Zuviel Heu – zu wenig Platz? Lösung Rundballenbelüftung

Zu wenig Platz für das Heu im Hauptstall? Das Heu in mehreren Ställen verteilt? Wöchentlich Heuballen pressen und in den Hauptstall transportieren? Das ist Alltag für viele Futterbaubetriebe, die keine Silage füttern wollen oder können. Regelmässige Zusatzarbeit mit dem Heu, bis es endlich auf dem Futtertisch liegt. Franz von Holzen vom Hof Windleten in Ennetmoos hat das Problem gelöst. Er konzipierte und baute auf seinem Betrieb eine effiziente Rundballenbelüftung. Das notwendige Wissen, worauf man beim Pressen und Belüften achten muss, hat er sich selber angeeignet.

Die frisch gepressten Rundballen werden vom Feld zur Trockungsanlage im Stall transportiert.

Silofrei, aber zu wenig Heulager

Mit dem Entscheid, den Tieren keine Silage zu füttern, stellte sich bei Anita und Franz von Holzen-Winiger auf dem Hof Windleten die Frage, wie die Heulagerung zukünftig erfolgen soll. Für die Lagerung des gesamten Winterfutters auf dem Heustock war definitiv zu wenig Lagerplatz vorhanden.

Es wurden drei Lösungsvarianten diskutiert:

  1. Ein zusätzliches Heulager bauen Heuraum vergrössern.
  2. Das Heu auf dem Stock belüften, später wieder Heuballen rauspressen, damit für das Emd etc. wieder Platz im Heustock zur Verfügung steht.
  3. Heurundballen, welche auf dem Feld gepresst würden und platzsparend im bestehenden Stall gelagert werden könnten.

Variante 1 war zu teuer und Variante 2 mit zu viel Arbeitsaufwand verbunden. Die dritte Variante mit den Heurundballen wurde als effizienteste und kostengünstigste Lösung bevorzugt. Leider gab es im Umfeld niemand, der mit Heurundballen Erfahrung hatte und sein Wissen weitergeben konnte. Franz ist ein Tüftler und er entschloss kurzerhand, sich selber zu informieren, wie man für die Heulagerung in Form von Rundballen eine eigene Belüftungs-/Trocknungsanlage baut.

Die Trocknungsanlage mit insgesamt 16 Ringen über zwei Lüftungskanälen. Links ein Teil des Heulagers. Die frischen Rundballen werden zur Belüftung auf die Ringe gestapelt und von unten mit warmer Luft durchgeblasen und getrocknet.

Nicht nur Platzsparend, sondern auch Zeitsparend

Heurundballen haben neben dem geringen Platzbedarf weitere Vorteile: Die Schlagkraft beim Einbringen des Heus und die Logistik im Tagesgeschäft. Da das Gelände rund um die Windleten nur moderat geneigt ist, kann die gesamte Nutzfläche maschinell bewirtschaftet werden, was das effiziente Arbeiten mit der Ballenpresse möglich macht. Das Handling der Ballen zum Beispiel beim Beschicken der Fressboxen ist einfach und sauber.

Heurundballen haben neben dem geringen Platzbedarf zwei weitere Vorteile:

  • Schlagkraft beim Einbringen des Heus: Da das Gelände rund um die Windleten nur moderat geneigt ist, kann die gesamte Nutzfläche maschinell bewirtschaftet werden. Dadurch ist effizientes Arbeiten mit der Ballenpresse möglich.
  • Logistik im Tagesgeschäft: Das Handling der Rundballen beim Beschicken der Fressboxen, die auf dem Betriebsgelände verteilt sind, ist einfach und sauber.

Restfeuchte des Bodenheus ist entscheidend

Das Bodenheu muss für die Pressung eine Restfeuchte von maximal 30 % aufweisen, was einfach mit der Nagelprobe festgestellt werden kann. Um 70 Prozent Trockensubstanz (TS) zeigt sich beim Ausstreifen von Stängeln mit dem Daumennagel kein Wasseraustritt mehr. Mit der Ballenpresse wird eine Doppelschwade von 1.20 m Breite aufgenommen, wobei das Gras ohne Schneidwerk nur noch aufgerollt wird. Damit die Rundballe mit weniger Druck gepresst wird und später gut durchlüftet werden kann, wird die Rolle etwas früher von der Presse gelassen.

Das getrocknete Bodenheu muss für die Pressung eine Restfeuchte von maximal 30 % aufweisen, was einfach mit der Nagelprobe festgestellt werden kann. Bei rund 70 % Trockensubstanz (TS) zeigt sich beim Ausstreifen von Grasstängeln mit dem Daumennagel kein Wasseraustritt mehr. Mit der von Franz verwendeten Ballenpresse wird eine Doppelschwade von 1.20 m Breite aufgenommen, wobei das Gras ohne Schneidwerk nur noch aufgerollt wird. Damit die Rundballe mit weniger Druck gepresst wird und später gut durchlüftet werden kann, lässt Franz die Rolle auf dem Feld etwas früher von der Presse. Dadurch wird etwas weniger Heu und deshalb etwas lockerer gewickelt.

Die beiden abgebildeten Lüfter blasen je nach Luftfeuchtigkeit entweder Aussenluft oder vorher entfeuchtete Luft durch die Kanäle der Anlage in die gestapelten Rundballen.

Hohe Heuqualität dank effizienter Trocknung

Die eingebrachten Rundballen müssen innerhalb von 72 Stunden auf eine Restfeuchte von maximal 14 % abtrocknen. Sonst leidet die Heuqualität. Dazu werden Ballen auf die Ringe über den Lüftungskanälen gestapelt. Die Ringe haben in dieser Anlage einen Durchmesser von 80 cm und sind 10 cm hoch.

Im Bild zwei der sechs kompakt zusammengestellten Entfeuchter, welche die Aussenluft trocken, bevor diese durch die Rundballen geblasen werden.

Für die Trocknung der Rundballen werden mit zwei Lüftern über zwei Kanäle die 16 Ringe mit Luft versorgt. Unter dem durch die Sonnenstrahlung möglichst aufgeheizten Dach der Remise saugt die Anlage die warme Luft an. Ist die Luft zu feucht, lässt Franz die Luft zunächst durch sechs Entfeuchter laufen. “Die maximale Entfeuchterleistung bei einer Aussentemperatur von 30°C und 80% relative Luftfeuchtigkeit beträgt pro Entfeuchter 158 l / 24 h also Total Anlage 948 l /24 h (theoretisch). Bei normalen Werten werden ca. 50% dieser Entfeuchterleistung erzielt, also gegen 500 l / 24 h. Die Entfeuchter werden nur in der Nacht oder bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit eingeschaltet.” (hofwindleten.ch)

Energie- und Kostensparend

Der Energieverbrauch einer Lüftergruppe liegt bei maximal 9 kWh, bei der gesamten Analge 18 kWh. Wird nur belüftet, ohne Entfeuchtung, ist der Verbrauch 6 kWh. Bei einem Strompreis von Fr. 0.19 / kWh ergeben sich für eine Lüftergruppe Kosten von Fr. 1.67 pro Stunde resp. rund Fr. 40.- pro Tag, für die gesamte Anlage macht dies Fr. 3.33 in der Stunde und Fr. 80.- pro Tag.

Schematische Darstellung der Trocknungsanlage mit sechs Entfeuchtern und zwei Lüftern (Grafik hofwindleten.ch)

Die Temperatur der einströmenden Luft kann mit Temperaturfühlern (mit Fernablesung) direkt unter den Rundballen überwacht werden. Beim Trocknen sollen auch keine zu hohen Temperaturen (über 40 °C) verwendet werden wie etwa bei Ölöfen, weil es auch dadurch zu Qualitätseinbussen des Heus kommen kann.

Die Temperatur der einströmenden Luft wird direkt im Kanal unter der Rundballe gemessen.

Überwachung der Ballen während der Trocknung

Während des Trocknungsvorgangs wird Feuchtigkeit und Temperatur der Rundballen ständig überwacht, so dass z.B. unregelmässig durchlüftete und schlecht abtrocknende Ballen gewendet oder umgelagert werden können. Bei gut < 22% Restfeuchte getrocknetem Erntegut können 32 Ballen belüftet werden. Rundballen welche eine Restfeuchte von < 14 % haben werden nur noch durchgeblasen (runtergekühlt, weil beim Abkühlen die relative Feuchtigkeit ansteigt).

Messung der Restfeuchte mit einem digitalen Messgerät. Bereits beim Reinstecken des Metallstabes sind mit etwas Erfahrung feuchte Stellen durch den grösseren Widerstand spürbar.
Mit der Wärmebildkamera sind zu heisse Stellen in den Rundballen von aussen zuverlässig erkennbar.

Die Rundballen haben auf dem Hof Windleten einen Durchmesser von 1.20 m und sind ebenso hoch. Getrocknet haben sie ein Gewicht von rund 270 kg.

Eine Futterstation wird mit einer neuen Rundballe bestückt. Das Wickelmaterial wird anschliessend entfernt.

Die Effizienz der Anlage könnte insbesondere bei sehr feuchter Aussenluft noch gesteigert werden, in dem die Luft in einem Kreislauf geführt wird. Also wenn die Luft direkte nach der Ballenbelüftung wieder zurück zu den Entfeuchtern geführt wird.

Fazit: nur Sonnengetrocknet auf dem Feld wäre sparsamer

Franz von Holzen spart im Vergleich mit der Entfeuchtertrocknung mit Ölofen rund 2/3 des Energieverbrauchs ein. Die Qualität des Futters wird dank nicht zu heissen Temperatur der durchströmenden Luft beim Trocknungsvorgang nicht beeinträchtigt. Die Trocknung mit den Entfeuchtern ist ökologisch und wirtschaftlich im Betrieb. Noch besser wäre es nur, wenn das Heu auf dem Feld so gut getrocknet werden könnte, dass gar nicht belüftet werden muss.

Franz von Holzen gibt seine Erfahrungen gerne direkt an interessierte KollegInnen weiter.

Hubert Würsch, 2023

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