Wachse an deinen Herausforderungen

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Wer loslässt, hat zwei Hände frei

Der Trotz, von dem ich letztes Mal berichtet habe, ist überwunden. Jetzt geht es endlich “richtig” los für das Anlegen des neuen Gartens.

Gut, dass ich vorher nicht wusste, was mich erwartet, als ich mit dem Jäten gestartet habe. Es ging nicht darum, einfach nur die zugewachsenen Wildkräuter, den Giersch und das Gras zu entfernen. Waren die Pflanzen weg, war immer noch kein Beet da, denn der gesamte Garten ist von einer 30 cm dicken Wurzelschicht überzogen.

Es ist verrückt, das wurde mir schon mehrmals gesagt, aber ich trage doch tatsächlich 30 cm Erde aus dem Garten ab. Klingt ganz einfach, ist aber ein richtiger Knochenjob und körperlich sehr, sehr anstrengend. Denn diese Wurzelschicht ist dicht und hat sehr viel Gewicht. Ich brauche mehrere Stunden pro Beet und mir ist bewusst, dass ich nur die meisten der tiefen und weit verzweigten Wurzeln erwischt habe, nicht alle.

Mein Vorpächter hat nie gejätet, das haben mir auch meine Schrebergartennachbarn bestätigt. Er ist einfach zwei Mal pro Jahr mit der Fräse durch den Garten und ich habe das Ergebnis geerbt. Jede Gärtnerin weiss, dass jedes Zentimeter Wurzelstückchen des Giersch eine neue Pflanze ergibt. Wie kann man einfach mit der Fräse durch den Giersch fahren! Das gibt Tausende neuer Gierschpflanzen.

Meine Wurzelschicht besteht aus Schnurgras, Giersch, bis zu 50 cm tiefe Löwenzahnwurzeln und der Winde. Also die hartnäckigsten aller hartnäckigen Wurzelunkräuter.

Im Kompost will ich das nicht, so viel ist klar. Die Grünmülltonne ist an einem einzigen Vormittag dicht gefüllt. Also wohin damit? Bis mir eine gute Lösung einfällt, schütte ich jede Woche einen grossen Haufen Wurzelwerk an.

Noch bin ich sehr motiviert, jede Woche werden ein bis zwei neue Beete freigelegt. Der Muskelkater wird wöchentlich weniger und ich habe keine Rückenprobleme, wofür ich sehr dankbar bin.

Beet für Beet

Es war klar, dass nicht alle Pflanzen aus dem alten Garten in den neuen umziehen werden. Zum Beispiel habe ich die Himbeerpflanzen neu gesetzt, da die alten etwas kränkeln.

Auf das Himbeergerüst bin ich besonders stolz, die Holzpfosten habe ich tief in die Erde eingegraben.

Am untersten Ende des Gartens sind die beiden Tomatenhäuschen entstanden. Ich habe in den letzten Jahren immer sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die starkzehrenden Tomatenpflanzen in Kübeln zu ziehen. Die Tomatenerde ist im Herbst jeweils sehr ausgelaugt, die wandert dann in den Kompost und wird mit frischen Pflanzenteilen zu toller neuer Erde umgesetzt.

Die Tomatenhäuschen stehen nicht ganz gerade, aber stabil.

Homöopathie hilft immer

Die Tomaten waren nur einen Tag nach der Pflanzung voll mit Läusen. Der Garten hat einige sehr grosse Nester mit Ameisen. Die kleinen fleissigen Tierchen haben sofort ihre Blattlauskolonien an den Tomaten hochgezogen.

Alle Krankheiten oder Probleme der Pflanzen behandle ich als erstes immer mit Homöopathie. Meistens mit super Ergebnissen, selten muss ich mir andere Massnahmen überlegen. Bereits einen Tag später waren die Läuse um die Hälfte reduziert, zwei Tage später waren fünf der sechs Tomatenpflanzen frei von Blattläusen und sind es bis heute geblieben.

An der einen Pflanze, die noch Läuse hat, lasse ich sowohl die Läuse als auch die Ameisen in Ruhe. Ich bin bis zu einem grosszügigen Grad bereit, mit den Tieren in unserem Garten zu teilen.

Tomatenpflanze mit Läusen.

Mit Homöopathie behandelt, seither frei von Läusen.

Freud und Leid in einem neuen Schrebergarten

Immer wieder finde ich rostige Nägel und Schrauben in der Erde. Besonders unlustig ist es, wenn sich ein Nagel durch die ganze Sohle des Turnschuhs bis zum Fuss durchbohrt. Und immer wieder finde ich Plastikreste, Flaschen, Dosen oder Zigarettenpäckchen in der Erde. Es ist die Respektlosigkeit gegenüber der Erde, die mich traurig macht.

Ich habe die Konstruktion, mitten im Garten, nicht ganz verstanden. Mein Nachbar montiert sie ab.

Was mir Mut macht, neben den Pflanzen, die an ihrem neuen Zuhause wachsen und gedeihen, sind meine neuen Nachbarn. Ich glaube, sie haben Mitleid mit mir und schenken mir Jungpflanzen, Blumen und Salat. Sie loben mich, motivieren mich und helfen mir. So hat zum Beispiel ein Nachbar ein etwas eigenartiges Holz-konstrukt, das mitten im Garten stand, abmontiert und das gesamte Material mitgenommen.

Jäten und Mulchen

Wenn die freigelegten Beete erstens nicht sofort mit neuen Pflanzen bepflanzt werden und ich zweitens nicht jede Woche die neuen Beete bereits wieder durchjäte, dann wächst alles wieder zu.

Es ist klar, dass ich trotz sorgfältiger Wurzelentfernung nie alle Wurzeln erwischen kann. Und Samen von Unkräutern, die aufgehen, gibt es ja auch noch. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Natur ihr Revier zurückholt, ist sehr beeindruckend.

Erste Mulchversuche mit dem, was gerade zur Verfügung steht: Löwenzahnblätter und Brennessel.

Natürlich weiss ich, dass in einem Bio-Garten nackte Erde nichts zu suchen hat, es gehört Mulchmaterial zwischen die Pflanzen. Nur woher nehmen? Ich habe weder Rasenschnitt noch bestehende Stauden (z.B. Beinwell), mit denen ich die Beete mulchen könnte.

Heute habe ich erstmals alle zur Verfügung stehenden Brennnessel in der gesamten Schrebergartenanlage geerntet und damit zunächst eine Brennnesseljauche angesetzt und die restlichen Brennnessel grob zerkleinert zwischen die Pflanzen gelegt. Ich habe leider viel zu wenig Material, ich habe sogar Löwenzahnblätter mit dazu gelegt. Besser als nichts, dachte ich mir. Wie es wirkt? Darüber berichte ich das nächste Mal.

Winterthur, 05.06.2017, Sonja Maria Kamper

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