Hofeigenes Schweinefutter ohne Nahrungsmittelkonkurrenz. Teil 1: Wollschweine
Das Bewusstsein dafür, dass eine intensive Schweinefütterung mit der menschlichen Ernährung konkurriert, ist in den letzten Jahren gestiegen. Inzwischen findet bei einigen Landwirt*innen und in manchen Forschungsprojekten ein Umdenken statt. Das Schwein soll wieder seine traditionelle Rolle als Restenverwerter einnehmen und so Kreisläufe schliessen.
Doch ein Ausstieg aus der herkömmlichen Fütterung ist nicht leicht. Alle Fütterungsempfehlungen beziehen sich auf Intensiv-Rassen und industriell hergestelltes Mischfutter. Um die Futterverwertung zu optimieren, sind dessen Komponenten, Nährstoffe und Gehalte exakt berechnet. Das ist sinnvoll, denn so werden wertvolle Futtermittel möglichst effizient eingesetzt. Gleichzeitig erstickt ein solches System aber jede Experimentierfreudigkeit der Landwirt*innen. Eine Anpassung an die betrieblichen Gegebenheiten und der Einsatz hofeigener Futtermittel ist dadurch praktisch unmöglich.
Ausprobieren und Tüfteln ist in einem durchgetakteten System, in dem Mastschweine ausgestallt und geschlachtet werden, bevor drei Tage später die neuen Jager eingestallt werden, schlicht nicht möglich. Es wäre eine logistische und finanzielle Katastrophe, wenn die Tiere zum festgelegten Termin noch nicht schlachtreif sind.
Dadurch ist aber das Wissen darüber, wie Schweine in einem weniger intensiven System gefüttert werden können, grösstenteils verschwunden.
Betriebe, die alternative Futtermittel ausprobieren wollen, sind deshalb vor grosse Herausforderungen gestellt. Um hier Abhilfe zu schaffen, möchten wir in einer Reihe von Artikeln die Fütterungsrezepte innovativer Betriebe vorstellen. Als erstes berichtet Markus Lanfranchi aus dem Tessin darüber, wie er seine Wollschweine füttert:
Aus viel jungem Wiesengrasschnitt (am besten Luzerne oder Kleemischungen -> Proteine) während der Vegetationsperiode und möglichst lange eingeweichten Heublumen im Winter, kann man eine gute Basis für hofeigenes Schweinefutter herstellen. Je nach Saison mische ich dann noch aktuell anfallendes Futter hinein: im Frühjahr und Sommer sind dies Molke, Feines aus der Küche und nicht verbrauchte Wintervorräte sowie Gartenbeikräuter; im Spätsommer und Herbst sind es Feines aus Küche, Garten und Acker, Kürbisse, Obst, Kerne und Nüsse, Kastanien; im Winter mische ich den eingeweichten Heublumen noch eine Handvoll Bollmehl (Weichweizenfuttermehl) bei. Obstbaumschnitt versorgt meine Mutterschweine vor dem Ferkeln im März mit zusätzlichen Gerbstoffen und Spurenelementen. Etwa 1 Tonne Bio-Bollmehl pro Jahr reicht mir als einzige nicht hofeigene Futterkomponente aus. Auf die beschriebene Weise füttere ich drei Mutterschweine samt Ferkeln und vier Monate lang einen Eber (November bis Februar).
Markus Lanfranchi
Die Fütterung mit Heublumen wird bereits in historischen Quellen erwähnt. Die Winterfütterung von Bündner Schweinen bestand teilweise aus eingestampften Alpbenblacken (Rumex alpinus) und Emdblumen. Das Rezept von Markus scheint also durchaus vergleichbar mit der Schweinefütterung, wie sie bereits früher im Alpengebiet gepflegt wurde. Mehr dazu in unserem Artikel zu Grünfutter und Weidegang in der Schweinefütterung.
Laura Gisler, 2025
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