Bio-Sauenhaltung mit KW-Abferkelbucht

Das aktuelle Stallkonzept hat Familie Brenner in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe EIP Schwein entwickelt. Die Stallungen werden dabei von der Universität Hohenheim und der Hochschule Nürtingen wissenschaftlich begleitet (mehr Info zum Projekt unter http://www.eip-schwein.de). Relativ rasch entschied sich die Familie Brenner für die KW-Abferkelbucht. Durch deren kostengünstige und einfache Bauweise konnten die familieneigenen Arbeitskräfte ihre Fähigkeiten gut einsetzen.

Um das Funktionsrisiko dieser neuen Bucht möglichst gering zu halten, hat Alois Brenner, wie auch weitere Bauherren, diese Bucht vorher als Modell gebaut. So konnten alle Details im Vorfeld besprochen werden, bevor die Serie mit 72 Abferkelbuchten verteilt über drei Ställe startete. Dazu zählten insbesondere das Dreieck-Ferkelnest mit Warmwasser-Wandheizung und zusätzlicher Bodenheizung wie auch die zusätzliche Bodenheizung des Sauenliegebereiches vor dem Ferkelnest und Kühlflächen für die Sau entlang der Stallaußenwand. Auch wichtig sind die Platzierung der Tränken für Sau und Ferkel im Stall, die Einrichtung eines separaten Ferkelschlupfes in den Auslauf und die Bodenfütterung für die Sau mit Schüttelrohr. Hinzu kommt der natürliche Luftaustausch über Lüftungsklappen, die zugleich als Fensterfläche dienen. Die Temperatursteuerung erfolgt automatisch.

Wärme für die Ferkel

Ganz besonders zeichnet sich das Ferkelnest durch das hohe Wärmeangebot aus. Dies ist umso wichtiger, da Ferkel nach der Geburt eine Körper-Außentemperatur von ca. 32°C haben. Erst bei dieser Temperatur liegen die Ferkel auseinander in lockerer Seitenlage. Kleingewichtige, unterkühlte, mit Kolostralmilch knapp versorgte und kranke Ferkel brauchen noch höhere Temperaturen. „Ich sehe das am besten daran, wenn solche Ferkel ganz nahe der Wandheizung liegen, während die meisten Wurfgeschwister diesen besonders warmen Bereich meiden“, weiß Alois Brenner. Warmwasserheizungen in Wand und Boden erfüllen vorzüglich die hohen Temperaturanforderungen der Ferkel. Das Ferkelnest ist nur 50 cm hoch. Das Dreiecknest erleichtert die Tier- und Technikkontrolle.

Betreuung

Alois Brenner: „Von der Buchteneingangstür habe ich von einer Stelle alles im Blick: das Verhalten der Ferkel im Nest und in der Veranda, den gesamten Sauenliegebereich, die Tränke und die Fütterung!“ Im gesamten Abferkelstall ist die rasche und unkomplizierte Kontrolle wesentlich. Diesem Ziel dienen Buchtenwände aus Holz, die nur einen Meter hoch sind. Abdeckungen über dem Sauenliegebereich würden die Kontrolle erschweren. Sie wegzulassen erfordert jedoch Heizungen, die während der Abferkeltage eine Stalltemperatur von ca. 22°C sicherstellen. Deshalb braucht insbesondere die Stalldecke eine ausreichende Dämmung: bei Brenners mit 10 cm starken Sandwichpaneelen. Die Energie stammt von der hofeigenen Hackschnitzelanlage

Bodenfütterung und Mutter-Kind-Tränke

Ein besonderes Merkmal der KW-Bucht ist die Bodenfütterung. Es gibt keinen Sauentrog, der den Zugang zur Bucht beeinträchtigen kann, der eventuell geleert werden und vor dem Einstallen gesäubert werden muss. Die Ferkel werden von ihrer Mutter zum Fressen animiert. Zusätzlich gibt es noch Futter im Ferkelnest – im allerbesten Fall nicht auf dem Boden, sondern in einem schmalen Langtrog, damit die Kontrolle der Futteraufnahme leicht fällt. Für jedes Schwein muss jederzeit der Zugang zu Wasser gewährleistet sein. Die Mutter- Kind-Tränke in einer Buchtenecke des Sauenliegebereiches erfüllt diese Bedingung. Darüber hinaus ist direkt neben der Tränke der 20×30 cm große Ferkelschlupf. In diesem Bereich ist der Betonboden um ein bis zwei Zentimeter tiefer, so dass vergeudetes Wasser durch den Ferkelschlupf direkt in den Auslauf gelangt. Tränke und Ferkelschlupf in der Buchtenecke mindern das Risiko, dass diese Ecke als Kotbereich genutzt wird. So lernen die Ferkel bereits nach wenigen Lebenstagen, dass die „Toilette“ im Auslauf ist.

Die Sauen in Ruhe lassen

Die üblichen Fixiermöglichkeiten für die Sauen vermisst Alois Brenner nicht. „Natürlich kommt es vor, dass ein paar Sauen schimpfen, wenn die Ferkel gefangen und zur Behandlung eingesperrt werden müssen! In den letzten Jahren habe ich nur zwei Sauen zum Schlachten gegeben, weil sie sehr rebellisch waren, wenn in anderen Buchten Ferkel geschrien haben“, meint Alois Brenner. Selbstverständlich brauche es einen ruhigen und besonnenen Umgang mit den Sauen. Die Sauen werden eine Woche vor dem voraussichtlichen Geburtstermin eingestallt, so dass sie sich gut an die neue Umgebung gewöhnen können. Die Buchten werden gut eingestreut, um das Nestbauverhalten zu fördern. „Da Schwergeburten und Milchfieber sehr selten auftreten, lasse ich meine Sauen während der Geburtstage in Ruhe. Es gibt halt in diesen Tagen um 22 Uhr noch einen Kontrollgang durch den Abferkelstall“, fügt Alois Brenner hinzu. Die Absetzleistungen können sich mit elf bis zwölf Ferkel je Wurf sehen lassen.

Kostengünstig bauen

Die Bedingungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Auf dem Betrieb Brenner waren sie sehr günstig, so dass je KW-Bucht nur 4.500 Euro an Netto- Baukosten anfielen, bei 7,5 m2 im Stall plus 6 m2 im Auslauf. Alois Brenner hat sich auf möglichst einfache bauliche Lösungen festgelegt, die mit den ortsnahen Firmen und selbst organisierten Arbeitskräften durchgeführt werden konnten. Das heißt nicht, dass in erster Linie Eigenleistungen gefragt sind, sondern hauptsächlich Organisation für kostengünstige Lösungen.

Ökologie und Ökonomie stimme

Es wurden soweit wie möglich natürliche Baumaterialien verwendet: Die Buchtenwände und -türen im Stall, der obere Teil der Stallwände sowie die Auslauf-Außenwand sind aus Holz. Die Familie Brenner ist mit der Umstellung sehr zufrieden. Die Produktionsleistungen stimmen und die Vermarktung an Edeka-Südwest sichert feste Erlöse. Neben der Sauenhaltung mit 170 Tieren bietet der Lautenhof auch Bioland-Eier aus seinem Hühnermobil an. Im Hofladen gibt es, neben ganzjährig angebotenen Kartoffeln, Wurstdosen und Schweinefrischfleisch nach Vorbestellung.

Rudolf Wiedmann, Berater für artgerechte Tierhaltung, 2020

Hier gibt es weitere Informationen:
„Baudetails der KW-Abferkelbucht“
Vortrag Vorstellung modellhafter Stallbaulösungen – umgesetzt auf dem Betrieb Thomas König
Internetseite der EIP Schwein mit Stallbau-Beispielen: https://eip-schwein.de/abferkelstaelle_uebersicht.php

Dieser Text wurde nach Absprache mit dem Autor einem Artikel in der Bauernstimme 07/08-2020 entnommen, aufgeteilt und um einzelne Informationen ergänzt. Hier geht es zur pdf des Artikels.

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Lautenhof
Ellwangen Ostalb
Alois und Ingrid Brenner
Sohn Andreas zu 50% Simon und Sarah gelegentlich
48 ha
4 ha
12 ha
Bioland
Sauenhaltung Legegehennen und Hofladen
Futterbau: Triticale, Weizen, Sommer- und Winter-Gerste, Ackerbohnen-Hafergemenge und Kleegras
1ha Kartoffeln
170 Sauen
200 Legehennen
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