Hof Neufallenbach – von Herzen
Der Hof Neufallenbach von Beatrice und Wäli Bissig-Odermatt liegt weit hinten im ebenen Engelbergertal. Doch hier ist das Tal nur noch 300 m breit. Kein Wunder also, dass von den 25 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche des Betriebes gerade mal 5 ha rund um das Betriebszentrum ebenes Gelände sind. Der Rest ist steil und irgendwo verteilt an den Talflanken, wo sich auch der Fallenbach in die Tiefe stürzt. Tatsächlich gehören zum Betrieb rund 10 ha traditionelle und arbeitsintensive Wildheuflächen, welche nur einmal im Jahr geschnitten werden. Die Wildheuet bedeutet viel Handarbeit und nimmt deshalb im Hochsommer rund zwei Wochen in Anspruch. Für diese Arbeit sind zusätzliche Helfer notwendig.
Der Betrieb wird aus topographischen Gründen zwangsläufig recht extensiv bewirtschaftet; die Hälfte der Nutzfläche ist Ökofläche, wird deshalb wenig gedüngt und nur einmal geschnitten.
2002 konnte Wäli den Betrieb übernehmen, welcher seit Generationen in Familienbesitz ist. Um die Betriebsnachfolge muss auch er sich wohl keine Sorgen machen. Wilma, die älteste Tochter ist ausgebildete Bio-Landwirtin. Elias, der Zweitälteste, ist mit demselben Berufsziel in Ausbildung. Sein jüngerer Bruder Lutz liebäugelt ebenfalls bereits mit demselben Beruf und es wäre nicht verwunderlich, wenn auch die jüngste Tochter Jela dereinst in die Fusstapfen der Eltern treten würde.
Die wichtigsten Ziele von Beatrice und Wäli sind seit der Hofübernahme unverändert: Sie wollen vom Hof mit einem hohen Selbstversorgungsgrad leben können. Dabei bezieht sich die Selbstversorgung nicht nur auf die Nahrungsmittel, sondern auch auf Holz, Kraft und Heilmittel.
Zum Betrieb gehört die Voralp Eschlen auf rund 1’000 m ü. M., wo im Frühling (Mai – Mitte Juni) das Jungvieh und im Herbst (Oktober – Anfang November) zusätzlich die Galtkühe (=Trockensteher) weiden können. Den Sommer verbringen die Kühe auf der Bannalp auf rund 1’600 m ü. M.. Auf die Bannalp kommt man mit der Seilbahn oder zu Fuss. Es gibt jedoch keine Strassenerschliessung und auf dem Alpbetrieb hat es keine Infrastruktur zum Melken. Dank der saisonalen Abkalbung kommen die Kühe galt (trocken) auf die Alp und werden während der Alpzeit nicht gemolken.
Wir – die Familie Bissig – bewirtschaften unseren Hof Neufallenbach durch bewussten, ausgeglichenen Umgang mit der Natur. Es liegt in unserer Natur, die Ressourcen welche wir von ihr erhalten, sinnvoll und nachhaltig einzusetzen, und uns dafür zu bedanken.
Ein wichtiger Betriebszweig ist die Kräutermanufaktur, wo die Produkte vom Heilkräutergarten und aus der Wildpflanzensammlung verarbeitet werden. Beatrice besitzt ein grosses Wissen über die Pflanzen und die Verarbeitung der Pflanzenteile. Die daraus entstehenden Produkte sind Tee, Sirup, Kräutersalz, Blütenzucker und Räucherkräuter. Der Hof Neufallenbach verarbeitet rund 300 Pflanzenarten, wobei einige ausschliesslich für den familieninternen Heilmittelschrank genutzt werden. Die grosse Vielfalt erklärt sich durch die verschiedenen Standorte der betriebseigenen Nutzflächen. Jeder Standort hat ein anderes Klima, andere Bodeneigenschaften und beherbergt damit andere Pflanzengesellschaften. Rund die Hälfte der Kräuter werden im Garten angebaut, die andere Hälfte wird mit Unterstützung von Helfern in der Natur gesammelt.
Film über die Kräuterfrau Beatrice Bissig aus der Serie ‘Leydäschaft’ (Leidenschaft) von Sooli Film. (Deutsche Untertitel können über die Schaltfläche ‘CC’ eingeblendet werden.)
Neben der Kräutermanufaktur betreibt die Familie eine eigene Wursterei. Dort wird das Fleisch der eigenen Tiere zusammen mit Gewürzen und den eigenen Kräutern zu naturreinen Trockenwürsten verarbeitet.
Der offene Hofgarten mit über hundert beschrifteten Pflanzen lädt zum Studieren und Bestaunen der heimischen Heilpflanzenvielfalt ein. Im Hofkiosk werden Getränke und Glace angeboten und können in gemütlichen Sitzgelegenheiten genossen werden. Immer mehr Biker, Wanderer und Spaziergänger nutzen das Angebot des Hofes.
Hubert Würsch, 2022
Bildquellen: Jesco Tscholitsch www.tscholitsch.com, Emanuel Amon – www.aura.ch
Herzlichen Dank an Sooli Film für die Unterstützung bei der Untertitelung des Filmes.
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