Gundermann – Gewürzkraut und Heilmittel

Pflanzenwissen

Familie: Lamiaceae, Lippenblütler
Gattung: Glechoma, Gundermann
Volksnamen: Gundelrebe, Erdefeu, Donnerrebe
Wirkung: Entzündungshemmend, wundheilend, antibakteriell, antiseptisch, schleimlösend, blutreinigend, harntreibend, stoffwechselanregend, entgiftend
Gegenanzeige: keine

Gundermann, Glechoma hederacea, (Bild Wikipedia Commons (Otto Wilhelm Thomé, 1885))

Signatur

Der Gundermann hält sich mit Vorliebe unter Gartenhecken, Brombeerstauden, mehrjährigen Blumenstauden und Holzbeigen auf und streckt seine kriechenden Stängel so nah an Haus und Stall wie möglich. Einmal mehr haben wir es mit einer hartnäckig menschenfolgenden Heilpflanze zu tun. Der Name Gundermann oder Gundelrebe entspringt dem altgermanischen Wort «Gund» und bedeutet Eiter oder Gift. Er wurde von unseren Ahnen vor allem als Eiter- und Entgiftungsmittel eingesetzt. Lateinisch Glechoma deutet auf die Verwandtschaft zur Minze (Lippenblütler) hin und hederacea heisst efeuartig oder efeublättrig. Er wird wie Efeu bei Erkrankung der Atmungsorgane verwendet. Schon die Kelten, Germanen und Slaven verehrten in dem weitverbreiteten Zaunkraut einen wohlwollenden Hausgeist. Sie schätzten den Gundermann als Bestandteil von blutreinigenden Frühlingsspeisen und würzten ihr Bier damit. Mit seinen langen biegsamen Stängeln flochten sie Kränze für Schutzrituale und um sich besser mit den Welten verbinden zu können.

Als immergrüne Pflanze und Frühlingsblüher zählt der Gundermann für uns zu den blutreinigenden, entgiftenden Pflanzen, die insbesondere bei chronischen Leiden Heilung bringen. Seine herz- oder nierenförmigen, lieblich gezackten Blätter und sein starker Geschmack (ätherische Öle), der übrigens auch im Winter vorhanden ist, weisen auf die Signatur der Venus hin. Der Gundermann zählt zu den Kulturfolgern, die an Wegrändern, in Gärten und mitten in Städten auf Parkwiesen wachsen. Damit beweist der Gundermann grosse Resistenz gegenüber Umweltgiften und birgt Heilkräfte gegen vergiftungsbedingte Erkrankungen. Seine Ausläufer können mehrere Meter lang werden und grosse Flächen bedecken. Der Gundermann zählt zu den Bodenheilern, die belastete Böden regenerieren und als Arzneipflanze beim Menschen Blut und Lymphe reinigen (merkurartig). Der Gundermann ist eine ausgesprochen «warme» Pflanze. Deshalb kann ihm auch eine dicke Schneedecke nichts anhaben. Das deutet auf seinen Bezug zu Jupiter und in unserem Körper zu Leber und Bindegewebe hin. Jupiter versinnbildlicht die Lebenskraft, Expansion und Erneuerung.

Gundermannsalz; Frühlingsgewürz und Heilmittel zugleich (Bild Patrick Lussi). Rezept siehe unten.

Wirkung

Der Gundermann enthält unter anderem viele ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Kieselsäure und Vitamin C. Er wirkt antiviral und antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzlindernd und schleimlösend – zum Beispiel bei langwierigen und eitrigen Atemwegserkrankungen. Auf den Stoffwechsel, die Leber, Niere und Blase hat er eine anregende, regulierende und stärkende Wirkung. «Gundermann-Erkrankungen» sind langwierig, wollen schwer heilen. Mit seiner durchdringenden Wärme löst der Gundermann in uns gestockte und erstarrte Prozesse und stärkt unsere Basisenergie. Das Wesen des Gundermannes erdet uns und stärkt in uns die Gelassenheit, Ruhe und das Vertrauen auf die helfenden Naturkräfte.

In der Volksheilkunde wird der Gundermann als eine der wichtigsten Entgiftungs- und Eiterpflanzen genutzt. Vor allem bei Bronchialerkrankungen gilt der Gundermann als Wundermittel: Innerlich angewandt als Teeaufguss, zum Beispiel kombiniert mit Frauenmantel, Baumnussblättern und Brennnesseln, und äusserlich als Wundtee oder Wundöl bei eitrigen Geschwüren. Selbst bei antibiotikaresistenten Eitererregern kann Gundermann gute Dienste leisten. Gundermanntee (oder Tinktur), über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen, ist ein zuverlässiges Mittel zur Ausschwemmung von Schwermetallen, insbesondere Blei und Quecksilber. Gundermann gehört zu den besten Heilpflanzen für eine gründliche Darmreinigung und -entgiftung.

Ja, so viel Wärme steckt im Gundermann, dass sein Laub der Winterkälte zum Trotz unter dem Schnee grün bleibt.

Wolf-Dieter Storl, Kulturanthropologe und Ethnobotaniker (*1942)

Praktische Anwendung

Der Gundermann ist ein Gewürzkraut, das du wie Peterli in die Suppe, in Omeletten, Wähen, in Quarksaucen oder Kräuterbutter verwenden kannst. Auch in Früchtesmoothies schmeckt er herrlich und die etwas grösseren und älteren Blätter lassen sich in flüssige Schokolade tunken – «After Eight» lässt grüssen. Natürlich darf der Gundermann in der reinigenden und stärkenden Gründonnerstagssuppe nicht fehlen. Rieche an den frischen Blättern und zerreibe sie zwischen den Fingern – der Gundermann ist stark, dosiere ihn daher vorsichtig! Frische Blätter gelten als wesentlich heilsamer als getrocknete. Den Gundermann kannst du das ganze Jahr über ernten.

Die einfachste Art die wertvollen Wirkstoffe zu konservieren, ist die Salzvertreibung. Gemischt, zum Beispiel mit Brennnesselsamen und Beifuss, kannst du ein hochwertiges und stärkendes Wildkräutersalz herstellen. Für den Kräutertee-Vorrat erntest du das blühende Gundermannkraut im Frühling, an sonnigen Tagen, und trocknest es schonend. Je nach Anwendungsgebiet mischst du den Gundermann mit Brennnesseln, Frauenmantel, Birkenblätter und Gänseblümchen zu einem Reinigungstee, oder gemischt mit Spitzwegerich, Schlüsselblumen, Huflattichblüten und Fichtenspitzen zu einem Husten- und Bronchialtee. Für äusserliche Wundwaschungen eignet sich ein Teeaufguss aus frischen oder getrockneten Blättern. Die im Gundermann enthaltenen ätherischen Öle lösen sich im Wasser nicht besonders gut. Nach altem keltischen-) Brauch werden Kräuter wie Gundermann in Milch, vor allem Ziegen- oder Schafmilch, gesotten. Ätherische Öle und andere Pflanzenwirkstoffe lösen sich in Milch besonders gut.

Geballte Frühjahrskraft; Hühnerei gewürzt mit Gundermannsalz (Bild Patrick Lussi)

Für die Behandlung von eitrigen oder schlecht heilenden Wunden kannst du aus blühendem Gundermannkraut Ölauszüge und Wundsalben machen oder eine Presssaft-Tinktur herstellen. Dazu mischst du einen Teil frischen Presssaft mit einem Teil Träsch (60% Vol.) und verschüttelst die Tinktur jeweils vor der Anwendung. Für eine Frischpflanzenauflage sammelst du saubere Gundermannblätter, quetschst sie leicht und legst sie direkt auf die eitrige Wunde. Lasse sie befestigt mit einem Pflaster oder einem Verband ca. 12 Stunden wirken. Falls danach noch Eiter vorhanden ist, wiederholst du diese Prozedur noch einmal. Die saubere Wunde kannst du jetzt mit verdünnter Ringelblumen- oder Spitzwegerichtinktur weiterbehandeln.

In der Volksmedizin üblich ist die Verwendung getrockneter, gemahlener Blätter als «einen Pris» Schnupftabak. So werden dumpfe, lang anhaltende Kopfschmerzen gelindert. Frische Blätter haben einen noch besseren Effekt. Zerreibe einige Blätter kräftig auf dem Handrücken und schnupfe den öligen Saft in die Nase hinauf. Das bringt auch bei Schnupfen Erleichterung. In einem Raucher-Knaster für Pfeife oder selbstgedrehte Zigaretten ist der Gundermann ein ideales Beimischkraut. Als Grundlage für den Knaster nimmst du genügend gutglimmendes Pflanzenmaterial, zum Beispiel Huflattich-, Beifuss- oder Salbeiblätter. Wenn du kopflastig unterwegs bist, kannst du dich zum Gundermann in den Garten setzen oder dir ein Zweiglein in die Haare stecken. Du wirst sehr schnell seine ruhigen, erdenden Qualitäten wahrnehmen.

Auch im Stall und bei den Haustieren kann der Gundermann gute Dienste leisten. Bei eitrigen Geschwüren oder Wunden kannst du auch bei den Tieren Gundermannblätter auflegen oder die Wunde mit einem Aufguss oder dem frischen Presssaft behandeln. Bei eitrigen Mastiden (Euterentzündung) ist der Gundermann als Teeaufguss oder als Tinktur ein gutes Begleitmittel. Gundermann ist für Pferde eine Giftpflanze.

Gundermannsalz

ZUTATEN

  • Eine Handvoll frisches, blühendes Gundermannkraut
  • 6 Esslöffel naturbelassenes Salz

ZUBEREITUNG
Sauberes und taufreies Gundermannkraut ernten und die groben Stiele entfernen. Das Pflanzenmaterial zusammen mit dem Salz im Mörser oder Cutter fein reiben. Die Salzmischung zum Trocknen auslegen, in Gläschen abfüllen und dunkel aufbewahren.

TIPP

  • Das Salz bindet die flüchtigen ätherischen Öle des Gundermanns und sie bleiben so besser erhalten.
  • Gundermannsalz schmeckt besonders gut zu hart gekochten Eiern (siehe Bild), Kartoffelsalat, Kalbsleber oder einfach aufs Butterbrot gestreut.

Dies ist ein Auszug aus der Broschüre ‘Wildkräuter der Kräuterfrau Beatrice Bissig-Odermatt. (Bissig-Odermatt B. [2021]. Wildkräuter: Frühlingspflanzen und ihre Anwendung. Grafenort: Eigenverlag.)
Bestellen in der Schweiz: Die Broschüren können direkt und portofrei beim Hof Neufallenbach bestellt werden, ausserhalb der Schweiz: Bestellung per Mail oder telefonisch bei der Buchhandlung von Matt in Stans.

Hinweis: Die Einnahme und Anwendung der beschriebenen Heilmittel und Rezepturen sowie das Befolgen der Therapieempfehlung geschieht auf eigene Verantwortung; bei Unklarheiten ist das weitere Vorgehen unbedingt mit einem/einer Arzt/Ärztin oder Naturheilpraktiker/in zu besprechen. Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft; dennoch übernimmt die Autorin keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Anwendungen ergeben können.
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