Halterhus, Ruswil

Der Landwirtschaftsbetrieb Halterhus, idyllisch auf rund 750 m auf einer Hochebene gelegen, wurde 2020 von Adrian Rubi und seiner Frau Ada übernommen. Dabei wurde der Hof gleich auf Bio umgestellt. Zum Betrieb gehören 15 Aubrac-Mutterkühe, vielfältige Ackerkulturen, Hochstammobstbäume und eine Haselnussplantage.

Aubrac-Mutterkühe

Auf die Frage, warum es Aubrac sein mussten, erklärt Adrian Rubi, dass diese Rasse eher klein ist und als genügsam gilt. Trotzdem bringen die Tiere noch gute Mastleistungen. Um diese Leistungen im Griff zu haben, lässt Adrian seine Beef zwei Mal im Jahr wägen. Daraus lassen sich die Tageszunahmen der Tiere errechnen. Und die sind nicht zu verachten: Die besten Tiere bringen bis zu 1.5 kg Tageszunahme, der Stalldurchschnitt liegt bei 1.1 kg. Bei den ehrgeizigen Aubrac-Züchtern liegt der Stallschnitt bei 1.3 kg Tageszunahme. Adrian kann also, trotz seiner eher extensiven Fütterung, mit den Leistungen seiner Tiere zufrieden sein. Auch die Genügsamkeit der Tiere hat sich bestätigt. Im System des Mob Grazing sind die Kühe die ganze Vegetationsperiode auf der Weide. Dabei zeigen sie keine ausgeprägten Vorlieben, sondern fressen (fast) alle Futterpflanzen.

Aubrac-Mutterkuh mit Kalb (Bild: Adrian Rubi)

Untersaaten im Ackerbau

Bei Winterkulturen wie dem Brotweizen setzt Adrian auf Untersaaten. Diese sollen die Durchwurzelung erhöhen, die Abdeckung des Bodens verbessern, Nährstoffe im Boden halten und gleichzeitig noch eine Blühkomponente für Insekten bieten. Dabei probiert Adrian Verschiedenes aus. Beispielsweise säte er in den letzten Jahren Phacelia gleichzeitig mit dem Winterweizen aus. Zwar gilt Phacelia als nicht winterhart, in dem frühen Stadium ihrer Entwicklung überstehen die kleinen Pflänzchen die kalte Jahreszeit aber problemlos. Im Frühjahr beginnt die Phacelia gleichzeitig mit dem Weizen zu wachsen. Da sie aber eher wärmere Temperaturen bevorzugt als dieser, behält der Weizen die Oberhand und wird nicht übermässig konkurrenziert. Auch die feinen Fieder-Blätter der Phacelia sind kaum eine Konkurrenz.

Adrian möchte aber auch noch mit anderen Blühkomponenten experimentieren, beispielsweise Dill, oder Schafgarbe. Auch diese Pflanzen haben eher fiedrige Blätter und sind gleichzeitig für Insekten sehr attraktiv.

Weizen mit Phacelia-Untersaat (Bild: Adrian Rubi)

Agroforst-Haselnussplantage

Gleich nach der Betriebsübernahme wurden auf 80 Aren Baumhasel-Sämlinge gepflanzt, deren Wurzeln mit Trüffel-Myzel inokuliert waren. Im Frühjahr 2024 wurden auf die Stämmchen gute Nuss-Sorten aufveredelt. Dadurch haben die Haselbäume einen Stamm (ähnlich einem Obstbaum) und bilden keine Verjüngungstriebe aus der Basis. Dies erleichtert die Pflege der Anlage und die Ernte der Haselnüsse erheblich. Zusätzlich zu den Haselnüssen wurden auch noch verschiedene Bäume gepflanzt, deren Wurzeln ebenfalls mit Trüffel-Myzel inokuliert sind. Dabei handelt es sich um Hage- und Rotbuchen, Eichen, Linden und Schwarzföhren. Von der daraus resultierenden Pflanzen-Vielfalt in der Anlage erhofft sich Adrian, dass der Haselnussbohrer weniger stark angezogen wird. Eine erste der Ernte der Trüffel kann nach vier bis sieben Jahren erreicht werden, vielleicht ist es also schon bald soweit!

Die Anlage wurde so konzipiert, dass der Reihenabstand der doppelten Balkenbreite eines Eingrasmähers entspricht. Der Abstand zwischen den Bäumen in der Reihe hingegen entspricht der einfachen Balkenbreite eines Motormähers. Der Grasbewuchs wird gegenwärtig eingegrast und an die Kühe verfüttert. Die Pflanz-Abstände zwischen den Haseln sind jedoch so gering, dass bei einer voll ausgewachsenen Anlage nicht mehr mit einem signifikanten Unterwuchs zu rechnen ist.

Veredeln der Haselnüsse im Frühling (Bild Adrian Rubi)

Komposttee und Gülleaufbereitung

Adrian behandelt seine Ackerkulturen und die Weiden mit Komposttee. Zudem bereitet er die Gülle auch mit Kräuterferment auf. Dafür verwendet er Kräuter aus seinen Blühstreifen, unter anderem Schafgarbe, Oregano und Brennnesseln. Diese werden zusammen mit EM-A vergoren. Davon wird pro Jahr rund 4000 Liter in die Güllegrube gegeben. Zudem setzt Adrian in den Liegeboxen Steinmehl ein und bringt pro Jahr etwa 2 Tonnen Leonardit in die Gülle ein. Diese enthält einen hohen Anteil an Huminstoffen und ist dementsprechend gut geeignet, Nährstoffe aus der Gülle zu binden. Auf all diese Zusätze führt Adrian zurück, dass seine Gülle sehr gut fliessfähig sei und kaum stinke. Bei der Ausbringung mit dem Schleppschlauch entstehen die berüchtigten “Mädli” resp. “Güllewürste” nicht und schon nach einem Tag ist praktisch nicht mehr sichtbar, dass hier Gülle ausgebracht wurde.

Laura Gisler, 2024

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Halterhus
Ruswil
Adrian Rubi
normalerweise 1 PraktikantIN oder WWOFerIn
7.5 ha
9.5 ha
1.8 ha
Bio Suisse
Mutterkuhhaltung und Ackerbau
Brot-Winterweizen, Dinkel, Hafer, Goldhirse, Auskernbohnen, Hochstammobstbäume, Agroforstanlage mit Haselnüssen
15 Mutterkühe mit Kälbern, Stier und eigene Nachzucht
750 m ü. M.
1200 mm
sehr tiefgründige Böden, schwer
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