Buchtipp: Praxishandbuch Nutzpflanzenbestäubung
Ertragssteigerung durch Förderung der Biodiversität
Alexandra-Maria Klein und Felix Fornoff
Klappentext:
Voraussetzung für eine reiche Obst- und Gemüseernte ist, dass die Blüten dieser Pflanzen ausreichend bestäubt werden. Insekten – insbesondere Wildbienen – spielen dabei eine bedeutende Rolle; sie sind die wichtigsten Nutzpflanzenbestäuber. Damit die Insekten sich aber auch dort einfinden, wo Kirschbaum, Himbeerstrauch oder die Kürbispflanze steht, müssen für sie geeignete Lebensräume zur Verfügung stehen. Dieses Buch zeigt, was dazu nötig ist und wie man den Ertrag unserer Nutzpflanzen durch die Förderung ihrer Bestäuber verbessern kann.
1. Auflage 2025
240 Seiten, 380 Fotos, 90 Grafiken, 20 Tabellen
Hardcover, 17 x 24 cm, 745 g
Haupt Verlag
CHF 39.00 (UVP) / EUR 39.00 (D) / EUR 40.10 (A)
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Rezension
Als ich die Anfrage erhielt, ob wir bei terrABC eine Besprechung dieses Buchs machen wollten, war ich sofort neugierig. Die Förderung von Nützlingen hat mich schon immer interessiert. Gerade bei den Wildbienen gibt es jedoch so viele Arten mit so unterschiedlichen Lebensansprüchen, dass ich rasch die Übersicht verloren habe. Deshalb habe ich es bisher bei der allgemeinen Biodiversitätsförderung belassen: ein paar Wildsträucher hier, ein Asthaufen da. Von diesem Buch erhoffte ich mir, gezielte Massnahmen für bestimmte Arten umsetzen zu können.
Unsere Obstbäume stehen auf fast 1’100 Metern Höhe in einer absoluten Grenzlage, und in der näheren Umgebung hält niemand Honigbienen. Im Buch wird darauf hingewiesen, dass viele der beschriebenen Massnahmen primär für Tieflagen bis etwa 700 m in Deutschland, Österreich und der Schweiz empfohlen werden. Zudem kommen in höheren Lagen oft andere Wildbienenarten vor, und Blüte- sowie Flugzeiten können deutlich verschoben sein. Diese Faktoren beeinflussen die Auswahl und den Erfolg von Fördermassnahmen. Ich kann mir aber trotzdem vorstellen, dass gezielte Wildbienenförderung auch bei uns einen merklichen Einfluss auf die Erträge haben könnte. Ich war gespannt!
Buchaufbau
Im ersten Teil des Buchs werden verschiedene Nutzpflanzen porträtiert. Einerseits enthält jedes Porträt Informationen zu den Befruchtungsansprüchen und zur Biologie der jeweiligen Art. Andererseits wird aufgeführt, welche Bestäuber-Arten aktiv sind und mit welchen Massnahmen diese gezielt gefördert werden können. Die Fördermassnahmen sind in Nahrungs- und Nistplatzangebote unterteilt. Ergänzt wird jedes Porträt durch eine übersichtliche Befruchter-Sorten-Tabelle. Hier sind die gängigsten Sorten einer Nutzpflanze aufgelistet und wie sich diese gegenseitig befruchten. Besonders für Hausgärtner*innen könnte diese Information relevant sein.
Am Ende dieses Abschnitts findet sich zudem eine umfassende Liste von Nutzpflanzen. Sie fasst zusammen, wie attraktiv die Pflanzen für Bestäuber sind und wie hoch ihr Bedarf an Bestäubung ist. So kann jede*r Bewirtschafter*in selber beurteilen, ob eine Kultur von Wildbienenförderung profitieren könnte.
Der zweite Teil ist ganz den Bestäubern gewidmet. In sieben Porträts werden verschiedene Wildbienenfamilien vorgestellt. Porträt 1 zum Beispiel widmet sich den Hummeln, beschreibt deren typischen Lebenszyklus, bevorzugte Nistorte und präferierte Nutzpflanzen. Abgerundet wird jedes Kapitel durch eine Doppelseite mit eindrucksvollen Bildern der jeweiligen Arten. Die Informationen sind grösstenteils auch für Laien gut verständlich und Fachbegriffe werden meist direkt im Text erklärt. Sonst kann auf das umfangreiche Glossar zurückgegriffen werden.
Im dritten Teil geht es um konkrete Fördermassnahmen. Besonders spannend fand ich eine Tabelle, die zeigt, wie stark sich Bestäuber-Arten zwischen verschiedenen Pflanzenarten überschneiden. Ich weiss jetzt zum Beispiel, dass die Bestäuber von Apfelbäumen auch von Ackersenf, Löwenzahn und verschiedenen Weidenarten profitieren. Daraus ziehe ich den praktischen Schluss, künftig gezielt mehr Weiden in unsere Hecken zu pflanzen. Bei den Massnahmen wurde für mich persönlich nichts Neues genannt, aber ich kann diese Massnahmen nun besser in den Kontext stellen und gezielter Massnahmen für bestimmte Artengruppen definieren.
Gesamturteil
Allgemein hat mir besonders gefallen, dass man sich mit Hilfe von Tabellen und Artenlisten rasch und gezielt relevante Informationen heraussuchen kann. Wer lieber stöbert oder sich inspirieren lassen möchte, blättert durch die Porträts und gewinnt dabei auch viel Hintergrundwissen. Positiv beeindruckt hat mich auch, dass für jedes Kapitel die Quellen separat aufgeführt sind. Wer sich vertiefen möchte, erhält damit eine nützliche Startliste an Fachliteratur.
Insgesamt finde ich das Buch empfehlenswert für ökologisch interessierte Landwirt*innen. Aber auch Hausgärtner oder Bewirtschafterinnen von Schrebergärten können vom vermittelten Wissen profitieren und die eine oder andere Massnahme umsetzen.
Laura Gisler, 2025






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