Doppelmesser-Mähwerk für den Traktor

Wie so viele, gefühlt eigentlich alle, haben wir unser Gras bis vor einigen Jahren mit einer Kombination von Scheibenmähwerken in Front- und Heckanbau gemäht. Um möglichst nah an die Stämme unter den hängenden Ästen auf unseren Streuobstwiesen mähen zu können, brauchen wir diese Kombination. Unser relativ kleiner Schlepper hatte mit den beiden Mähwerken viel zu tragen und war auch leistungsmäßig ausgereizt. Am Vorgewende muss zudem, zumindest auf den Streuobstwiesen, immer unter Vollgas rangiert werden. Zu Lasten der Kupplung.

Eher per Zufall bin ich dann auf eine eigentlich schon alte Technik aufmerksam geworden: Doppelmesser. Die gab es eigentlich schon lange. Vor allem im Alpenraum werden sie bis heute bei Motormähern verbaut. Eine solide und erprobte Technik. Als Anbauvariante am Traktor sind sie wohl vor allem wegen des aufwendigen Messerschärfens verdrängt worden.
Eine kleine Firma aus dem Allgäu hat die Vorteile dieser Mähwerke neu entdeckt und das bestehende System mit neuer Technik kombiniert

Viele Vorteile

Für unseren Betrieb ist das ein echter Gewinn. Wir mähen nach wie vor in der Front und im Heck mit insgesamt 6 Metern. Die Mähwerke wiegen weniger als die Hälfte der Scheibenmähwerke. Gleichzeitig kann der Schlepper statt mit Vollgas mit 1.500 Motorumdrehungen laufen. Natürlich ist es auch für den Fahrer entspannender, wenn der Motorlärm geringer ist. Und weil die Mähwerke kein Getriebe haben – der Antrieb erfolgt über eine zapfwellenbetriebene Ölpumpe und Ölmotor – kann man den Fuß von Gas nehmen, in Ruhe schalten und rangieren, und das Mähwerk ist sobald man wieder Gas gibt sofort auf Touren

Was mich darüber hinaus noch an dieser Art zu mähen begeistert ist, dass die Mähwerke das Gras, bei uns bei ca. 7 cm, abschneiden und nicht schlagen. Vor allem in trockenen Jahren, so bilde ich mir zumindest ein, treiben die Pflanzen deutlich schneller wieder aus. Da kein Sog durch schnell rotierende Klingen entsteht, fällt das Mähgut einfach um. Schmetterlinge, Insekten und Co werden nicht eingesaugt und geschreddert. Auch Maulwurfshaufen werden nicht großflächig im Futter verteilt. Wenn die Bestände nicht sehr dicht sind, erspart die gleichmäßige Ablage das erste Wenden.

Das Mähwerk meiner Wahl? Ja, auf jeden Fall. Das Messer schärfen ist sicherlich aufwendiger als Klingen wechseln. Vor allem weil es ca. alle 10 bis 15 ha erfolgen muss. Ein zweiter Messersatz ist da angeraten. Inzwischen gibt es für das Schleifen einen Schleifautomaten, oder wer es günstiger möchte eine präzise Führung für eine Flex. Denn der Messerwinkel muss stimmen. Auch sind die Mähwerke bauartbedingt etwas graziler als Scheiben- oder Trommelmäher. Steinen und Zaunpfosten gilt es auszuweichen

Mit Schmetterlings-Kombinationen, die aufgrund des geringen Gewichts auch in der Front gefahren werden können, kommen die Mähwerke auf Arbeitsbreiten von über 10m bei Geschwindigkeiten von je nach Gelände 12 km/h. Der Fahrer hat alles im Blick, wird nicht von einem röhrenden Motor gestresst, der Bodendruck ist vergleichsweise niedrig. Geringe Futterverschmutzung, Insektenschutz und Treibstoffersparnis sind die anderen Vorteile, die in meinen Augen das Messerschleifen komplett aufwiegen. Vor allem wenn man diese gleichfömige Arbeit als Moment der Ruhe begreift.

Marcus Nürnberger, https://biohof-alte-schule.de/2020, Hessen

Das Doppel-Messer-Mähwerk wiegt deutlich weniger als die herkömmlichen Scheiben-Mähwerke.
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