Trockenstellen ohne Antibiotika
Eine aktuelle Umfrage unter Schweizer Milchviehbetrieben zeigt auf, dass 44 % der Betriebe beim Trockenstellen ‘eher oft’, ‘oft’ oder ‘immer’ Antibiotika einsetzen. Und je höher die Milchleistung der Kühe auf einem Betrieb ist, desto mehr wird Antibiotika verwendet.
Aus diesem Anlass haben wir drei Milchviehbetriebe nach ihrer Praxis beim Trockenstellen befragt, welche versuchen möglichst ohne Antibiotika trockenzustellen:
Hof Wichried – Ueli Odermatt
Bei Ueli Odermatt werden die Kühe acht Wochen vor dem Abkalbetermin mit einer Leistung von 10 – 16 Liter Tagesmilch trockengestellt. Sollte eine Kuh zu diesem Zeitpunkt noch zu viel Milch geben, wird sie zu den Trockenstehern gestellt. Mit der entsprechenden Futterreduktion kann die Milchproduktion heruntergefahren werden, bevor sie endgültig trockengestellt wird. Mit dem letzten Melkvorgang wird zur Unterstützung ein natürlicher Trockensteller aus verschiedenen Heilpflanzen verabreicht (Laktastopp). Nach dem Trockenstellen müssen die Kühe einige Tage auf den Weidegang verzichten. Je nach Euterdruck werden die Kühe nach zwei Tagen nochmals leergemolken. Ueli Odermatt achtet bei der Zucht sehr auf Fitnessmerkmale, eine gute Persistenz und auf Tiere mit tiefen Zellzahlen. Er findet es eine Herausforderung, die Kühe möglichst lange zu nutzen und gleichzeitig tiefe Zellzahlen zu halten. Umso wichtiger sind robuste Tiere und ein sorgfältiges Management auch beim Trockenstellen.
Sollten bei einer Kuh Ende Laktation die Zellzahlen über 100’000 liegen, so wird untersucht, welche Keime vorhanden sind. Aufgrund der Untersuchungsresultate wird entschieden, ob und wie behandelt wird.
Kennzahlen: Der Milchviehbetrieb Wichried mit einer Fläche von 24 ha hält 40 Milchkühe (30 Brown Swiss und 10 Original Braunvieh). Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 6’600 kg, Zellzahlen im Durchschnitt bei ca. 70’000, auf der Alp sind die Zellzahlen etwas höher als auf dem Heimbetrieb
Betrieb Peter & Jutta Sauter, Hofen bei Bissegg
Peter Sauter stellt die Kühe acht Wochen vor dem Abkalbetermin in die Gruppe der Galtkühe mit entsprechender Ökoheu-Fütterung. Zu diesem Zeitpunkt geben die Kühe jeweils noch ca. 12-16 Liter Milch. Nach zwei Tagen werden die Kühe nochmals gemolken. Es werden keine Antibiotika eingesetzt und auch kein Zitzenversiegler. Bis die Kühe ganz trocken sind dürfen sie nicht auf die Weide. Früher hatte Peter Sauter pro Kuh noch 1 kg Soja im Tag verfüttert. Seit er nur noch mit selbst produziertem Futter arbeitet, ist die Milchleistung Ende Laktation nicht mehr so hoch und es treten weniger Probleme beim Trockenstellen auf. Peter Sauter findet nicht nur das Management wichtig, er achtet bei der Zucht auch auf Genetik mit guter Mastitisresistenz.
Kennzahlen: Milchvieh- und Ackerbaubetrieb mit 39 ha (davon 19 ha Naturwiesen und Weiden), Lege- und Junghennen, 60 Holsteinkühe, Fütterung: 20 % Silomais, 5 % Körnermais in Startphase, 75 % Raufutter.
Tierhaltergemeinschaft Milchvieh – Peter Schweizer und Markus Bommer
In der Tierhaltergemeinschaft Peter Schweizer und Markus Bommer werden die Kühe rund 6 Wochen vor dem Abkalbetermin trockengestellt. Zum diesem Zeitpunkt geben die Tiere nur noch 3 – 4 Liter Milch. Der Wechsel erfolgt abrupt und eine Behandlung erfolgt ausschliesslich, wenn die Zellzahlen zu hoch sind.
Kennzahlen: Milchviehbetrieb mit 34 ha und 55 Milchkühen (Holstein und Swiss Fleckvieh). Milchleistung im Durchschnitt ca. 7’000 kg.
Die Empfehlungen des FiBL
Wichtige Voraussetzungen für das richtige Trockenstellen sind:
- Guter Zitzenkanalverschluss (abhängig von der Zucht, usw.).
- An den Bedarf angepasste Fütterung (keine Leistungsration!).
- Abruptes Trockenstellen, kein Übermalen.
- Tägliche Euterkontrolle der trockenstehenden Tiere in den ersten und in den letzen zwei Wochen der Trockenzeit.
- Bei Problemen mit dem Zitzenkanalverschluss: Zitzentauchen in den heiklen Phasen der Trockenzeit (siehe oben).
- Verletzungen am Euter (vor allem kurz vor dem Abkalben) und Vergrösserung des Euters (Ödembildung) sind besondere Beachtung zu schenken. Zitzenkanalverletzungen erhöhen die Anfälligkeit für Infektionen.
Weiterführende Informationen und Merkblätter zum Thema Trockenstellen findest du >hier<.
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In verschiedenen Quellen berichten Bäuerinnen und Bauern, wie sie am Ende der Laktation Salbei zur Reduktion der Milchmenge einsetzen. Damit soll das Trockenstellen erleichtert werden und Komplikationen können reduziert werden. Den Kühen wird z.B. 150 g getrockneter Salbei eine Woche lang vor dem Trockenstellen gefüttert. (https://www.agrarheute.com/tier/rind/milchkuehe-salbei-trockenstellen-so-gehts-568525)