Schweinefütterung damals und heute: Gemüse, Ackerbau und Getreide

Bereits in früheren Zeiten pflanzen die Menschen Kulturen für die Schweinefütterung an. Neben Grünfutter und Getreide spielten verschiedene Wurzelgemüse und Blattpflanzen eine bedeutende Rolle in der Schweinefütterung. Besonders Kartoffeln, Rüben, Pastinaken und Erbsen wurden sehr geschätzt. Der englische Tierarzt William Youatt hebt hervor:

Beinahe alles unser gewöhnliches Wurzelwerk taugt als Futter für die Schweine: Rüben, Turnips ( = Mairüben, Herbstrüben, Räben Anm. d. Red.) Pastinak, rothe Rüben, Kartoffeln; alle sind nahrhaft, selbst in rohem Zustande. Durch das Kochen werden aber […] ihre nährenden Eigenschaften vermehrt. Kartoffeln sollten gedämpft, die anderen Wurzeln gesotten werden.1

Regionale Unterschiede in der Fütterung

In verschiedenen Gegenden bevorzugten die Menschen unterschiedliche Kulturen. Auf der Kanalinsel Guernsey zum Beispiel fütterten die Bauern ihre Mastschweine im Herbst täglich mit Pastinaken:

In Guernsey benützt man hauptsächlich die Pastinakwurzel, namentlich vom September bis zum Christfest, als Schweinefutter, und man rechnet gewöhnlich 8 Ruthen Boden, wovon jede etwa 250 Pfund Wurzeln liefert, um ein Schwein mästen zu können.1

Die Mastschweine auf Guernsey frassen somit im Herbst täglich 7,5 kg Pastinaken – eine beträchtliche Menge! An anderer Stelle beschreibt Youatt, dass man diese Tiere nach reiner Stallhaltung im Alter von 20 Monaten schlachtete und sie dann ein Lebendgewicht von 135 bis 205 kg aufwiesen. Er bemängelt jedoch die Qualität des dortigen Fleisches, das weich sei und beim Kochen schrumpfte. Dies führt er auf die einseitige Pastinakenfütterung zurück.

Während auf Guernsey die Pastinaken dominierten, bildeten in anderen Gegenden die Kartoffeln eine wichtige Futtergrundlage der Schweine:

Kartoffeln jedoch bilden im grössten Theil von England und in ganz Irland das Hauptfutter. Man muss sie dämpfen, sodann mit Mehl- oder Erbsenmehl und Molken oder saurer Milch, mit Spülicht oder reinem Wasser vermischen und einen Brei daraus bereiten. Das Wasser, worin sie gekocht worden sind, muss immer weggeschüttet werden.1

Allerdings wurden Kartoffeln selten als alleiniges Futtermittel eingesetzt. Das Wachstum der Tiere war sonst nämlich langsamer und der Speck wurde nicht fest. Deshalb kombinierte man die Kartoffeln oft mit anderen Futtermitteln; in Deutschland zum Beispiel mit Getreide oder Schlempe. Der deutsche Agronom Schweitzer bezeichnet Kartoffeln dennoch als das beste Schweinefutter, insbesondere für die Winterfütterung.

Kartoffeln waren ein wichtiges Futtermittel für Schweine (Bildquelle: www.oekolandbau.de/ Copyright BLE/ Nina Weiler)

Bedeutung von Leguminosen

Neben Wurzelgemüse spielten auch Hülsenfrüchte eine wichtige Rolle. Besonders Erbsen galten als hochwertiges Futter und für die Fleischqualität als sehr förderlich. Die Erbsen wurden grün oder getrocknet verfüttert. Die getrockneten Erbsen wurden oft noch weiter verarbeitet, beispielsweise zerrieben, gestampft oder eingeweicht. Alle Teile der Erbsen, auch die Schoten und das Stroh, wurden in der Tierfütterung verwendet. Als weitere Leguminose war auch die Ackerbohne eine beliebte Futterpflanze:

Sir John Sinclair fand, dass auch grüne Bohnen ein sehr gutes Schweinefutter bilden, er gibt denen aus Windsor den Vorzug und empfiehlt, man solle zwei bis drei Felder nach einander anpflanzen, um fortwährend einen Ersatz vom Juli bis zum September zu haben. […]1 (Da es eine Ackerbohnensorte namens Windsor gibt, ist davon auszugehen, dass hier von Vicia faba, der Ackerbohne die Rede ist. Anm. d. Red.)

Zusätze und Mischfütterung

Die Menschen vermischten Gemüse oft mit anderen Futtermitteln, um die Verdaulichkeit zu verbessern. Kohl- und Salatblätter sowie Rübenblätter wurden häufig mit Schlempe (Destillationsrückstände) vermischt verfüttert. Je nach Land wurden unterschiedliche Futtermittel bevorzugt. William Youatt berichtet, dass in den USA im Gegensatz zu England Kürbisse und Äpfel im Überfluss vorhanden waren. Dementsprechend setzten die Amerikaner diese in ihren Futtermitteln ein.

Koche irische Kartoffeln, Kürbisse und Aepfel, bis sie weich sind, stampfe Alles untereinander, bis sich die Masse vollständig gemischt hat und setze Etwas Salz zu; die Schweine werden dieses Gemische sehr gerne fressen und dadurch ungemein gedeihen.1

Getreide

Gerste wird als das Getreide beschrieben, das für Schweine am besten geeignet ist (Bildquelle: www.oekolandbau.de/ Copyright BLE/ Thomas Stephan)

Getreide spielte eine zentrale Rolle in der Schweinemast, besonders in der Endmast zur Verbesserung der Fleisch- und Fettqualität. Youatt beschreibt die Bedeutung von Getreide wie folgt:

Es gibt kein nahrhafteres und zum Mästen besser geeignetes Futter, als das Getraide; nur kann es wegen seines hohen Werthes nicht in grösserer Ausdehnung für diesen Zweck verwendet werden; dennoch sollte man aber kein Thier als vollkommen gemästet betrachten, welches in der letzten Zeit nicht irgend eine Art Getraide erhalten hat, da Nichts ein festeres und besser schmeckendes Fleisch bewirkt. […] Gerste und Hafer hält man für die zweckmässigsten Mastfuttermittel beim Schwein.1

Auch der deutsche Agronom Gottfried Schweitzer hebt die Bedeutung des Getreides in der Endmast von Fettschweinen hervor. Eine Ausmast mit Getreide sei unumgänglich für ein Tier, das grosse Mengen Fett liefern solle. Für eine Mast mit einem Fleischschwein als Ziel hingegen galt Getreide als nicht unbedingt nötig.

Verarbeitungsmethoden zur Verbesserung der Verdaulichkeit

Wie die Futtermittel verarbeitet wurden, hatte einen grossen Einfluss auf ihre Verdaulichkeit. Youatt unterschied verschiedene Methoden:

Man verfüttert die Körner den Schweinen auf verschiedene Art —roh und trocken, geröstet und gemalzt, zerquetscht und eingeweicht, gekocht, keimend und zu Mehl gemahlen. Am wenigsten Vortheilhaft ist ersteres, da die Körner unvollständig gekaut werden und Indigestion entstehen kann. Gibt man sie auf diese Art, so muß das Thier reichlich Wasser bekommen. Ein kleines Quantum ganzer Körner einmal täglich oder alle zwei Tage solchen Schweinen, welche mit Gerstenmehl gefüttert werden, gegeben, hält man für zweckmässig und die Festigkeit des Fleischs vermehrend.1

Hier zeigt sich also ein Zielkonflikt: Eine Verarbeitung des Getreides führt zu einer besseren Verdaulichkeit und somit einer höheren Effizienz in der Fütterung. Gleichzeitig aber stand ganzes Getreide besonders im Ruf, die Fleischqualität zu fördern.

Ankeimen für eine bessere Phosphor-Verfügbarkeit?

Als weitere Zubereitung wurden die Körner gekeimt und angesäuert.

Eingeweichte Körner wären passender, wenn die Thiere viel davon fressen würden, was aber selten der Fall ist. Ihre Nährkraft wird gesteigert, wenn man sie nach dem Einweichen liegen und keimen lässt, sodann trocknet oder sie im Wasser liegen lässt bis das Ganze sauer geworden ist. Viele sind der Meinung, wenn man die Körner so lange koche bis die Hülse platze, passen sie besser für die Schweine als gemahlen, […]1

Das Einweichen und Keimen lassen der Getreides könnte heute noch aktuell sein. Eine Studie zeigte, dass bei Gerste durch Keimung der Körner die Phytaseaktivität steigt. Dieses Enzym erhöht die Menge an bio-verfügbarem Phosphor durch den Abbau von Phytin. Dadurch steigt die Aufnahme von Phosphor aus dem Futter und die Tiere scheiden weniger Phosphor aus. Darum wird Phytase oft Futtermitteln beigefügt. Das Ankeimen des Futtergetreides könnte somit eine Alternative zur Phytase-Beigabe darstellen. In der besagten Studie wurden die Körner eingeweicht und anschliessend keimen gelassen. Dabei zeigte sich, dass die Phytaseaktivität am achten Tag am höchsten war. Eine längere Keimdauer könnte sich also lohnen, bedeutet aber natürlich einen stark erhöhten Arbeitsaufwand und Platzbedarf.


Laura Gisler, 2025

Quellen:

1Weiß, C. F. H.: Das Schwein : seine Eigenschaften, Zucht und Behandlung im gesunden und kranken Zustande, und Geschichte seiner Racen : nebst einer Anleitung zum Einsalzen und Räuchern […]. Stuttgart : Verlag der J.B. Metzler’schen Buchhandlung, 1852. ETH-Bibliothek Zürich, Rar 36735, https://doi.org/10.3931/e-rara-80972 / Public Domain Mark

Die Quellen der Artikelreihe über Schweinefütterung früher können bei Interesse eingesehen werden:



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