Konventioneller Milchbetrieb mit muttergebundener Kälberaufzucht und -mast

Wir bewirtschaften einen Betrieb mit 70 Milchkühen konventionell im Sauerland. Zu unserem Betrieb gehören 75 ha Grasland und die Kühe sind hauptsächlich Holsteins, teilweise aber auch gekreuzt mit Rotvieh, Jersey oder Doppelnutzungsrassen wobei die durchschnittliche Milchleistung bei 8000 l liegt.

Das erste Mal habe ich von muttergebundener Kälberaufzucht in meinem Agrarwissenschaftsstudium 2008 von einer Kommilitonin gehört, die auf einem Betrieb mit dieser Haltungsform ihre Ausbildung gemacht hat. Ich hatte dann die Möglichkeit, diesen Betrieb zu besichtigen und war von den Kälbern, die mitten in der Herde bei den Kühen mitlaufen, direkt begeistert. Irgendwie war es so logisch, dass doch die Kuh das Beste für das Kalb ist.
Wir haben viel überlegt und diskutiert, ob sich so etwas nicht auch zu Hause in dem eigenen Stall umsetzten lässt. Da unser Boxenlaufstall aus den 80er Jahren komplett über Spaltenboden verfügt, war schnell klar, dass einfach Kälber laufen lassen so nicht funktioniert. Zudem waren natürlich auch viele Vorurteile und Bedenken da.
Innerhalb von zehn Jahren haben wir die Milchviehhaltung auf unserem Betrieb Schritt für Schritt zur heutigen Form der mutterkuhgebundenen Kälberaufzucht entwickelt.

Grünlandbasierte Haltung und Zucht

Wir sind ein Grünlandbetrieb im Extensivierungsprogramm der Landwirtschaftskammer. Alle Tiere gehen ab einem Alter von ca. 4-6 Monaten im Sommer auf die Weide. Die Flächen sind sehr unterschiedlich, für einen Teil der Flächen kommt nur Beweidung in Frage, da durch sehr steile Hanglagen ein Befahren nicht überall möglich ist.
Das Futter für die Milchkühe besteht aus dem eigenem Gras bzw. Silage, ausserdem Kraftfutter, allerdings kein Soja. Teilweise kaufen wir Silomais oder Zuckerrübenschnitzel zu, wenn das eigene Gras nicht reicht, wie in den trockenen Jahren 2018 und 2019.
Wir machen größtenteils künstliche Besamung als Eigenbestandsbesamer. In den letzten 5 Jahren haben wir gelegentlich wieder einen selbst gezogenen Deckbullen vor allem bei den Rindern eingesetzt. Schwerpunkt liegt auf Holsteins. Das Zuchtziel war aber immer eine etwas kleinere und breiter gebaute Holsteinkuh als das üblich ist. Deshalb werden seit Jahren sehr “scharf” gebaute Holsteinkühe mit einer zu hohen Milchveranlagung für unseren Standort mit Doppelnutzungsrassen besamt. Vor allem Rotbunt DN und Normande. Wir versuchen in den letzten Jahren aber auch die Weideeffizienz und Grundfutterleistung unserer Kühe weiter zu steigern und haben deshalb jetzt erste Jerseykreuzungen und Nachkommen von neuseeländischem Kiwi-Cross welche wir probieren wollen.

Eigene Mast und Fleischvermarktung

Wir ziehen inzwischen alle Kälber selber auf. Die Jungbullen und die Jungrinder, die wir nicht für die Nachzucht benötigen, schlachten wir im Alter von ca. 12 Monaten in einer kleinen Familienschlachterei, die nur 6 km von uns entfernt liegt. Wir können die Räumlichkeiten dort auch nutzen, um das Fleisch zu verpacken und zu etikettieren.
Wir ziehen jedes Jahr maximal 15 weibliche Tiere für die Nachzucht auf, sodass wir jährlich ca. 55 Tiere direkt vermarkten wollen. Wir verkaufen das Fleisch über einen Dorfladen beziehungsweise beliefern Privatkunden im Umkreis von 20km direkt an die Haustür.

Kristina Schmalor, 2020, NRW

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Schmalors Bauernhof
Sundern, Sauerland, NRW
Kristina Schmalor
mit Partner Michael, eine Aushilfe gelegentlich Mithilfe der Geschwister
75 ha
Grünland-Milchviehbetrieb mit Mast
70 Milchkühe, 70 Jungtiere
400 m ü. M.
900 mm
Mutterkuhgebundene Kälberaufzucht
ø 8000 Liter
ø 5,5 Laktationen
Nachzucht und Mast
Milch an Molkerei FrieslandCampina im Landliebe-Programm
Schlachtung in Familienbetrieb 6 km vom Hof entfernt
Direktvermarktung Fleisch via Dorfladen und Lieferung
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In den Sommermonaten sind Kühe und Käber auf der Weide - die Kälber mit 4-6 Monaten zum ersten Mal.
Stallbereich, in dem Kühe und Kälber erst täglich 2 und später dann 1 Mal zusammen sein können.
Kristina Schmalor mit Kälbern - der gute Bezug zu den Tieren ist ihr sehr wichtig
Milchkühe und Kälber möglichst artgerecht aufziehen und halten - dazu gehört bei Schmalors auch die Mast der Käber auf dem Hof
Der Kontakt zu den Tieren ist gut - hier sichtbar auf der Weide
Die Wiesen des Bauernhofs Schmalor werden extensiv bewirtschaftet, zum Teil aufgrund von Hanglagen auch nur beweidet.