Gerätebeschreibung Vielfachgerät

Teil 1: Übersicht, Geschichte

Arbeit mit Zugtieren

Unter den pferdegezogenen Geräten verdient das Vielfachgerät eine ausführliche Beschrei­bung, denn es ist heute das sicher verbreiteste Pferdegerät in Mitteleuropa.
Das begründet sich durch seinen heutigen Einsatz im (meist ökologischen) Gemüsebau, wo es sehr gute Leistungen bringt bei geringen Investitionen in der Anschaffung. Seinen Namen hat das Gerät verdient, denn mit ihm lassen sich verschiedene Arbeitsgänge durchführen: Im Kartoffelbau zum Lochen, Zudecken, Häufeln, Hacken und Eggen, im Ge­treidebau zum Hacken, im Gemüsebau zum Drillen, Spuranreißen, Hacken und zum Ernten.

Um diese Aufgaben bewältigen zu können, bedarf es konstruktiver Lösungen zum schnellen Umbau des Gerätes, eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale eines Vielfachgerätes. Die Entwicklung des V. ist untrennbar mit dem Kartoffelanbau verbunden, der sich im 19. Jahrhundert immer weiter ausbreitete. Dazu gab es eine Geräteentwicklung, die Legeapparate, Häufelkörper, Hackrahmen und Rodepflug in einem Gerät verband: das Vielfachgerät, es wurde zuerst auf den größeren Gütern Osteuropas eingesetzt und war in den 1930er Jahren an vielen Teilen Zentraleuropas sehr verbreitet. Die Entwicklung erreichte den Höhepunkt in den 1950er Jahren, bevor auch hier der Schlepper und seine Geräte mehr Einfluss erhielt. Heute wird in der Schweiz noch auf Anfrage ein völlig neu entwickeltes V. hergestellt. Durch die hohen Herstellungszahlen seiner Blütezeit ist es auch heute noch möglich, gut erhaltene Ge­räte zu bekommen, durch den steigenden Einsatz von Zugpferden im Gemüsebau erlebt es derzeit sogar eine Renaissance.

Ein V. wird ein- bis dreispännig gezogen, wobei der Dreispänner selten war und nur auf Großbetrieben üblich. Sehr verbreitet sind der Einspänner und der Zweispänner für schwere Arbeiten an einem Gerät. Dafür wurde die so genannte Drängeldeichsel entwickelt, bei der zwei Stangen entweder Schere* oder Deichsel* sind, der Umbau erfolgt schnell und prob­lemlos. (Siehe Zeichnung unten)
Die Räder lassen sich auf Ihrer Welle verstellen, wobei die Arbeitsbreite variiert. Mittel Stell­hebel lässt sich der Winkel des Arbeitsrahmens verändern, wodurch die Wirkungsweise der eingesetzten Werkzeuge beeinflusst wird. Der Arbeitsrahmen kann per Hand ausgehoben werden zur Straßenfahrt/Vorgewende*.

Die meisten V. verfügen über zwei wählbare Steuerungen: entweder die Rahmensteuerung, wobei durch die Handsterzen der Rahmen nach links / rechts gesteuert werden kann oder die Achsschenkellenkung bzw. Knicklenkung, bei der starr angebaute Werkzeuge (Legesterne, Drillmaschine) über den Rahmen gelenkt werden. Einige Geräte hatten sogar eine kombi­nierte Rahmen / Achsschenkellenkung.


Klaus Strüber, Beitrag gefördert durch die Fuhrhalterei Frühwach

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