Haltung und Vermarktung der Rasse Belted Galloway
Als Kathrin und Stefan Ming 2018 zu Bauern begannen, entschieden sie sich für die Rasse Belted Galloway. Diese Tiere verkörpern viele Ideale der Mings sehr gut. Mit ihnen ist eine extensive Weidehaltung möglich. Die Tiere passen auf den Betrieb und ermöglichen eine Produktion ohne Kraftfutterzukauf. Dass sie klein und leicht sind, macht sie für einen Bergbetrieb interessant und ihre Robustheit prädestiniert diese Rasse für die Weidehaltung. Allerdings sind die Tiere erst im Alter von rund zwei Jahren schlachtreif.
Wie lässt sich ein Fleisch verkaufen, das in kein Vermarktungsprogramm passt?
Ein naheliegender Weg ist der Direktverkauf. Jedoch stellten sich zu Beginn viele Fragen: Gibt es überhaupt Menschen, die bereit sind, die Preise zu bezahlen, die für den Betrieb notwendig sind? Geht das Konzept arbeitswirtschaftlich auf?
Inzwischen hat sich gezeigt, dass besonders Kathrin nicht nur Freude an der Vermarktung hat, sondern auch ein Talent dafür.
Wir glauben stark daran, dass aus einer guten Grundlage, mit einem gesunden Boden, mit einem gesunden Tier, mit wenig Stress, mit guter Haltung, auch etwas Hochwertiges und Gesundes entsteht. Auch die Kunden bestätigen das, indem sie sagen, sie spüren, wie ihnen das gut tut. Das sind notabene alles sehr bewusste Fleisch-Esser, die nicht täglich Fleisch konsumieren. Aber wenn sie Fleisch essen, spüren sie das. Dies ist auch unsere Motivation, wenn die Botschaft auch weitergegeben werden kann.
Stefan und Kathrin Ming
Über ihre Website und im Hofladen bietet Familie Ming sowohl Einzelstücke als auch Mischpakete von fünf oder zehn Kilogramm an. Eine Besonderheit ist, dass auch das Organfleisch vermarktet wird – gemischt mit Muskelfleisch als Hackfleisch oder Burger. Anhand des Alters und der Schlachtreife der Tiere wird der Schlachttermin bestimmt. Kunden werden über den Newsletter und den WhatsApp-Status kontaktiert und können dann Fleisch bestellen. Diese bestellten Portionen können an festgelegten Terminen abgeholt werden. Wird nicht ein ganzes Tier aufs Mal verkauft, werden die restlichen Portionen tiefgefroren und im Hofladen als Einzelstücke vermarktet.
Doch schön der Reihe nach…
Um den Futterberg im Frühsommer ideal nutzen zu können, setzt Familie Ming auf saisonale Abkalbung. Dabei werden die Kälber zwischen Anfang Mai und Mitte Juli geboren. So fällt der hohe Energiebedarf der laktierenden Kühe mit der grössten Futtermenge auf der Weide zusammen.
Einerseits läuft ab Mitte Juli ein Stier in der Herde mit, andererseits kommt auch künstliche Besamung zur Anwendung, besonders, um frisches Blut in die Herde zu bringen. Die Kälber sind vom ersten Tag an auf der Weide. Dort lernen sie das Weiden von ihrer Mutter und auch an den Zaun gewöhnen sie sich schnell. Die Kühe mit Kälbern weiden auf dem (Teil)betrieb Bleiche, kommen aber auch im Sommer jeden Tag in den Stall. Dort haben sie Zugang zu Heu und sind tagsüber vor der Hitze geschützt. So lernen die Kälber früh, zu fressen, und haben die Wahl zwischen Heu, Gras und Muttermilch.
Im Herbst sind die Kälber robust, stämmig und werden zunehmend eigenständiger. Mit zehn Monaten werden die Kälber von der Mutter abgesetzt und auf den (Teil)betrieb Ober Hereschnabel gebracht. Durch die räumliche Distanz läuft die Trennung problemlos ab und die Tiere haben sich nach wenigen Tagen vergessen. Dort bleiben die Jungtiere bis zur Schlachtung mit rund zwei Jahren und haben weiterhin Zugang zu Heu und Weidegang von Mai bis Oktober.
Vermarktung
An der Direktvermarktung gefällt Stefan und Kathrin besonders, dass sie dadurch unabhängiger sind. Auch die Wertschätzung der Kunden für ihre Arbeit bedeutet ihnen viel. Bisher verkaufen sie ihre Tiere nur an Privatkunden. Hie und da geht ein Tier auch an einen Partnerbetrieb. Ein Verkauf an die Gastronomie war bisher kein Thema, da sich noch kein Betrieb fand, der Interesse an einem ganzen Tier hatte. Kathrin und Stefan wiederum haben kein Interesse daran, nur einzelne Edelstücke in die Gastronomie zu verkaufen. Ihnen ist es wichtig, dass das gesamte Tier genutzt wird.
Hubert Würsch und Laura Gisler, 2025
1 Zuchtstier
18 Jungtiere, Absetzer
Direktvermarktung
Zwei Betriebsstandorte, einer auf 700 Meter, der andere auf 1000 Meter
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