Mischweide – Grundsätzliche Überlegungen

Jede Tierart hat ihren eigenen Speisezettel und damit auch eigene Vorlieben. So mögen Ziegen bekanntlich Blätter und Triebe von Stauden und Nadelhölzern und auch reife verholzte Pflanzen in Mahdresten in Kombination zu junger Weide. Mein Rindvieh frisst hingegen von Ziegen verschmähte Gräser wie z.B. Rasenschmiele. Pferde mögen Pflanzen von Feuchtwiesen und Flachmooren, was häufig anzutreffende Flurnamen wie Rossried belegen. Rotklee, ein Leckerbissen für Kühe mögen Pferde hingegen nicht.

Ziegen sind wie Rosinenpicker, sie knabbern mit spitzen Mäulern an ihren Favoriten auch wenn sie dafür weit gehen müssen. Der Kuh geht es vorab um Menge und junges Futter. Pferde, als nicht Wiederkäuer beissen die Pflanzen weit unten ab. Sie dienen mir als Weideputzer.

Was nicht abgeweidet wird kann blühen und sich versamen, sich auf Kosten anderer Pflanzen ausbreiten und Platz und Licht wegnehmen. Also empfiehlt sich eine vollständige Nutzung durch kombinierte Weidetiere. Mittels Mischweide oder gestaffeltem Beweiden mit unterschiedlichen Tierarten kann Bestandesregulierung betrieben werden.

Mischweide mit eigenen Tieren ist bestimmt problemloser, als die Kombination mit fremdem Vieh als Ergänzung.

Zusammen mit den Ziegen beweiden bei uns einige leichte Mutterkühe oder Mesen steile ehemalige Magerwiesen, die bereits am Verganden waren. Beide Tierarten sorgen für vielfältige Planzenbestände und eine gute Nutzung. Zwei Nachbarn betreiben erfolgreich Mischweiden mit Schafen und Ziegen.

Schafe und Ziegen auf einer Weide.

Nachteile und Grenzen

  • Vielfältige Betriebe, also solche mit mehreren Tierarten sind in der Regel arbeitsintensiver.
    Schwere Tiere verursachen Trittschäden.
  • Gebirgsziegen muss man mit Weidenetzen oder drei bis vier Lagen Draht einzäunen, was beides recht aufwändig ist.
  • Veraltete Weidgesetze verbieten oft eine Mischweide, auch wenn diese nachweislich der Weidverbesserung dienlich ist. Hier gilt, wo kein Kläger ist, ist kein Richter.

Vorteile

  • Bestandeslenkung/ breite Nutzung auch reifer Bestände ist möglich
  • Offenhaltung von Kulturland mit entsprechendem Anspruch auf Beitragszahlungen
  • Erhöhter Herdenschutz gegen Grossraubwild z.B. Schmalvieh in Mischweide mit Eseln.

Voraussetzungen

Die Schläge sollten, damit sich Tierarten gegenseitig ausweichen können, genügend gross sein, über Wetterschutz, Wasser und genügend Läger verfügen und um den Verwurmungsdruck tief zu halten in der gleichen Saison nur einmal beweidet werden.

Unsere Mischweide

Unser Grünlandbetrieb ist mehrheitlich Süd exponiert, liegt auf 1500 m ü.M. und ist grösstenteils arrondiert. In Hofnähe befinden sich ca. 3 – 4 ha zusammenhängende, steile ehemalige Magerwiesen, die zum Teil verbuscht sind und seit Jahrzehnten nicht mehr gemäht wurden. Ebenfalls angrenzend befindet sich eine ebenso grosse Allmende. Auch hier droht Verbuschung.

Wir halten 12 – 15 Milchziegen, 15 Mutterkühe, ein Pferd und ein Esel.

Die ehemaligen Magerwiesen eignen sich vorzüglich als Ziegenweide. Der Parasitendruck ist jedoch hoch. Die Ziegen sind in der Nacht im Stall. Für die Ziegen allein ist die Weide zu gross. Die Kombination mit Aufzuchtvieh oder leichten Mutterkühen bewährt sich seit Jahren. Gleiches gilt für die Allmende, wo die Ziegen gezielt den stark mit Alpenerle verbuschten Teil eingezäunt bekommen. Um die Ziegen nicht zu lange in den gleichen Schlägen halten zu müssen, erhalten sie ab September den zweiten Aufwuchs einer steilen Nord exponierten Wiese, wo es durch Beweidung mit Kühen zu Trittschäden führen könnte.

Pferd und Esel beweiden die meiste Zeit ihre eigenen Schläge oder als Weideputzer diejenigen der Kühe im dritten Aufwuchs. Die Pferdeweide dient zudem auch als Weide jener Kühe, welche im Sommer gebären und zur besseren Beobachtung in Hofnähe gehalten werden.

Als Anstösser an verschiedene Gemeindeweiden / Allmenden, haben wir die Grenzzäune zu stellen und zu unterhalten. Also müssen diese Zäune ohnehin mindestens zweilagig erstellt werden. Zwei Netzviehhüter liefern den Schlagimpuls.

Wir halten Saanenziegen. Diese Rasse ist erfahrungsgemäss besser eingezäunt zu halten, als ausgesprochene Gebirgsziegen. Sofern der Schlag genügend gross ist, können wir Abtrennungen auch nur mit zwei Drähten erstellen. Gegen Abend sammeln sich die Ziegen jeweils vor dem Gatter für den bevorstehenden Heimtrieb. Das Rindvieh interessiert das nicht.

Paul Walder, Paridiela, Stels

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