Schweinehaltung im Aussenklima- und Strohstall

Der Außenklimastall von Familie Weichselbaumer ist in drei getrennte Funktionsbereiche Liegefläche (mit Liegebox), Fressbereich (Futterautomaten aus altem Stall) und Kotbereich im überdachten Auslauf unterteilt, alles mit Stroh eingestreut und ohne Spaltenboden. Auf der hohen offenen Stallseite kann ein Rollo zum Schutz vor zu intensiver Sonne oder Regen runtergefahren werden. Zudem bietet ein perforierter Wasserschlauch über dem Auslauf an heißen Sommertagen Abkühlung. Tränken gibt es auch an der Außenwand des Auslaufs. Pro Tier stehen zwei Quadratmeter Platz zur Verfügung (gesetzlich vorgeschrieben sind 0,75 qm).
Je Stallplatz hat die Familie 500 Euro investiert, zuzüglich der umfangreichen Eigenleistung. Die Gitter wurden selbst geschweißt, die Betonteile selbst gegossen, Holzbinder aus einer alten Halle genutzt. Auf dem Dach erzeugt eine 200 kW-Photovoltaikanlage Strom. „Früher verbrauchten wir 20.000 Kilowattstunden im Jahr für Lüftung und Heizung der alten Warmställe“, rechnet Weichselbaumer vor.

Der neue Maststall bietet Platz für 500 Schweine – mehr Platz und Komfort für die Tiere, mehr Arbeit und höherer Strohverbrauch aber auch deutlich mehr Einkommen für den Betrieb

Die Ferkel mit unkupiertem Langschwanz der Rasse DlxDExPietrain beziehen sie von einem 15 km entfernten Ferkelerzeuger. Vor einem Jahr haben sie umgestellt von 30 kg-Ferkel auf 8-kg-Babyferkel. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Tiere seit dem Wechsel weniger Gelenk- und Klauenprobleme haben und einfach gesünder sind“, berichtet der Bauer. Bei Bedarf wird in den ersten Tagen nach der Aufstallung die Liegebox beheizt. Den Transport der Tiere erledigt Weichselbaumer selbst, sowohl vom Ferkelerzeuger als auch zum Schlachthof.

600g Stroh pro Tag pro Schwein sorgen für angenehmen Untergrund und viele Wühl- und Wälzmöglichkeiten – täglich wird per Einstreugerät frisch eingestreut
600g Stroh pro Tag pro Schwein sorgen für angenehmen Untergrund und viele Wühl- und Wälzmöglichkeiten – täglich wird per Einstreugerät frisch eingestreut

Gefüttert wird in Breiautomaten (Multiphasenfütterung). Die Futterkomponenten stammen bis aufs Mineralfutter zu 97 Prozent aus eigenem Anbau, einschließlich Soja. Als Raufutter wird Silomais und Heu zugegeben. Eingestreut werden die Buchten mit einem Einstreugerät, wobei täglich ein Quaderballen Stroh (600g/Tag/Schwein) gebraucht wird. Im Sommer wird häufig zwei Mal eingestreut. Die Liegekisten werden per Hand eingestreut. Der Strohbedarf wird in normalen Jahren von den eigenen Flächen gedeckt. Entmistet wird zweimal pro Woche, pro Mal dauert es zu zweit etwa ein halbe Stunde. Dazu werden alle Auslauf-Gitter eingeklappt und die Kotbereiche abgeschoben. Der Mist wird direkt in die Biogasanlage transportiert.

Das Abkoten im Auslauf klappt

Die allermeisten Schweine halten sich an die Aufteilung der verschiedenen Funktionsbereiche, insbesondere ans Abkoten im Auslauf. „Es gibt immer wieder einzelne Tiere, die erzogen werden müssen“, schmunzelt die Bäuerin, „und zwar eher im Sommer als im Winter“. Probleme mit Schwanzbeißern gibt es selten. „Letzte Woche hatten wir in Bucht 15 ein Tier. Das haben wir sofort aus der Gruppe geholt“, berichtet Michael Weichselbaumer. Die Tierhaltung im neuen Stall erfordert etwa viermal so viel Arbeitszeit wie früher die Mast in den alten Vollspaltenställen. Das muss bezahlt werden.

Die Schweine halten sich an das Konzept der Funaktionsbereiche, das sich Michael und Barbara Weichselbaumer für ihren neuen Stall genau überlegt haben. Schwanzbeissen kommt nur selten vor.
Die Schweine halten sich an das Konzept der Funktionsbereiche, das sich Michael und Barbara Weichselbaumer für ihren neuen Stall genau überlegt haben. Schwanzbeissen kommt nur selten vor.

Vermarktet werden die Schweine an Metzger Joseph Huber, der in Ingolstadt und Umgebung fünf Filialen betreibt und bewusst auf Strohschweine für seine Marke „100 % Naturschwein“ setzt. Geschlachtet wird im Schlachthof Ingolstadt, den der Metzger vor einigen Jahren mit Kollegen von der Stadt gepachtet hat. 20 Tiere mit im Durchschnitt ca. 98 kg Schlachtgewicht liefern Weichselbaumer pro Woche, mittlerweile liefert auch ein zweiter Landwirt Strohschweine.

Preisaufschlag deckt Kosten

Der höhere Aufwand für die Mast wird mit einem Aufschlag auf die Notierung bezahlt. In den Aufschlag von offenbar mehr als einem halben Euro je Kilogramm Schlachtgewicht gehen u.a. 20 Cent für Stroh, für mehr Arbeit sowie 10 Cent für gentechnikfreie Fütterung mit ein. Darauf haben sich Landwirt und Metzger per Handschlag geeinigt; einen schriftlichen Vertrag gibt es nicht.
„Wir haben einen super Austausch mit unserem Ferkelerzeuger und mit unserem Metzger. Das kannten wir so bisher nicht“, zeigt sich Barbara Weichselbaumer zufrieden. „Wir bereuen die Entscheidungen für den Neubau keinen Tag. Uns geht es saugut.“

Ulrich Jasper, Familie Weichselbaumer, 2019

Dieser Text basiert auf einem Artikel aus der Unabhängigen Bauernstimme 12/2019

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Hof Doimer
Pfaffenhofen in Bayern, D
Barbara (43) und Michael (43) Weichselbaumer
ein Vollzeit-Festangestellter (Landmaschinenmechaniker+Landwirt), ein Landwirt (ehemaliger Lehrling) für 20 Std./Woche, einige 450,-€ Kräfte, Lehrlinge in Landwirtschaft und Hauswirtschaft, ganze Familie und rüstige Altenteiler (beide 66 Jahre), Saisonarbeitskräfte für kurze Zeit im Jahr beim Hopfen
210 ha
10 ha
210 ha Ackerbau (Mais, Ackerbohne, Sojabohne, Weizen, Gerste, Ackergras, Roggen)
13 ha Hopfen/Sonderkultur
7 ha Durchwachsene Silphie
500 Mastschweine
Hühner und Bienen zur Selbstversorgung
500 m ü. M.
800 mm
Vermarktung unter Metzgerlabel Joseph Huber's Naturschwein, Ingolstadt
Aussenklima- und Strohstall für Mastschweine

600 Kw Biogas (Fütterung mit Mais, Mist aus unserem Stall und Ackergras)
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