Buchtipp: Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Wege zu einer raufutterbasierten Milch- und Fleischproduktion in Österreich und der Schweiz

Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Andreas Bartel, Othmar Schwank, Adrian Müller, Roger Biedermann

Für die sogenannten «Grasländer» Schweiz und Österreich stellt sich die Frage, welche Lösungen für die Milch- und Rindfleischproduktion zu einer ökologisch nachhaltigen Landnutzung beitragen können. Vor diesem Hintergrund unterziehen die Autoren die Landwirtschaft in diesen beiden Alpenländern einer umfassenden Bestandsaufnahme hinsichtlich ihrer agrarpolitischen Entwicklung und deren Folgen für die Umwelt. Dabei stellen sie den Faktor Stickstoff in das Zentrum der Analyse, die in einer Zusammenarbeit zwischen FiBL Österreich, Umweltbundesamt GmbH Wien, FiBL Schweiz und Schwank Earthpartner erfolgte.

Die Autoren entwickeln aus verschiedenen Perspektiven Ansätze und Leitlinien, die zentral sind, um mittelfristig eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft zu erreichen. Eine wichtige regionale wie auch globale Leitfrage ist dabei, wie sich eine sichere Ernährung der Bevölkerung erreichen lässt, ohne die Tragfähigkeit des Ökosystems zu gefährden.

Mit der «Regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion» stellen die Autoren einen neuen und innovativen Lösungsweg für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft im Alpenraum vor, der sich von der momentanen Hochleistungsstrategie unterscheidet. Doch zeigt dieser Lösungsweg auch positive Effekte auf die Umwelt in der Schweiz und in Österreich? Und inwieweit verändert er die Produktion von Lebensmitteln? Diese Fragen werden anhand verschiedener Modellberechnungen beantwortet, deren Machbarkeit mittels Praxisbeiträgen veranschaulicht wird.

Bristol-Schriftenreihe 58
Haupt Verlag, PDF, 1. Auflage 2018, 173 Seiten, 24 Abb., 17 Tab., CHF 32.00 (UVP) / EUR 30.99
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Rezension

Der Inhalt des Buches ist im Klappentext treffend beschrieben (siehe oben). Obwohl, oder gerade weil das Buch vor einigen Jahren geschrieben wurde, sind die Analysen nach wie vor aktuell. Ich fand es spannend, die im Jahr 2018 aufgestellten Thesen im Buch, mit der realen Entwicklung in der Agrarpolitik und im Agrarsektor zu vergleichen.

Gerne weise ich auf die zwei im Buch vorgestellten Praxisbeispiele hin. Es sind Betriebe, welche die im Buch vorgeschlagene regenerative Milch- und Rindfleischproduktion erfolgreich praktizieren:
Zum einen ist es ein Portrait des Lehenhofs der Familie Braun in Rothrist. Der Milchviehbetrieb mit 55 Kühen und etwas Ackerbau verabschiedete sich vor vielen Jahren von der Hochleistungsstrategie. Seit 2011 verzichten sie bei den Kühen vollständig auf die Fütterung mit Kraftfutter und Mais. Die Tiere sind viel gesünder als früher und es müssen keine Antibiotika mehr eingesetzt werden. Im Jahr 2014 erreichte der Betrieb “bei einem europäischen Bio-Weidewettbewerb eine Hektarleistung auf der Weide von über 11 300 kg, das ist ein absoluter Spitzenwert.” Dazu braucht es aber auch den passenden Kuhtyp, also eine entsprechende Züchtung. Hans Braun arbeitet mit Swiss Fleckvieh, das er zusammen mit Kollegen selber gezüchtet hat.
Zum anderen findet man im Buch das Beispiel des Felsenhofs der Familie Kohler in Sulzberg (Vorarlberg, Österreich). Der Heumilchbetrieb auf 650 m ü. M. weidet ihre 29 Braunvieh-Kühe an 200 Tagen im Jahr. Auch sie setzen auf “leichte, geländegängige, gesunde, langlebige, weidetaugliche, fruchtbare, robuste und gefrässige Grundfutterkühe mit guter Futterverwertung.” Auf dem Felsenhof wird auf Kraftfutter verzichtet. Die Familie Kohler legt grossen Wert auf schmackhaftes Heu mit artenreichen Pflanzenbeständen. “Kräuter und Leguminosen auf den Wiesen und Weiden erhöhen die Schmackhaftigkeit des Futters und damit die Futteraufnahme der Tiere. Gras und Heu von überdüngten Orten und Geilstellen werden gemieden.” Die Kühe sind gesund und langlebig. Dadurch können die Betriebskosten gesenkt werden.

Hubert Würsch, 2023

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