Leguminosenmüdigkeit – Vorbeugen ist besser als heilen

Bedeutung der Leguminosen im Ackerbau

Aufgrund ihrer Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) sind Leguminosen im Ackerbau von besonderer Bedeutung. Die Fähigkeit der Knöllchenbakterien Stickstoff zu binden macht Leguminosen zu einem wichtigen Grundbaustein in der Fruchtfolge, insbesondere im ökologischen Landbau. Deshalb werden Leguminosen häufig nicht nur als Hauptkultur, sondern auch als Zwischenfrucht, in Mischungen oder in Untersaaten eingesetzt. (Gelencsér, Hohmann 2018; Winterling et. al. 2019).

Symptome der Leguminosenmüdigkeit

Problematik bei intensivem Anbau von Leguminosen
Werden Leguminosen in der Fruchtfolge über mehrere Jahre in erhöhtem Maße eingesetzt, kann es allmählich oder plötzlich zu einem Ertragsrückgang kommen. Die Pflanzen färben sich gelb und können innerhalb weniger Tage fast vollständig absterben. In den meisten Fällen geht der Ertrag schleichend zurück, ohne dass deutliche Symptome zu beobachten sind. Wenn weder Staunässe noch Nährstoffmangel das Problem sind, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Leguminosenmüdigkeit. (Gelencsér, Hohmann 2018).

In Regionen, in denen mehr Betriebe auf die Tierhaltung verzichten und den Anteil der Leguminosen in der Fruchtfolge erhöhen, könnte die Leguminosenmüdigkeit häufiger auftreten.

Ursachen

Das Hauptproblem bei der Leguminosenmüdigkeit ist, dass es sich nicht um eine einzelne Krankheit handelt, die bekämpft werden kann. Es sind mehrere Krankheiten und Schädlinge, die letztendlich zu Ertragseinbußen und zur Diagnose der Leguminosenmüdigkeit führen.

Zu diesen Krankheiten gehören Pilze wie Fusarium, Phoma, Rhizoctonia oder die Eipilze Pytium und falscher Mehltau. Hinzu kommt der Schädlingsbefall mit Nematoden und Blattrandkäfern, die die Pflanzen schwächen und wiederum den Krankheitsbefall fördern. Bei Futterleguminosen können z.B. Kleekrebs und Stängelälchen auftreten. Viele Krankheiten werden durch Nässe und weniger Sauerstoff begünstigt, weshalb Bodenverdichtungen besonders vermieden werden sollten.

Nachweis der Leguminosenmüdigkeit

Vor einer geplanten Leguminosenaussaat als Hauptkultur, oder bei Verdacht auf Leguminosenmüdigkeit, kann ein einfacher Test auf Leguminosenmüdigkeit selbst durchgeführt werden. Dazu sterilisieren Sie die Hälfte einer gemischten Bodenprobe aus der betroffenen Parzelle im Backofen. Dann pflanzen Sie in beide Proben Erbsen. Wenn die Erbsen in der sterilisierten Erde deutlich stärker wachsen, liegt Leguminosenmüdigkeit vor.

Bei Böden, die Anzeichen von Leguminosenmüdigkeit aufweisen, kann die Differentialdiagnose nach Bouhot und Bonnet (1979) herangezogen werden, um weiter einzugrenzen, ob die Ursache auf ein Nährstoff-, Toxizitäts- oder biotisches Problem zurückzuführen ist.

Test auf Leguminosenmüdigkeit (Deutsch): https://www.fibl.org/de/shop/4931-leguminosenmuedigkeit-testen

Bodenmüdigkeitstest: Links ist eine Erbsensorte im hitzesterilisierten Boden zu sehen, in der Mitte die gleiche Erbsensorte im kranken Boden und rechts eine anfällige Sorte im kranken Boden. (Gelencsér, T., Hohmann, P., 2018. Wenn der Boden müde wird. [When soil gets tired.] UFA-Revue, 2018 (12), S. 34-35.).

Arten- und sortenspezifische Anfälligkeit

Verschiedene Leguminosenarten sind in unterschiedlichem Maße anfällig für die Leguminosenmüdigkeit. Erbsen und Ackerbohnen sind am stärksten betroffen. Luzerne, Lupine, Rot- und Weißklee sowie Wicken können von den gleichen Krankheiten betroffen sein. Die Anbaupausen müssen entsprechend eingehalten werden.

In Versuchen wurden große Sortenunterschiede festgestellt. In einem Versuch in Bayern war zum Beispiel die Ackerbohnensorte Julia deutlich weniger anfällig für Fußkrankheiten als andere Sorten. Ackerbohnensorten mit höherem Gerbstoffgehalt sind weniger anfällig als gerbstoffarme Sorten. Allerdings müssen auch bei toleranteren Sorten die vorgeschlagenen Anbaupausen strikt eingehalten werden.

Behandlung

Da die Leguminosenmüdigkeit ein Komplex aus verschiedenen Krankheiten und Schädlingen ist, ist eine direkte Bekämpfung weder im konventionellen noch im ökologischen Landbau möglich. Liegt Leguminosenmüdigkeit vor, muss auf der betroffenen Fläche eine Anbaupause von 10 Jahren eingehalten werden. Die Verwendung von Gründüngungskompost kann sich positiv auf die Pflanzengesundheit von Erbsen auswirken, indem der Boden revitalisiert und die antagonistische Bodenflora gefördert wird. Dies wurde in einem Versuch mit Erbsen bereits ab einer Menge von 10 t/ha nachgewiesen.

Vorbeugen – Vermeiden

Die Entwicklung der Leguminosenmüdigkeit kann durch verschiedene Anbaumaßnahmen verhindert werden.

Anbau- und Fruchtfolge-Empfehlungen

  • Zertifiziertes Saatgut verwenden. Selbstvermehrtes Saatgut auf samenbürtige Krankheiten prüfen lassen.
  • Leguminosen-Arten und -Sorten aus auswählen, welche zu den Standortbedingungen der entsprechenden Ackerbaufläche (-Schlag) passen.
  • Wenn möglich regional angepasste Sorten verwenden.
  • pH-Wert beobachten (dieser ist auch für die Verfügbarkeit von Mikronährstoffen von Bedeutung).
  • Organische Düngung in die Fruchtfolge integrieren.
  • Bodenverdichtung vermeiden.
  • Optimale Bodenverhältnisse schaffen.
  • Vorsorglich Anbaupausen bei Erbsen von sechs bis neun Jahren einhalten.
  • Bei nachgewiesenem stärkerem Befall mit Mycosphaerella pinodes oder Phoma medicaginis Anbaupause auf zehn Jahre erweitern.
  • Möglichst kein Anbau von Lupine und Wicke in einer Fruchtfolge mit der Erbse.
  • Rotklee und Erbse im Hauptfruchtanbau in einer Fruchtfolge sind wegen Phoma medicaginis kritisch zu beurteilen.
  • Soll die Erbse, vor allem die weiß blühende, angebaut werden, so empfiehlt sich Luzerne statt des Rotklees als Hauptfruchtfutterleguminose.
  • Die Kombination Luzerne und Sojabohne/Lupine im Hauptfruchtanbau erscheint ebenfalls gut möglich.
  • Auf nicht luzernefähigen Standorten ist die Kombination von Rotklee und Ackerbohne in einer Fruchtfolge eine machbare pflanzenbauliche Option.
  • Leguminosen-Nichtleguminosen-Gemenge sind hinsichtlich bodenbürtiger Krankheiten in der Fruchtfolgeplanung nicht wesentlich anders als die Reinsaaten der Leguminosen zu bewerten.
  • Bitterstoffhaltige Körnerleguminosen reagieren weniger stark auf bodenbürtige Erreger.
  • Test zur Befallsprognose bodenbürtiger Erreger zur schlagspezifischen Fruchtfolgeplanung nutzen
  • 40 bis 50 % der Fruchtfolgefelder ohne Leguminosen im Haupt- oder Zwischenfruchtbau der Fruchtfolge sind nötig.

Anbaupausen

Zur Vermeidung von Leguminosenmüdigkeit wird empfohlen, innerhalb einer Kultur, aber auch zwischen verschiedenen Arten, entsprechende Anbaupausen einzuhalten. Liegt bereits ein erhöhter Krankheits-/Schädlingsdruck im Boden vor, müssen die Anbaupausen zusätzlich verlängert werden.

Weiterführende Dokumente
• Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit, Strategien für einen erfolgreichen Anbau. https://orgprints.org/id/eprint/25326/1/broschuere_bodenfruchtbarkeit_web.pdf
• Leguminosen nutzen, Naturverträgliche Anbaumethoden aus der Praxis. https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1655-leguminosen.pdf

Bildnachweis
• Wurzeln des Sumpf-Hornklees (Lotus pedunculatus) mit Knöllchenbakterien (Rhizobien): Frank Vincentz, Wikipedia
• Erbse: Thomas B. auf Pixabay
• Bodenmüdigkeitstest: Pierre Hohmann

https://www.globalbean.eu/

Das Global Bean Project ist ein europäisches Netzwerk zur Förderung und Ausweitung der Verwendung und des Anbaus von Hülsenfrüchten in unseren Küchen, Gärten und Feldern. Weitere Informationen, Autoren, Quellenangaben und Referenzen finden Sie online: https://www.globalbean.eu/articles/legume-fatigue/

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