Geodome – fahrbarer Gemüsetunnel
Standortunabhängig und Ästhetisch – Motivation für den Eigenbau
Der Katzhof liegt in der Hügelzone und ist einigermassen windexponiert. Deshalb gab es mit dem bisherigen, herkömmlichen Folientunnel immer wieder Probleme mit der Windstabilität. Weiter waren die klimatischen Verhältnisse im Tunnel nicht befriedigend: Trotz des seitlichen Hochrollens der Folie konnte die Wärme nicht entweichen, eine Lüftung oben war aber bei den herkömmlichen Tunnels nicht machbar, ausser einer kompletten Öffnung der Folie. Das seitliche Hochrollen der Folie erzeugte ausserdem Zugluft, was bei den Pflanzen Trockenheitsstress auslöste. Aber auch die Gefahr durch bodenbürtige Krankheiten steigt mit der Zeit, wenn der Gemüsetunnel immer am selben Ort steht.
Daraus abgeleitet waren die Ziele für den Bau eines neuen Tunnels:
- gute Windstabilität
- bessere klimatische Verhältnisse im Tunnel
- Standortunabhängigkeit
- zeitlich und räumlich flexibler Wechsel des Standortes
- ästhetischer Aspekt
Neben den oben beschrieben Zielen und Aspekten ist es wichtig, dass der Tunnel den jeweiligen Bedürfnissen angepasst dimensioniert und gebaut wird. Die Konstruktion des Geodome Gemüsetunnels bietet zudem verschiedene Möglichkeiten für Details und individuelle Ausgestaltungen (z.B. Bewässerung, Hochbinden der Pflanzen).
Es macht sehr viel Freude in den Tunneln zu arbeiten, die Tunnel zu verschieben und sie einfach anzuschauen.
Markus Schwegler
Mit handwerklichem Geschick, Freude, Mut und Durchhaltevermögen
Eine Planskizze der Grundkonstruktion hat Markus Schwegler im Internet gefunden: https://geo-dome.co.uk/. Sämtliche weiteren Planungen von der Dimensionierung bis zur konkreten Bauausgestaltung wurde in Eigenregie und mit Mithilfe von einigen Fachkräften gemacht. Die Planung des ersten Tunnels hat unzählige Stunden in Anspruch genommen, der Bau erfolgte dann in rund 300 Arbeitsstunden. Für die Bauausführung braucht es neben etwas handwerkliches Geschick und viel Freude, auch Mut und etwas Durchhaltevermögen. Das Material wie Metallprofile, Verbinderprofile (Metall), div. Schrauben, Holz, Folie, Windschutznetze und das Kleinmaterial sollte im Fachhandel erhältlich sein.
Auf dem Katzhof ergab sich die Grösse des Tunnels aus den Beetbreiten die sie bearbeiten: 3 Beete à 120 cm und 4 Wege à 30cm = 480 cm Breite, die Länge ergab sich aus dem Verhältnis zur Breite und den erhältlichen Längen von Metallprofilen (6m) = 1180 cm Länge. Wegen der Verschiebbarkeit ist die Stabilität der Konstruktion ein wichtiger Aspekt. Wenn der Tunnel z.B. viel Länger gebaut würde könnten die einwirkenden Kräfte beim Verschieben zu gross sein.
Standort, Lüftung und Kulturführung im Tunnel
Beim Aufstellen resp. Verschieben ist darauf zu achten, dass Ein-/Ausgang ungefähr in der Nord-Süd-Achse ausgerichtet sind. Damit ist die „aerodynamische“ Seite gegen die Hauptwindrichtung Westen ausgerichtet. Der Tunnel hat genügend Eigengewicht, so dass er nicht am Boden verankert werden muss. Es braucht kein Fundament, aber der Boden sollte für eine gute Auflage schon einigermassen eben sein.
Die Lüftungen erfüllen ihren Zweck der Wärmeabführung sehr gut, auch durch die leichte Luftzirkulation die von unten durch die Windschutznetze (leichte Durchlässigkeit) gewährleistet wird. Die Temperaturen bewegen sich im Rahmen der Aussentemperaturen. Durch den Lüftungseffekt entsteht jedoch ein spürbar angenehmeres Klima.
Beschattung ist möglich, von uns bisher jedoch nicht umgesetzt und verwendet worden. Einfachste Lösung ist ein Schattiernetz das aussen über den Tunnel gelegt (und befestigt) wird.
Das Resultat lohnt die Kosten
Die Materialkosten belaufen sich auf ca. CHF 10‘000.- (5‘000.- für die Rahmenunterkonstruktion inkl. Arbeit, 5‘000.- für das restliche Material). Zusätzlicher Arbeitsaufwand fällt für den Bau des Tunnels und die Konstruktion einiger Detailelemente an.
Verschieben des Tunnels in wenigen Minuten
Der Tunnel könnte theoretisch von einer Person alleine verschoben werden. Gemeinsam geht es aber einfacher und schneller. Mit 2-3 Personen und einem Traktor werden auf dem Katzhof in einer halben Stunde zwei Tunnel verschoben. Dazu muss der Tunnel mit zwei Rädern ausgerüstet sein (alte Wagenachse, zweiteilen) und am Traktor muss eine Aufnahmevorrichtung angebracht werden. Das Gewicht der Oberkonstruktion beträgt ungefähr 1.3 Tonnen, dasjenige der Rahmenunterkonstruktion rund 1.5 Tonnen.
Das Team vom Katzhof verschiebt die Tunnel jeweils im Frühling und im Herbst an einen neuen Standort. Kulturen, die bereits gepflanzt oder gesät sind, sollten dann nur so hoch sein, dass mit dem Tunnel noch darübergefahren werden kann.
Baugenehmigung: Abklärung empfehlenswert
Beim mobilen Gemüsetunnel handelt es sich um eine Fahrnisbaute, also um eine verschiebbare Baute. Eine Meldung resp. Anfrage bei der zuständigen Baubehörde lohnt sich auf jeden Fall, um zu klären ob es dafür in der Gemeinde eine Baubewilligung / Baugenehmigung braucht. In der Schweiz dürfen Fahrnisbauten je nach Gemeinde unterschiedlich lange auf dem gleichen Standort stehen bleiben.
Für experimentierfreudige, flexible und ästhetisch veranlagte Gemüsebauern
Das Fazit von Markus und dem Team auf dem Katzhof: Es macht sehr viel Freude in den Tunneln zu arbeiten, die Tunnel zu verschieben und sie einfach anzuschauen. Die praktischen Belange funktionieren bisher super. Nachteil sind die sicherlich eher etwas höheren Kosten. Die Windstabilität ist sehr gut, Frost im Winter bisher kein Problem, Schnee gleitet rasch nach unten, Hagel hatten wir zum Glück nicht (die Folie hätte sicher keine Freude).
Skalierbarkeit der Konstruktion: Etwas kleiner und grösser würde sicher noch gehen. Wo die Grenzen liegen ist schwer zu sagen. Bei grösseren Konstruktionen müsste man über mehr Räder nachdenken, was aber die Beweglichkeit einschränken würde.
Beim zweiten Tunnel-Modell wurden alle Lüftungsfenster oben gleich gross dimensioniert, gemäss der kleineren Fenstervariante des ersten Tunnels. Dies aufgrund des hohen Gewichts der grossen Fenster beim manuellen öffnen und schliessen.
Markus Schwegler gibt gerne Auskunft und teilt auch die Pläne, sein Know-how und die Erfahrungen mit interessierten Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern.
Hubert Würsch, 2023
(dieser Text entstand aus einem schriftlich geführten Interview mit Markus Schwegler)
8 Bienenvölker
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