terrabc.org: Erfahrungen teilen, Zukunft gestalten

Warum Erfahrungsaustausch in der Landwirtschaft so wertvoll ist

In der Landwirtschaft tätige Menschen stehen täglich vor Herausforderungen, die von Anbau- oder Tierhaltungstechniken über Bodenbeschaffenheit bis zu Klimaveränderung gehen. Darum ist der Dialog untereinander besonders wichtig. Der Austausch hilft, Lösungsansätze zu finden und Fehler zu vermeiden. Erfahrungsberichte aus ähnlichen Regionen helfen dabei, praxiserprobte Strategien und Anpassungen für die jeweils eigenen Höfe weiterzuentwickeln und erfolgreich umzusetzen. Der Erfahrungsaustausch fördert die Verbreitung innovativer und nachhaltiger Methoden, die sich bereits in der Praxis bewährt haben. Gerade in Zeiten von Krisen (Schädlinge, Krankheiten oder Wetterextreme) ist der Austausch essenziell, um schnell und wirkungsvoll reagieren zu können.
Wissenschaftliche Forschung zum Erfahrungsaustausch in der Landwirtschaft bestätigt unsere Vermutung: Der direkte Austausch untereinander (Peer-to-Peer) sei besonders effektiv. Landwirte und Landwirtinnen profitieren oft mehr vom Austausch untereinander, wenn man unter ähnlichen Bedingungen arbeitet, mehr als von ‹rein wissenschaftlichen› Beratern. Studien zeigen aber auch, dass die Kombination von Forschung und praxisorientiertem Wissen oft zu besonders wirksamen und anpassungsfähigen Lösungen führt.

Übertragbarkeit von Erfahrungen

Rudolf Steiner entwickelte das Konzept des ‘landwirtschaftlichen Organismus’. Jeder Hof wird dabei als lebendiges und einzigartiges System verstanden, das durch eine Balance von Boden, Pflanzen, Tieren und Menschen besteht. Diese Einzigartigkeit jedes Hofes kann eine Hürde für den Austausch von Praxiserfahrung sein. «Was an einem Ort fruchtet, kann an einem anderen unbrauchbar sein». Das bedeutet nicht, dass Steiner gegen Erfahrungsaustausch war. Dieser solle aber weniger dem simplen Kopieren von Techniken, als einem tiefen Verständnis und gegenseitigem Lernen zur Vielfalt der natürlichen Prozesse dienen.

Bei terrabc.org sind wir überzeugt, dass wer auf einem Hof arbeitet, die Einzigartigkeit und Komplexität dort gut kennt. Daher sehen wir kaum eine Gefahr, dass eine Methode oder Praxis unreflektiert übernommen würde.

Räumliche Entfernung durch Spezialisierung

Wo vor wenigen Jahrzehnten zum Beispiel in einer Futterbauregion die meisten Höfe noch kleinere Milchviehbetriebe mit lokalen Rassen waren, finden wir heute eine vielfältige Mischung unterschiedlichster Hofstrukturen. Spezialisierung und Diversifizierung mit verschiedenen Produktionstypen, Labelzugehörigkeiten, Konzepten, Absatzkanälen und Marktsegmenten hat zu einer Vielzahl einzigartiger Betriebsformen geführt.

Dadurch nahm die Entfernung zwischen Betrieben zu, die dasselbe Betriebskonzept, dieselbe Ausrichtung haben oder dieselben Methoden anwenden. Die Distanz vergrössert sich weiter, wenn es um Erfahrung mit neuartigen und noch selten angewandten Methoden oder Systemen geht. Wir finden, auch deshalb spielen digitale Plattformen wie terrabc.org beim Austausch eine wachsende Rolle. Diese ermöglichen es den Menschen, ihre Erfahrungen auch ohne physische Treffen und unabhängig von Ort und Zeit auszutauschen.

Nur Mut!

Noch zögern viele, ihre Erfahrungen öffentlich zu teilen. Oft aus Sorge, ihre Methoden seien zu speziell, zu wenig wissenschaftlich oder zu wenig übertragbar auf andere Betriebe. Doch gerade der individuelle Austausch ermöglicht spannende Einblicke: er erlaubt es uns, konkrete Bedingungen zu vergleichen, Unterschiede zu bewerten und Methoden anzupassen, um auf dem eigenen Betrieb Erfolg zu haben. Der persönliche
Austausch bietet schliesslich Gelegenheit zur Inspiration und Weiterentwicklung. In diesem Sinne laden wir gerne alle Bauern und Bäuerinnen ein: Stellen sie ihr Praxiswissen, ihre Erfahrungen einander zur Verfügung. Unterstützen sie die erfolgreiche Zukunftsgestaltung anderer Betriebe!

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