Milchziegenhaltung auf der Isola
Wir wollen die Ziegen so artgerecht und natürlich wie möglich halten. Sie sollen sich wohl fühlen. Die Milch, die sie uns geben, verarbeiten wir zu Käse. Die männlichen Gitzi werden mit etwa drei Monaten geschlachtet.“
Auf dem Hof Cadurisch gibt es eine einzige grosse Ziegenherde – Muttergeissen, Gitzis (siehe Muttergebundene Gitziaufzucht) und der Ziegenbock laufen das ganze Jahr hindurch zusammen. Aktuell sind es sechzig Milchgeissen und etwa 40 Jungtiere.
Von Januar bis April kommen die meisten Gitzis auf die Welt. Zu dieser Zeit sind die Tiere oft noch im Stall mit angrenzendem Auslauf, da der Winter im Engadin lang ist. Ist der Schnee geschmolzen, können die Tiere auch schon auf die Wiesen in der Nähe des Stalls. Sie können sich dort bis zum 15. Mai frei bewegen oder sie steigen auf kleine Felsvorsprünge in der Nähe des Hofes.
Das Melken geht bei der aktuellen Herdengrösse per Hand in den Eimer. Im Lauf der Frühlingsmonate steigt die gemolkene Milchmenge, wenn die Gitzis weniger trinken, um dann gegen Ende des Sommers (in dieser Region gegen Ende August), wenn die Futtergrundlage schlechter wird, wieder weniger zu werden. Die durchschnittliche Milchmenge liegt bei 1-1,5 Liter / Geiss pro Melkgang. Im Oktober werden die Tiere dann galt gestellt. Nun gehen sie noch bis zum ersten Schnee auf Sömmerungsweiden, die bis zu 2800m /M liegen. Wenn die Ziegen nicht zwischendurch selber nach Hause kommen, wegen schlechten Wetters oder weil sie aufgeschreckt wurden, geht ein Mal pro Woche jemand vom Hof nach ihnen schauen. Die Ziegen fressen, was sie dort oben finden und kommen meist wohl genährt für die Winterzeit in den Stall.
Die meisten der Ziegen sind Bündner Strahlenziegen – eine alte Zweinutzungsziege aus der Region. Sie gibt sowohl Milch als auch gutes Fleisch. Natürlich von jedem nicht so viel wie eine Hochleistungsmilchziege oder eine reine Fleischziege. Doch sie ist genügsam und kommt mit dem rauen Futterangebot der Region sehr gut zurecht. Bei Cadurisch wird kein Kraftfutter gefüttert. Einzig Mineralsalz und eine Viehsalzmischung stehen den Tieren immer zur Verfügung.
Die Tiere werden nicht enthornt und kommen gut miteinander aus. Die meisten sind von Geburt an auf dem Hof und kennen sich untereinander. Auch im Stall gibt es keine Schwierigkeiten.
Wir schauen darauf, dass es in der Herde immer ein Drittel Junge, ein Drittel Mittelalte und ein Drittel Alte hat. Dies ist neben dem Aufwachsen der Tiere auf dem Hof die wichtigste Voraussetzung dafür, dass es Ruhe in der Herde hat.“
Im Winter haben die Geissen ausserdem eine grosse freigeräumte Fläche zur Verfügung, die offenbar ausgiebig von den Geissen zum Sonnen und den Gitzis zum Herumtoben genutzt wird. Auch rangniedere Geissen fühlen sich so sicher und wohl.
Aus der Milch stellen Cadurisch den traditionellen Ziegenfrischkäse Mascarpin her, der in der Region an Gastronomie und verschiedene Läden vermarktet wird. Auch per Post und direkt ab Hof wird der Käse verkauft. Oft hängt jedoch das Schild „Ziegenkäse ausverkauft“ an der Tür. Denn das Produkt ist sehr beliebt. “Es het, was es het”, sagt Jungbäuerin Bettina Cadurisch dann ihren Kunden. Die Milchmenge durch Kraftfuttergaben oder die Einkreuzung anderer Rassen zu steigern kommt für sie nicht in Frage. Aktuell ist die Herde der Cadurisch zudem aufgrund von stallbaulichen Problemen auf die Hälfte der Tiere reduziert.
Ein Teil des Ziegenfrischkäse wird gereift und entwickelt im Laufe von drei Monaten einen kräftigen Geschmack. Das Gitzifleisch wird pur oder als Wurst oder Trockenfleisch ebenfalls im wesentlichen in der Region vermarktet. Der Hof bietet mit 120 Milchgeissen und den Jungtieren 1,5 Familien ein Einkommen. Neben den Tätigkeiten, die direkt mit der Landwirtschaft zusammen hängen, werden auch touristische Aktivitäten wie Wandern mit Eseln und Schneesport-Kurse angeboten.
Hof Candurisch 2015
Wandern mit Eseln
Schneesport-Kurse
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