Das ganze Jahr auf der Weide: Fläminger Weideschwein

Im schönen Fläming laufen die Freilandschweine das ganze Jahr über auf der Weide. Anja Koch, Landwirtin, kümmert sich um die Schweine, dessen Haltung und Aufzucht. Beackert wird die Weide von Johannes Alt vom Biohof SteinReich. Gemeinsam haben sie 2019 den Betrieb von Bernd Schulz übernommen. Auch wird zum größten Teil das Mischfutter mit Getreideschrot und Klee von Johannes Alt vor Ort produziert. Zufüttern muss nicht immer sein. Dies ist stark abhängig von dem Boden, dem Standort und den Wetterverhältnissen. Aber in Gömnigk, wo die Fläminger Weideschweine herkommen, immer öfter erforderlich, denn es gibt nur einen mageren Sandboden mit 21 Bodenpunkten und die anhaltende Trockenheit stellt ein wachsendes Problem dar.

Großer Flächenbedarf

Wichtig für eine erfolgreiche Freilandschweinehaltung ist das Vorhandensein von geeigneter und genügend Fläche. Man muss die Schweine regelmäßig umkoppeln, damit es nicht zu Bodenverdichtung kommt. Mindestens alle zwei bis drei Wochen. Dafür sind etwa 10 ha pro Jahr von Nöten, im nächsten Jahr wird dann diese Fläche beackert und die Schweine rotieren auf die nächsten 10 ha. Insgesamt stehen etwa 30 ha Ackerfläche zur Verfügung und die Tiere fungieren als ein Glied in der Fruchtfolge. Das häufige Umkoppeln hilft auch gegen das Verwurmen der Tiere, ein Wurmmittel ist daher nicht nötig.

Schlafende Fläminger Weideferkel

Die gesamte Fläche ist umzäunt mit einem 1,60 Meter hohen Zaun mit 10 Elektrolitzen. Innerhalb dieses Zauns, mit einem Mindestabstand von 5 Metern, wird dann die eigentliche Koppel mit einer Monolitze abgegrenzt. Probleme mit Wildschweinen hatte Anja bisher mit dieser Lösungsform noch nicht. Jedoch ist natürlich auch hier die Angst vor ASP vorhanden, weshalb es an der Koppel eine Hygieneschleuse gibt und auf die Beachtung der Seuchen- und Hygienevorschriften großen Wert gelegt wird.

Robuste Rassen

Insgesamt werden aktuell 15 Muttersauen gehalten sowie zwei Eber. Die Muttersauen sind eine robuste, an das Freiland angepasste, Kreuzung der Rassen Duroc und Sattelschwein. Die Eber sind eine Kreuzung aus den Rassen Duroc/Hampshire und Sattelschwein/Pietrain. Gehalten werden die Tiere in festen Gruppen mit drei bis sechs Tieren. Die Eber laufen immer mit, auch bei den Ferkel-führenden Sauen. Es wird etwa zweimal im Jahr abgeferkelt. Da die Tiere das komplette Jahr über draußen gehalten werden, wird darauf geachtet, dass sie im Idealfall im Frühjahr und Herbst abferkeln. Denn im Sommer ist es für die Tiere einfach zu heiß und der Hitzestress ist zu groß. Gegenüber Kälte sind die Schweine sehr robust, somit ist ein Kälteschutz im Winter ist nicht nötig.  Doch im Sommer sind besonders die Sohlen zum Kühlen wichtig und ein Unterstand gegen direkte Sonneneinstrahlung. Oft muss mit Wasser nachgeholfen werden, damit die Sohlen auch kühl und feucht bleiben. Das Suhlen bauen ist eine ganz natürliche Sache und mit etwa 4 bis 4,5 Monaten fangen die Sauen selber an sich Suhlen zu „bauen“ und diese zu nutzen.

Hütten der Schweine auf der Weide

10 Wochen Säugezeit

Auf der Weide haben die Sauen Gruppenhütten ohne Boden, die mit Stroh eingestreut sind, zum Schutz gegen die Witterung. Zur Abferkelzeit bekommt jede Sau eine eigene Abferkelhütte. Dort sind die Ferkel etwa 10 Wochen bei der Sau. In dieser Zeit werden sie nicht wie üblich umgekoppelt, sondern bleiben als Gruppe auf der Koppel. Hier werden meist mehrere Sauen mit ihren Ferkeln zusammen gehalten. Danach kommen die Ferkel, bis zu ihrem Verkauf, etwa zwei bis drei Wochen in Absetzerbuchten mit Hurdles. Das sind kleine, durch einzelne Zaunteile, abgetrennte Mobilsysteme auf der Weide. In dieser Zeit werden die Ferkel unter Vollnarkose kastriert, geimpft und bekommen Ohrmarken. Die Schwänze bleiben dran. Bei der Freilandhaltung und dem großen Platzangebot gibt es keine Probleme mit Schwanzbeißen.

Fläminger Weideferkel

Die Ferkel werden fast alle weiterverkauft an Bio-Mastbetriebe in der Region. Hin und wieder behält Anja von Ihren Aufzuchtferkeln Tiere für die eigene Nachzucht. Denn das Alter der Weidemuttersauen ist sehr unterschiedlich und hängt sehr vom Wachstum und damit einhergehenden Gelenkproblemen ab. Die ältesten Sauen bei den Fläminger Weideschweinen sind zwischen acht und neun Jahre alt.

Schwein “Hildegard” mit ihren Ferkeln

Probleme mit Parasiten gibt es bei den Weideschweine keine, Schweineläuse werden, wenn nur durch Fremdtiere eingeschleppt. Durch das regelmäßige Säubern der Hütten, Hurdles etc. mit dem Kärcher und das Suhlen der Schweine kommt es selten zu Infektionen oder aufgeschubberten Stellen bei den Sauen. Das einzige richtige Problem, stellen Kolkraben dar, denn diese fressen den Schweinen das Futter weg, was erhebliche Futterverluste mit sich bringt. Außerdem attackieren sie die jungen Ferkel und verletzen sie, was auch zum Tod dieser führen kann. Daher ist gerade in den ersten Wochen ein geeigneter Unterstand für die Ferkel wichtig.

Gina Nettsträter, 2023

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Fläminger Weideschwein
Bad Belzig, Brandenburg, Deutschland
Anja Koch
1
30 ha
Bio
Ferkelzucht
Getreide (Roggen)
Klee / Melde
15 Sauen
2 Eber
100 m ü. M.
Sandboden, 21 Bodenpunkte
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