Sauwohl Hopfen Ackerbau und Biogas
Familie Weichselbaumer in Pfaffenhofen ist sehr zufrieden mit ihrem neuen Schweinestall. Der Metzger auch
International bekannt ist die Region besonders für ihren einzigartigen Hopfen. Aber die hügelige, kleinstrukturierte Hallertau hat noch mehr zu bieten. Nahe der Kleinstadt Pfaffenhofen empfangen Michael und Barbara Weichselbaumer an diesem regnerischen Novembermorgen gut 70 Personen, die sich in der Praxis anschauen wollen, was zwei Stunden später Thema einer Tagung von AbL Bayern, ProVieh, Slow Food und „Genussgemeinschaft Bauern und Städter“ sein wird: Der Umbau der Schweinehaltung – hin zu besonders tiergerechten Haltungsformen und höheren Erzeugerpreisen.
„Wir sind ein Familienbetrieb mit Biogasanlage, Hopfenanbau, Schweinemast und vielfältigem Ackerbau, also spezialisiert auf Vielfalt“
begrüßt Barbara Weichselbaumer die Gäste vor dem luftigen Maststall, der im März 2017 fertiggestellt wurde und seitdem zwei alte Mastställe für 500 Schweine ersetzt. Als 2007/2008 der Schweinepreis lange im Tief verharrte, begann die Suche nach Alternativen für eine höhere Wertschöpfung, mit weniger Austauschbarkeit und mit direkterem Kontakt zu Verbraucherinnen und Verbrauchern.
„Zuerst haben wir fünf Jahre lang einige Schweine auf der Weide gehalten. Wir haben beobachtet, wie Schweine sich im Freien verhalten“, erzählt die Bäuerin.
Nächster Schritt war ein kleiner Versuchsstall unter einem Schleppdach. Die Idee für einen richtigen Neubau reifte, Ställe von Berufskollegen wurden besucht und studiert.
Im Oktober 2016 starteten Weichselbaumers dann den Bau ihres neuen Stalls nach eigenem Konzept: einen Außenklimastall mit den getrennten Funktionsbereichen Liegefläche (mit Liegebox), Fressbereich (Futterautomaten aus altem Stall) und Kotbereich im überdachten Auslauf, alles mit Stroh eingestreut und ohne Spaltenboden.
Nur gemeinsam mit Metzger
Ohne unseren Metzger, der einen Aufpreis für das Fleisch aus unserer guten Haltung bezahlt und eine besondere Vermarktung macht, wäre der neue Stall nicht möglich gewesen. Allenfalls über eine gut strukturierte Direktvermarktung wäre es möglich die Investitionen und die Kosten für den vier mal grösseren Arbeitsaufwand bei der Haltung zu decken.
Weichselbaumers haben viel Zeit investiert in Aufklärung darüber, was den Unterschied macht bei ihrer Haltungsform, im Rahmen von Hofführungen und als Referenten bei Veranstaltungen.
„Man muss wirklich viel reden, zeigen und offen sein, sonst wird man doch wieder schnell vergessen. Aber der Verbraucher, der bei uns im Stall war, bleibt gefühlsmäßig unser Kunde“, so Barbara Weichselbaumer.
Konventionell mit Öko-Denken
Weichselbaumers sagen von sich selber, dass sie ein konventioneller Betrieb mit ökologischem Denken sind. Im Schweinestall heißt dies: Ringelschwanz, 2m² Platz/Schwein, kein Spaltenboden, reichlich Stroh (ca. 600g/Tag/Schwein), einheimisches-gentechnikfreies Eiweißfutter, kurze Wege (eine Züchterfamilie, sie selber und der Metzger), eigener Transport (Anschaffung eines Viehanhängers). „Alle drei Wochen holen wir Babyferkel mit 8 kg vom Züchter und jede Woche fahren wir unsere Schlachttiere in den 28 km entfernten Schlachthof in Ingolstadt. Im Ackerbau bedeutet das Öko-Denken die Anschaffung eines Striegels und das Runterfahren des Chemikalien-Einsatzes.“ Im Hopfen laufen Versuche zur Immerbegrünung als Erosionsschutz und Beschattung des Bodens.
„Es gibt keinen Stillstand bei uns. Der Stall war ein erster großer Schritt. Er wurde so ein Erfolg, dass man viel Lust (und auch die finanzielle Möglichkeit) hat, noch vieles auszuprobieren (Bodenpraktiker-Kurs besuchen, eigenes Schlachthaus bauen, …).
Ulrich Jasper, Familie Weichselbaumer, 2019
Dieser Text basiert auf einem Artikel aus der Unabhängigen Bauernstimme 12/2019
13 ha Hopfen/Sonderkultur
7 ha Durchwachsene Silphie
Hühner und Bienen zur Selbstversorgung
Aussenklima- und Strohstall für Mastschweine
600 Kw Biogas (Fütterung mit Mais, Mist aus unserem Stall und Ackergras)
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