Hintergrund: Reduzierte Bodenbearbeitung
Seit Jahrtausenden bestellen die Menschen ihre Felder mit Hilfe des Pfluges. Die wendende Bodenbearbeitung sorgt für ein optimales Saatbeet. Mithilfe des Pfluges lässt sich eine Wiese in nur einem Arbeitsgang sauber umbrechen und Unkräuter, Erntereste sowie Hofdünger können in den Boden eingearbeitet werden. Der Boden wird dabei gelockert und durchlüftet, was zu einer schnelleren Erwärmung und Abtrocknung führt und Nährstoffe mobilisiert.
Auf den Pflug verzichten
Was auf den ersten Blick nur Vorteile bringt, birgt bei genauer Betrachtung auch einige Nachteile, so das Forschungsinstitut für biologischen Landbau Schweiz (FiBL) in seinem Merkblatt zu “Reduzierter Bodenbearbeitung”. Die intensive Bearbeitung des Bodens mit dem Pflug zerstört die Aggregats- und die Kapillarsturktur des Bodens, dezimiert die Regenwürmer und beschleunigt den Abbau der organischen Substanz, was grosse Klimagasemmissionen in die Atmosphäre bewirkt. Der Pflug hinterlässt ausserdem einen vollständig unbedeckten Boden, welcher der Witterung schutzlos ausgesetzt und somit stark anfällig für Verschlämmung und Erosion ist. All diese Faktoren können langfristig zu einer verringerten Tragfähigkeit und Verdichtung des Bodens führen. Wasser-, Nährstoff- und Gashaushalt im Boden werden beeindträchtigt.
Bei der reduzierten Bodenbearbeitung wird der Boden vor der Saat viel weniger intensiv bis gar nicht bearbeitet, was viele Vorteile mit sich bringt. Doch birgt dieses Anbauverfahren in einem System ohne Herbizide und schnell lösliche Stickstoffdünger auch etliche Herausforderungen, welche es zu meistern gilt, um langfristig stabile Erträge und eine gute Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung (FiBL 2014):
- Bodenstruktur und Tragfähigkeit – Bessere Bodenstruktur durch Befahren des gewachsenen Bodens und Verzicht auf intensive und tiefe Bodenbearbeitung – Bessere Tragfähigkeit – Weniger Verdichtungen – Keine Pflugsohle
- Erosionsschutz und Wasserhaushalt – Pflanzenreste an der Bodenoberfläche schützen den Boden vor Regen und Wind – Bessere Wasseraufnahme bei starken Niederschlägen – Weniger Oberflächenabluss und Erosion – Weniger Staunässe – Bessere Wassernachlieferung aus den tieferen Bodenschichten bei Trockenheit
- Humus und Bodenlebewesen – Geringere Bodendurchlüftung hemmt Humusabbau – Geringere Arbeitstiefe schont Regenwürmer – Pflanzenreste an der Bodenoberfläche dienen den Regenwürmern als Nahrung – Förderung der Bodenmikroorganismen
- Klimaschutz – Geringere Mineralisierung der organischen Substanz im Boden und somit geringere Co2-Freisetzung – Treibstoffeinsparung durch geringere Arbeitstiefe (trotz ggf. erhöhter Anzahl Überfahrten)
Der oben stehende Text wurde dem Merkblatt “Reduzierte Bodenbearbeitung” des FiBL 2014 entnommen; es enthält Erfahrungen mit verschiedenen Verfahren der reduzierten Bodenbearbeitung, ihre jeweiligen Besonderheiten und ihre Eignung für den biologischen Landbau, siehe: www.bioaktuell.ch.
Bei der reduzierten Bodenbearbeitung gibt es verschiedene Verfahren mit unterschiedlicher Bearbeitungsintensität bis hin zur Direktsaat bei der vollkommen auf eine Bearbeitung des Bodens verzichtet wird. Welche Mischkultur / welche Sorte ist sinnvoll? Welche Fruchtfolge passt auf meinen Betrieb und welche spezifischen Arbeitsgeräte brauche ich? Das sind Fragen, die unmittelbar mit dem Thema reduzierte Bodenbearbeitung verknüpft sind.
Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Bäuerinnen und Bauern.
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