Duft und Wirkstoffen. Auch die Blüten sind essbar, wir finden sie von April bis August.

Die Blätter besitzen während der Blütezeit ein weniger starkes Aroma und schmecken auch etwas bitterer.

Die Samen sind vereinzelt schon im Juni reif und können bis im September gesammelt werden.

Samen ernten: Wir nehmen dazu die bereits bräunlich gefärbten Schoten, drücken diese über einem Baumwolltuch an den “Nähten” zusammen, damit sich die Schoten öffnen und die kleinen Samen herauspurzeln.

Im Frühjahr und Herbst kann die Blattrosette ausgegraben werden, die Wurzel schmeckt ähnlich wie Meerrettich.

Das Leben der Knoblauchrauke erstreckt sich über zwei Vegetationsperioden. Fällt das Samenkorn im Sommer auf die Erde, keimt die Pflanze im Frühherbst aus und bildet eine Blattrosette. Im darauf folgenden Frühjahr bildet die Knoblauchrauke einen Blütenstängel. Es kommt oft vor, dass seine Wurzeln nicht absterben, sondern Adventivknospen ausbilden, aus denen dann ebenfalls starke Stängel wachen. So erklären sich die starken, mehrstängligen Bestände.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Senfölglykoside, Sinigrin, Karotin, Fermente, Saponine, Mineralstoffe, Vitamin A, B1, C

Wirkung

Bakterientötend, wundheilend, schleimlösend, desinfizierend, leicht harntreibend, appetitanregend, immunsystemstärkend, stoffwechselanregend

Anwendung in der Volksheilkunde

Senfölglykosidhaltige Pflanzen werden in der Volksheilkunde als örtliche Hautreizmittel eingesetzt. Zum Beispiel bei reflektorischer Therapie zur Vertiefung der Atmung, Erhöhung des Blutdrucks oder zur Anregung der Herztätigkeit. Ihre antibiotisch (keimtötend) wirksame Substanz wird über die Mundschleimhaut resorbiert. Bei Untersuchungen wurden keine Resistenzen beobachtet. Schleimlösend und immunsystemstärkend bei Husten und Bronchitis. Knoblauchrauke – Blattauflage bei Insektenstichen, bei Schürf- und Schnittwunden. Als Frühjahrskur, in Form von Pressaft oder Tinktur, tropfenweise sehr stark verdünnt.

Die Volksheilkunde kennt die desinfizierende Anwendung bei nässenden Wunden, als Gurgelwasser für “lockere” Zähne, bei Würmern, als Frühjahrs – Entschlackungskur, bei rheumatischen Beschwerden und bei Gicht. Es werden ihr auch anti-asthmatische Eigenschaften zugesprochen. Pfarrer Künzle schreibt: “In frischem Zustande, also nicht gedörrt, besitzt das Knoblauchkraut alle guten Eigenschaften des Knoblauchs, ohne dessen ätzende Wirkung. Der Tee dieser Pflanze heilt innere, krebsartige Geschwüre, langweiligen Katarrh und vertreibt die Würmer. Als Gurgelwasser benützt, festigt er wackelnde Zähne und heilt eiterndes Zahnfleisch. Auflagen von frischen Blättern heilen fliessende Wunden.”

Kosmetik

Knoblauchrauke in Wein oder Essig ausgezogen, abgefiltert und stark verdünnt wirkt pflegend für die Haut.
Dosierung und Rezepturen

Tee:

1 Eßl. frisches Kraut mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, sofort zudecken, ätherische Öle verflüchtigen sich sonst. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Nicht auf nüchternen Magen trinken.

oder:
2 Teelöffel Kraut für 5 Std. in kaltes Wasser geben, aufkochen, 10-15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Aus der feingeschnittenen Wurzel lässt sich ein Presssaft herstellen, teelöffelweise und verdünnt einnehmen.

Knoblauchrauken-Essig:

Eine Flasche locker mit Stängeln, Blättern, Blütenknospen und Wurzeln füllen, mit Bio-Apfelessig aufgiessen. Die Pflanzenteile können im Essig bleiben.

Nebenwirkungen

Die Knoblauchrauke nicht über längere Zeit einnehmen. Bei Überdosierung besteht Gefahr einer Nierenreizung.

Bei Erhitzung über 45°C verliert sie an Geschmack und einen Teil der Wirkung.

Namensherkunft,Geschichte und Mythologie

Namensherkunft
Allium (lat.) = Lauch(Geruch)
petalon (griech.) = Blatt

Leonhard Fuchs schreibt in seinem 1543 erschienenen Kräuterbuch: “Knoblauchkraut ist ganz dienstlich zu den grünen saltzen / dass es wermet / zerteilt / und macht subtil die groben und zähe feuhtigkeyten. Aus dem gestossenen samen ein pflaster gemacht / mit essig temperiert / und über die müter gelegt / weret das auffsteigen der selbigen / und bringt die weiber wider zu inen selber.” Im Mittelalter war der Knoblauchhederich das „Arme-Leute-Gewürz“. Sein pfeffrig-knoblauchartiger Geschmack passt vorzüglich zu Lamm und zu gesalzenem Fisch. Das würzige Kraut wurde als Ersatz für das nicht immer verfügbare, teure Salz in den Kräutergärten angepflanzt. Der alte botanische Name der Knoblauchrauke “Allaria officinalis” drückt aus, dass er früher in den Apotheken einen festen Platz hatte. Vermutlich ist er aus dem Gebrauch gekommen, weil die medizinischen Aktivstoffe nur im frischen Kraut enthalten sind. In England nennt man die Knoblauchrauke “Jack-by-the hedge, sauce-alone, hedge-garlic oder garlic-mustard”. Dort wird sie als Salatbeilage oder Sandwichfüllung geschätzt.

Lied der Knoblauchrauke

Melodie Dracularock, Text Ingeborg Sponsel

Wer kennt dieses wilde Kraut, das da aus dem Laub rausschaut, wenn es erscheint im frühen Jahr. Die Sonn geht auf, was ist denn das, verflixt noch mal da riecht doch was. Die Knoblauchrauke ist`s, oh toll, die Essigflasche mach schnell voll. Mit Wurzeln, Blüten, Blätter, Stiel, mach Tee und iß sie frisch recht viel.

Kulinarisches

Die aromatischen Blätter der Knoblauchrauke werden für Buttermischungen, Brotaufstriche, Salatwürze, Kräuterquark, Saucen, Käsegerichten verwendet, seine Samen zum Würzen und als Senfpulver-Ersatz. Die frischen jungen Blätter können auch eingefroren werden. Die geschmacksintensiven Blüten werden zur Dekoration von salzigen Gurkensorbets und Salaten verwendet.

Falsche Kapern

Knoblauchrauke-Blütenknospen und frische junge grüne Samenschoten werden in einem Glas mit heissem Essig übergossen.

Die getrockneten ölhaltigen Samen eignen sich als Würze für Salatsaucen oder Quarks. Damit sich das Aroma voll entfaltet, müssen die Samen gequetscht oder gemörsert werden. Aus den reifen, schwarzen Samen können vitaminreiche Keimlinge gezogen werden.

Senf aus Knoblauchraukensamen

100 g Körner, ½ Teel. Salz, 1 Essl. Honig, 50 ml Essig, 100 ml Weisswein, 2 Zwiebeln, 1 Knoblauch pürieren in Pfanne 10 Min. köcheln bis Masse dick ist.

Wurzeln

Im Herbst oder im zeitigen Frühjahr graben wir die Wurzel der Knoblauchrauke aus, sie schmeckt ähnlich wie Meerrettich. Sauber gewaschen und fein geschnitten kann sie gleich in die Salatsauce gegeben oder in gutem Olivenöl konserviert werden.

 

Ingeborg Sponsel

Literaturhinweise:
Das grosse Kräuterheilbuch / Pfarrer Joh. Künzle / Verlag Otto Walter AG Olten
Wildpflanzen für die Küche / Francois Couplan / AT-Verlag
Arznei aus freier Natur / P. Alois Schmid / Universitätsverlag Freibung Schweiz
Wildkräuter-Kochbuch / Bernd Trum, Pius Lotter / Verlag Tobias Dannheimer

2 Kommentare

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  1. […] jede Pflanze der Gemeinschaft zu Gute. Der Unterwuchs darf ganz allgemein nicht zu hoch werden. Knoblauchrauke und Meerrettich müssen durch Schnitt oder auch mal Ausreissen im Zaum gehalten werden. […]

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