Sonjas Pünt in Winterthur
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Ein Stück Erde wird zum Garten
Da ich der Learning-by-Doing-Typ bin, habe ich kein Buch darüber gelesen, wie die ersten Schritte für die Gartengestaltung aussehen. Ich gehe ausschliesslich mit Hausverstand und Bauchgefühl an die Sache heran. Aus den Fehlern, die ich mache, lerne ich am meisten.
Trotz meines wilden Gärtnerstils habe ich mir vorgenommen, zumindest einen Plan für die neue Gartengestaltung zu zeichnen, auch wenn ich weiss, dass ich ab dem ersten Tag davon abweichen werde. Schliesslich, so sagt ein schlauer Spruch, ersetzt ein Plan den Zufall durch den Irrtum.
Ich gestehe, dass ich sehr erleichtert war, dass es Anfang März so einige kalte, graue Tage gab. Es graute mir davor, mit der Arbeit im Garten zu beginnen. Den neuen Garten lege ich nicht an, weil ich unbedingt will, sondern weil ich mich dazu gezwungen sehe. Meine Gartenarbeit ist von grossen, emotionalen Prozessen des Abschiednehmens und der Wehmut begleitet, mit denen ich in dieser Intensität nicht gerechnet hatte.
Altlasten
Schrebergärten haben teilweise einen sehr schlechten Ruf. Sie seien überdüngt und es werde zu viel Chemie eingesetzt, wird behauptet. Leider kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass bei einem Schrebergarten häufig mehr gepachtet wird als nur ein Garten. Beim ersten Garten habe ich Altlasten in Form von mehreren Hundert Liter Müll und einen furchtbar traurigen, völlig überdüngten und gleichzeitig ausgelaugten Boden übernommen. Mit Kompost, Effektiven Mikroorganismen und Homöopathie haben wir uns mit viel Geduld bemüht, den Boden wieder in Ordnung zu bringen.
Der zweite Garten hat eine sehr gute Erde, dem Himmel sei Dank. Doch schon wieder stehe ich mit dem Müllsack im Garten und sammle Zigarettenstummel, Plastikfetzen, rostige Nägel, Aludosen, Scherben und Plastikschnüre ein, die achtlos weggeworfen wurden.
Okay, es ekelt mich zwar – vor allem vor den Zigaretten – aber Müll einsammeln ist eine einmalige Aktion und dann ist das erledigt, halb so wild. Was ich viel schlimmer finde, ist der mangelnde Respekt, mit dem der Garten behandelt wurde. Hier einen Ausgleich herzustellen, ist mir sehr wichtig.
In den nächsten Tagen werde ich daher mit einer Räucherung durch den Garten gehen. Mit Räuchern kann wunderbar das Alte verabschiedet werden, damit das Neue anschliessend Einzug halten kann.
Die ersten Schritte
Auch wenn ich die Wildheit im Garten liebe, so bin ich ansonsten ein durch und durch strukturierter Mensch. Also werden auf dem neuen Stück Erde, für das ich verantwortlich sein darf, als erstes die Wege gelegt. In einem Brockenhaus habe ich quadratische Holzplatten gefunden, mit denen normalerweise Terrassen verlegt werden. Auf der Unterseite haben die Platten ein Kunststoffgitter, das Holz liegt also nicht direkt auf der Erde und hält dadurch länger, so meine Gedanken.
Meine Freundin Almut war so nett, und hat mir beim Verlegen der Platten geholfen. Sie war nicht nur für die eigentliche Arbeit eine grosse Hilfe, es war zudem sehr wertvoll für mich, bei diesem Neubeginn nicht alleine zu sein.
Meine Idee war, dass es als Kreuz angelegt zwei Hauptwege gibt, die den Garten in 4 Quadranten einteilen – einmal strukturierter Mensch, immer strukturierter Mensch. Wir haben zunächst kleine Erdwalle angehäuft, bevor wir die Platten gelegt haben. Da sich die Erde unter den Wegen durch das häufige Begehen komprimiert und die Platten dadurch im Laufe der Zeit tiefer als zu Beginn liegen werden, wollte ich dies beim Verlegen vorausschauend korrigieren.
Gestern hat es geregnet, heute bin ich sofort in den Garten um nachzusehen, ob die Wege gehalten haben oder unterspült wurden und habe mein erstes Erfolgserlebnis: die Wege liegen perfekt.
Es ist so wertvoll, wenn der erste Schritt gut gelungen ist, das gibt Optimismus und ist ein positives Omen zum Gelingen der weiteren Schritte.
Gerne nehme ich Sie mit auf diese Abenteuerreise und berichte in einigen Wochen von den Fortschritten im Garten.
Winterthur, 19.03.2017, Sonja Maria Kamper
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