Mit Urdinkel gegen die Blacke

2022 pflanzten Kathrin und Stefan Ming auf der tiefergelegenen Parzelle ihres Betriebes erstmals Urdinkel an, da sie nicht die gesamte Fläche für den Futterbau benötigen. Familie Ming sieht im Urdinkel eine ideale Kulturpflanze für ihren Betrieb:

Wir finden Urdinkel ein tolles Getreide. Es ist vergleichbar mit den Galloway: Urdinkel ist robust, bringt nicht den Spitzenertrag, aber es ist ein sehr hochwertiges Getreide und passt in die Region. Wir können den Urdinkel in der Bergzone, und mit den Nährstoffen, die wir auf dem Betrieb zur Verfügung haben, anbauen. Deshalb passt Urdinkel perfekt. Wir staunen und haben Freude, wie der Urdinkel gedeiht, den wir vor zwei Wochen ausgesät haben. Von jetzt weg müssen wir praktisch nichts mehr unternehmen, der gedeiht einfach.

Stefan und Kathrin Ming

Mit dem Anbau einer Ackerkultur auf ihrem Grünlandbetrieb verfolgen Stefan und Kathrin mehrere Ziele. Einerseits bietet es sich auf den ebenen Flächen an, eine Kultur direkt für die menschliche Ernährung zu produzieren. Zudem kann der Urdinkel-Anbau rund zwei Drittel des Strohbedarfs decken. Während 2023 der Ertrag mit 40 dt/ha für Urdinkel sehr gut war, wuchs das Getreide aus. Es konnte nur noch als Tierfutter verwendet werden. 2024 waren die Erträge mit rund 25 dt/ha tiefer, aber wiesen eine sehr gute Backqualität auf. Verglichen mit den durchschnittlichen Bio-Erträgen handelt es sich aber immer noch um einen respektablen Ertrag. Der Dinkel wurde 2024 über Mühle Wicki als “Entlebucher Urdinkel pestizidfrei” vermarktet und hat ab 2025 auch das Bio-Label.

Zum Überführen der Wiese in den Acker wird momentan gepflügt. Bis jetzt hat Familie Ming jedes Jahr die Ackerparzelle gewechselt. Nun überlegen sie sich aber, zwei Jahre hintereinander auf dem gleichen Schlag Urdinkel anzubauen, so dass im zweiten Jahr keine Bodenbearbeitung mit dem Pflug notwendig ist. Ein weiterer Faktor, der bei der Entscheidung für eine Ackerkultur eine Rolle spielte, ist der Unkrautdruck auf dem Betriebsteil Bleiche.

Blackenbekämpfung im Grün- und Ackerland

Die Blacke (Ampfer, Rumex obtusifolius) ist mit ihren breiten Blättern und der starken Wurzeln sehr konkurrenzfähig (Bildquelle: Beatrice Bissig-Odermatt)

Im Grünland verfolgt Familie Ming die Strategie, die Standortbedingungen so zu verändern, dass die Blacke weniger dominant wird. Durch Förderung des Bodenlebens soll weniger freier Stickstoff zur Verfügung stehen, was die Konkurrenzkraft dieser nährstoffliebenden Pflanze schwächen sollte. Im Betriebsteil Ober Hereschnabel, der sich auf rund 1’000 Meter Höhe befindet, funktioniert diese Strategie gut. Auf der ackerfähigen Bleiche ist der Blackendruck historisch bedingt sehr gross. Durch die jahrelange intensive Bewirtschaftung sind die Böden reich an Nährstoffen – ideale Bedingungen für die Problempflanze. Durch die Umstellung des Betriebs auf biologische Landwirtschaft fiel die Möglichkeit einer chemischen Bekämpfung weg. Deshalb ist hier ein zusätzlicher Bekämpfungsaufwand notwendig.

Die Bodenbearbeitung regt die Samenbank der Blacken im Boden an, sodass viele junge Pflanzen keimen. Dahinter steckt auch Neugier, denn Stefan und Kathrin möchten wissen, wie gross die Samenbank der Blacken im Boden wirklich ist. Das gezielte zum Keimen bringen und anschliessende Ausreissen soll auf jeden Fall langfristig zu einer Verminderung des Unkrautdrucks beitragen. Im Getreide werden die Blacken im Frühjahr ausgestochen, im Grünland nach Gelegenheit bei günstigen Bodenbedingungen.


Laura Gisler und Hubert Würsch, 2025

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Gallowayhof Ming
Schüpfheim CH
Stefan und Kathrin Ming
1.3 ha
20 ha
8.5 ha
Bio Knospe
Grünland, Mutterkuhhaltung, Galloway Gourmetbeef Direktvermarktung, Urdinkel
Urdinkel, Grünland
17 Mutterkühe mit Kalb
1 Zuchtstier
18 Jungtiere, Absetzer
1000 m ü. M.
Bio
Direktvermarktung
Zwei Betriebsstandorte, einer auf 700 Meter, der andere auf 1000 Meter
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