Milchviehhaltung mit Kuh- und Menschenverstand
Martin und Alexandra Bigler Maier haben ihre Kühe jahrelang gut beobachtet und viel darüber nachgedacht, wie sie Milchvieh halten möchten.
Die Rasse Schweizer Fleckvieh passt sehr gut in die grünlandreiche Region bei Bern. Die Tiere sind nicht zu gross und kommen gut mit Raufutter klar. Sie bekommen bei Biglers vorwiegend Gras und Heu.
Erstkalbende werden mit Limousin besamt, so dass die Kälber klein sind und die Geburt entsprechend leicht verläuft.
Kuh-Kalb-Zeit
Nach der Geburt sind die Kälber eine Woche mit ihrer Mutter allein, die wiederum trotzdem einen halben Tag in der Herde mitläuft. In dieser Zeit wird durch Präsenz, Reden und Streicheln das Verhältnis zum Mensch positiv geprägt.
Nach dieser ersten Zeit wird die Kuh entweder zur Amme und tränkt zusätzlich zu ihrem Kalb noch ein weiteres. Oder die Entwöhnung findet statt und sie kann ihr Kalb zwar durch das Panel im Milchviehstall integrierten Kälberauslauf besuchen, aber nicht mehr tränken. Sie kann sehen, spüren, dass es ihm gut geht. Das Kalb bekommt nach kurzer Gewöhnung die Milch von einer der Ammenkühe. Diese verbringen täglich zwei Mal zwei Stunden im Kälberauslauf. So dass neben dem Tränken auch Zeit für Ablecken, Fressen vormachen und Ausweichen lernen bleibt. Der Mensch ist immer dabei und so wird auch diese Beziehung zwischen Mensch und Tier weiter vertieft.
Kuhgerechter Stall und Melkstand
Die Milchkühe haben viel Platz im Stall, können sich hinlegen wo sie möchten, der Untergrund ist weich und trocken. Die Tiere können immer raus, während der Vegetation nicht nur in den Auslauf sondern auf die Weide.
Sie behalten ihre Hörner. Der Stall ist mit den Fressgittern, der Position der Tränke und dem vielen Platz auf Hornkühe ausgerichtet. Die Tatsache, dass die Kühe nach und nach aus dem Fressgitter gelassen werden, erlaubt es auch rangniederen Tieren in Ruhe loszuziehen. Auch im Melkstand kann jede ihrem Rhythmus folgen, ist eine fertig gemolken und versorgt, kann sie zum Fressen gehen. Der Mensch ist ihr beim Melken sehr nah, die Kuh lernt auch von vorne vertrauensvoll auf den Mensch zuzugehen.
Entwicklungsspielraum
Alexandra: „Was die Kühe uns geben mit ihrer Milch, das möchten wir ihnen zurückgeben. Indem wir uns dankbar zeigen und sie angemessen halten und behandeln, ihnen Fürsorge schenken.“ Die Arbeit mit den Kühen strukturiert den Tagesablauf auf dem Hof. Das ist in Ordnung für Martin und Alexandra, denn „Wir lieben Kühe und Kälber.“ Beide möchten die Kuh als Ganzes wahrnehmen und nicht nur als funktionales, also milchgebendes Wesen. Die Kuh soll sich auch entwickeln können, in der Verbindung mit dem Menschen.
Diese Haltung wirkt sich auch auf die Gesundheit der Kühe und die Qualität der Milch aus. Davon sind beide überzeugt. Gerade auch, den Kühen zu erlauben, ihre Kälber zu tränken, zumindest in der ersten Woche und sie anschliessend wenigstens sehen zu können, wirke sich sehr positiv auf die Zufriedenheit, Gesundheit und Fruchtbarkeit der Kühe aus. Und die der Kälber sowieso.
Alexandra gefällt auch das Veredeln der Milch zu Käse. Das hat sie auf der Alp gelernt. Und sie geniesst es, immer wieder junge, interessierte Leute auf dem Hof zu haben, denen sie und ihr Mann Martin diesen respektvollen Umgang mit den Milchkühen weitergeben können.
Sonja Korspeter, terrABC
5ha Fächen im Naturschutzgebiet und
3ha Ökoflächen
alles arrondiert
Ammengebundene Kälberaufzucht
3 Sauen und Ferkelverkauf bzw. zum Teil Schweinemast
Verkäsung eines Teils der Milch auf dem Hof
Direktvermarktung von Kartoffeln, Rüebli und Getreide, Käse
Vermarktung an Mühle, Bäcker und Marktfahrer
Schweine an andere Bauern und einen Metzger
Dein Kommentar
Erfahrungswissen zu diesem Thema?Verfasse ein Kommentar!