Front-Doppelmesser-Mähwerk
Wir nutzen dieses Mähwerk jetzt in der 4. Saison. Der Beweggrund für die Anschaffung war der Insektenschutz. Anders als beim Scheibenmesser-Mähwerk mit seinen rotierenden Messern unterhalb des Schutztuches und der entsprechenden Sogwirkung für Insekten, fährt beim Balkenmäher der Balken unter dem Gras her und das Gras fällt um. Die Insekten sind damit kaum betroffen.
Wir haben eines der ersten Modelle und anfangs gab es noch das ein oder andere Problem. Doch in den letzten 2 Jahren läuft es und wir mähen nur noch mit diesem Mähwerk. Sein Handling erfordert ein gewisses Feingefühl und Erfahrung. Neben vielen positiven Aspekten hat es auch Nachteile. Doch die nehmen wir gerne in Kauf.
Kleiner Schlepper mit grosser Arbeitsbreite
Aufgrund seines niedrigen Gewichts und geringen Leistungsbedarfs kann das Mähwerk auch mit kleinen Traktoren genutzt werden. Ich verbrauche die Hälfte an Diesel im Vergleich zum Einsatz einen Kreiselmähers der gleichen Breite. Wir haben sogar einmal ausprobiert, einen Traktor mit nur 65 PS Carraro, einen Plantagenschlepper zu nutzen – das ging ohne weiteres.
Mit einem eher kleinen Traktor erreicht man eine gute Arbeitsbreite (10 Meter). Und bringt damit auch weniger Gewicht auf den Boden – bei einem sehr kleinen Traktor 4-5 Tonnen. Bei unserem Schlepper im 100 PS-Bereich sind es mit dem Doppelmesser-Mähwerk etwa 5,5 Tonnen statt die 10-12 Tonnen einer Gesamtkombination mit Scheiben-Mähwerk. Weniger Gewicht bedeutet auch eine geringere Bodenbelastung / Verdichtung des Bodens.
Guter Schnitt und angenehmes Arbeiten
Das Futter ist sehr sauber und trocknet schneller. Das Gras treibt ausserdem schneller wieder aus, weil es wie mit einer Schere geschnitten und nicht gequetscht wird. Manchmal setzen wir das Mähwerk mit einer Nachrüstung ein, um Disteln oberhalb des Getreides abzuschneiden. Das ist ein Nebennutzen, den sonst eher grosse Ackerbau-Betriebe zu schätzen wissen. Mir macht das Mähen mit dem Doppelmesser-Mähwerk viel mehr Spass. Ich kann direkt aufs Gras schauen, sehe wie es fällt. Und weil der Motor mit 1400 Umdrehungen läuft, ist das Mähen viel leiser.
Kosten und Wartungsaufwand sind hoch
Nachteil des Front-Doppelmesser-Mähwerks sind sein hoher Anschaffungspreis (heute knapp 50.000€) und seine teuren Ersatzteile. Einige Komponenten, die die Herstellerfirma zukauft, wie Schneidwerk, Mähbalken, Mähmotoren, Antriebe von EFM, sind sehr teuer.
Und das Doppelmesser-Mähwerk ist anfälliger als ein Scheiben-Mähwerk. Man muss vorsichtiger und manchmal auch langsamer fahren. Es ist hilfreich, seine Wiesen gut zu kennen.
Der Wartungsaufwand ist höher: abschmieren und Messer schärfen braucht Zeit. Auf 8 Stunden Mähen folgen 2 Stunden Wartung. Doch es ist wichtig, dass die Messer scharf sind, sonst biegen sie das Gras runter statt es sauber zu schneiden. Insbesondere bei nassem Gras müssen die Messer scharf sein. Damit das Mähen gut gelingt, muss der Widerstand des Grases möglichst hoch sein. Bergab oder bei nassem Gras kann das auch mal schwierig sein. Es ist hilfreich, mit einer gewissen Geschwindigkeit zu fahren, dann trifft man mit dem Messer härter auf die Halme.
Feingefühl und Fachkenntnis
Doch in unserer Familie ist die Bereitschaft hoch, dieses Mähwerk zu nutzen, weil wir es besser machen wollen. Besser für die Insekten und für die Umwelt. Da gehört die Wartung dann einfach mit dazu. Insgesamt gilt: Man muss sich mit der Maschine befassen. Nullachtfufzehn geht nicht. Es gibt auch mal Rückschläge aus Unkenntnis oder weil mal was nicht funktioniert.
Das Doppelmesser-Mähwerk ist eine alte Technik, die verschwunden ist, weil die Kreiselmäher einfacher zu handhaben sind und weil die grösseren Trecker mit viel PS es möglich machten.
Die Technik ist heute besser, doch gewisse Grundprobleme bleiben. Die Messer müssen scharf sein und der Widerstand zum Gras muss aufgebaut werden. Bei ungünstigen Verhältnissen kann das Mähbild mal unschön sein. Das liegt an der Struktur des Mähwerks: Es gibt ein Front-Mähwerk und dahinter versetzt zwei Seiten-Mähwerke. Der Antrieb des Front-Mähwerks, ein hydraulischer Ölmotor von 10cm Breite, liegt bodengleich und drückt das Gras um und das nächste Mähwerk schafft es dann bei ungünstigen Bedingungen nicht, dieses Gras sauber abzumähen. Vor allem nasses oder sehr langes Gras wird umgedrückt und richtet sich nicht schnell genug wieder auf und wird damit nicht geschnitten. Aber das ist mehr ein Schönheitsfehler. Und man kann sich drauf einrichten indem man statt um 7 Uhr vielleicht erst um 10 Uhr mäht.
In Hessen gab es dieses Jahr als Pilotprojekt eine flächenbezogene Förderung für das Mähen mit dem Doppelmesser-Mähwerk. Das war gut.
Nikolai Hampel, Hessen, 2020
Zeitungsartikel über die Nutzung des Front-Doppelmesser-Mähwerks durch Familie Hampel
https://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/schotten/vom-okologischen-aspekt-uberzeugt_18161575
Kurzfilm Antonio Carraro beim Mähen mit Doppelmesser 10 m Arbeitsbreite
Kurzfilm: Doppelmesser-Mähwerk aus der Vogelperspektive
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