Agrarökologie

Die Probleme der momentan vorherrschenden industrialisierten und globalisierten Landwirtschaft sind bekannt und gut dokumentiert. Nicht nur die AutorInnen des Weltagrarberichts sind der Überzeugung „weiter so wie bisher geht nicht mehr“. Auch die jungen Menschen auf dem Land wollen nicht so weitermachen: Bei der großen Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa ist die Hofnachfolge nicht geklärt.

Dass die meisten jungen Menschen keine Lust auf Landwirtschaft haben, liegt auch an einem Mangel an positiven Perspektiven und an einer Richtung für die Landwirtschaft.

Die Agrarökologie schlägt eine solche Richtung vor. Kurz gefasst geht es bei der Agrarökologie darum, mit der Natur statt gegen die Natur zu arbeiten und von der Natur für die Landwirtschaft zu lernen.

In einer idealen agrarökologischen Landwirtschaft wird versucht, das natürliche lokale Ökosystem mit Nutzpflanzen nachzuahmen. Dabei kann man Wissen über ökologische Konzepte und Prinzipien nutzen. Beispiele für ökologische Prinzipien sind

  • Nährstoffrecycling (in der Natur gibt es keinen Müll, alles wird wiederverwertet)
  • Bodenbedeckung (offener Boden existiert in unseren natürlichen Systemen kaum)
  • Vielfalt und Komplexität (in der Natur gibt es keine Monokulturen)

Viele agrarökologische Elemente existieren bereits in traditionellen und manchen modernen landwirtschaftlichen Systemen; Beispiele sind Mischkulturen, die pflugfreie Bodenbearbeitung, Gründüngung, die Nutzung lokal angepasster Sorten, Mulchen und Agroforstwirtschaft.

Auch soziale und wirtschaftliche Aspekte spielen für die Agrarökologie eine wichtige Rolle. Denn oftmals sind Monokulturen nur die logische Folge des wirtschaftlichen Drucks eines anonymen Marktes, dem die Menschen in der Landwirtschaft ausgesetzt sind. Ein Versuch, sich von diesem Druck zu befreien und damit auch die Möglichkeit zu haben, agrarökologisch zu wirtschaften, sind kleine, lokale Systeme. Eine Bewegung, die auf persönliche Nähe und Vertrauen aufbaut, ist die solidarische Landwirtschaft.

Die Agrarökologie umfasst somit sowohl landwirtschaftliche Praxis als auch Wissenschaft und soziale Bewegungen.

Philipp Weckenbrock, Die Agronauten, tätig in Landwirtschaft und Forschung

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