Spitzwegerichöl – Wundheilmittel selber herstellen

Pflanzenwissen

Spitzwegerich Plantago lanceolata ist eine ausdauernde und wintergrüne Pflanze, welche weltweit in Grünland-Gesellschaften vorkommt. Sie wächst an Wegrändern, in Wiesen, im Rasen und kann leicht im Topf oder im Garten angepflanzt werden. Sie liebt humose und frische Standorte und ist während der ganzen Vegetationszeit ausgesprochen wuchsfreudig.

Spitzwegerich zählt zu den ältesten Wundheilpflanzen der Menschheit. Er wurde früher als Erste-Hilfe-Pflanze bei lebensgefährlichen Blutungen und Schnittverletzungen verwendet.

Spitzwegerichblätter werden jeweils vor Erscheinen des Blütenstandes geerntet und am besten frisch verarbeitet. Der beste Erntezeitpunkt ist bei zunehmendem Mond, im Sternzeichen Zwillinge und Jungfrau.

Spitzwegerich, Plantago lanceolata (Bild: Deutschlands Flora in Abbildungen (1796); biolib.de)

Rezeptur

Zutaten

  • eine Handvoll gesunde, kräftige Spitzwegerichblätter
  • 3 bis 4 dl Bio-Rapsöl, kaltgepresst

Zubereitung
Sammle die Spitzwegerichblätter bei schönem Wetter um die Mittagszeit (ohne Tau und nicht bei Vollmond). Die Blätter müssen unbedingt trocken sein, also nicht waschen. Schneide sie in Stücke und fülle sie locker in ein grosses Konfitüren-Glas. Fülle nun so viel Öl in das Glas, bis die Blätter vollständig bedeckt sind. Decke das Glas nur mit einer Gaze zu und lasse das Ganze an der Wärme etwa 3 Wochen im Halbschatten oder in der Küche ziehen. Ein tägliches Umrühren der Kräuter, die anfänglich immer wieder an die Oberfläche steigen, verhindert eine Gärung oder Schimmel. Nach abgeschlossener Mazeration kannst du das Öl absieben und randvoll in saubere Braunflaschen füllen.

Haltbarkeit
Kühl und dunkel gelagert ca. 6 Monate bis 1 Jahr

Tipp
Spitzwegerichöl wirkt frisch hergestellt am besten. Stelle es während der Vegetationszeit immer wieder neu her und verwende die Resten in der Salatküche

Filtration des fertigen Ölauszuges (Bild Patrick Lussi)

Wirkung

Spitzwegerichöl wirkt desinfizierend, wundheilend, haut- und schleimhautregenerierend, juckreizlindernd, abschwellend, zusammenziehend, antibiotisch und dank Kieselsäure und seinem hohen Vitamin-K-Gehalt blutstillend.

Praktische Anwendung

Spitzwegerichöl kannst du zum Betupfen von Insektenstichen verwenden. Es stillt den Juckreiz schlagartig, und frühzeitig angewendet hemmt es auch die Schwellung. Nebst Mücken-, Wespen- und Bienenstichen kannst du mit Spitzwegerichöl auch Zeckenstiche betupfen. Die antibiotische Wirkung des Spitzwegerichs hemmt die Entzündungsgefahr der Einstichstelle massiv. Diese Anwendung wiederholst du, bis die Einstichstelle nicht mehr juckt und die Rötung verschwunden ist. Kleinere Schnittwunden, auch stark blutende, kannst du mit dem Öl betupfen, um eine desinfizierende und blutungsstillende Wirkung zu erzielen. Ich benutze das Spitzwegerichöl als Desinfektionsmittel für kleinere Verletzungen und Schürfwunden. In eine frische Schnittwunde giesse ich es ungeniert hinein, was mit Pflanzenölen und Salben sonst nicht üblich ist. Alle Herpeserkrankungen wie Fieberbläschen, Spitze Blattern usw. heilen schneller ab, wenn du sie mit Spitzwegerichöl behandelst. Zudem stillt es den Juckreiz und den Spannungsschmerz. Bei Verletzungen im Mundraum, sowie bei Zahnfleisch- und Rachenentzündungen, ist Spitzwegerichöl hilfreich und ein ideales Öl zum Ölziehen. Ölziehen ist eine traditionelle ayurvedische Detox-Anwendung. Lokal verbessert es die Mundhöhlen- und Zahngesundheit. Ein idealer Zeitpunkt für das Ölziehen ist morgens gleich nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen. Dazu nimmst du einen Esslöffel Spitzwegerichöl in den Mund und spülst damit für etwa 3 bis 15 Minuten deine Mundhöhle. Spitzwegerichöl verliert schnell an Heilwirkung. Idealerweise brauchst du es innerhalb von sechs Monaten auf, oder verwendest übrig gebliebenes Spitzwegerichöl für die Salatküche weiter. Innerlich wirkt das Öl stärkend und schleimhautregenerierend.

Spitzwegerich: Desinfektionsmittel direkt von der Wiese (Bild Patrick Lussi)

Eine ähnliche Wirkung haben Ringelblumentinktur (desinfizierend), Johannisöl (blutungsstillend), Blackensalbe (juckreizlindernd und entzündungshemmend), Gänseblümchensalbe (antiviral)

Dies ist ein Auszug aus der Broschüre ‘Heilmittel’ der Kräuterfrau Beatrice Bissig-Odermatt. (Bissig-Odermatt B. [2021]. Heilmittel: Herstellung von Salben, Ölen und Tinkturen. 60 S. Grafenort: Eigenverlag.)
Bestellen in der Schweiz: Die Broschüren können direkt und portofrei beim Hof Neufallenbach bestellt werden, ausserhalb der Schweiz: Bestellung per Mail oder telefonisch bei der Buchhandlung von Matt in Stans.

Hinweis: Die Einnahme und Anwendung der beschriebenen Heilmittel und Rezepturen sowie das Befolgen der Therapieempfehlung geschieht auf eigene Verantwortung; bei Unklarheiten ist das weitere Vorgehen unbedingt mit einem/einer Arzt/Ärztin oder Naturheilpraktiker/in zu besprechen. Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft; dennoch übernimmt die Autorin keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Anwendungen ergeben können.


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