Leitfaden – eigenes Saatgut vermehren, Gemüse-Sorten selber erhalten

Warum ist es wichtig, alte Sorten selber zu erhalten?

Die genetische Vielfalt innerhalb einer Art (z.B. verschiedene Salat-, Bohnen-, Erbsen-Sorten) ist genau so wichtig wie die Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzen-Arten oder die Vielfalt von Lebensräumen. Alte Sorten sind eine wesentliche Quelle von genetischer Vielfalt für die Pflanzenzüchtung. Diese Vielfalt ist angesichts der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und mit neuen Krankeiten und Schädlingen von existentieller Bedeutung. Alte Sorten sind ausserdem ein kulturelles Erbe, das es zu erhalten gilt und sie bringen eine Wiederbelebung der Formenvielfalt.

Die globalen Konzerne dominieren vor allem in den Hauptkulturen mit wenigen Sorten den Saatgutmarkt. Ihr (Hybrid-)Saatgut eignet sich meist nicht für die Weiter-Züchtung oder aber die Sorten sind patentrechtlich geschützt und dürfen nicht vermehrt werden. Die Abhängigkeit der Produzenten von den Konzernen ist gross.

Radieschen der Sorte ‘Purple Plum’ (Bild: vern.de)

Eigenes Saatgut vermehren. Sorten selber erhalten

Die Vermehrung und Nutzung von Saatgut ist ein wesentlicher Bestandteil einer von der Industrie unabhängigen und selbstbestimmten Landwirtschaft. Bei der On-farm Saatgutvermehrung liegen die Erzeugung von Saatgut sowohl für die nächste Vermehrungsgeneration als auch die Erzeugung von Saatgut für den eigenen Gemüseanbau, den Saatguttausch oder den (nicht kommerziellen) Verkauf in einer Hand. Der Betrieb wird unabhängiger.

Mit dem entsprechenden Wissen besteht die Möglichkeit seine eigene, lokale Sorte zu züchten. Eine Sorte, die sehr gut an die vorhandenen Standortbedingungen wie Boden und Klima angepasst ist.

Leitfaden On-farm Vermehrung alter Gemüsesorten

Der unten verlinkte Leitfaden soll Gärtnerinnen und Gärtnern, die Saatgut von seltenen und alten Sorten vermehren und zur Nutzung bereitstellen, Hilfe und Anregungen für eine erfolgreiche Saatgutarbeit anbieten. Enthalten sind Methoden der Erhaltungszüchtung, Dokumentationen und Sortenbeschreibungen, sowie Informationen zu Ernte, Trocknung und Aufbereitung. Die Erhaltung von zehn verschiedenen Gemüse-Sorten (Salat, Erbse, Buschbohne, Dicke Bohne, Radieschen, Rettich, Möhre/Karotte, Rote Bete/Randen, Mairübe/Herbstrübe, Wirsingkohl) wird detailliert beschrieben. Der Leitfaden wendet sich insbesondere an diejenigen, die auch in etwas größerem Umfang Saatgut für die gartenbauliche Nutzung erzeugen wollen. Er knüpft an das Handbuch der Samengärtnerei an, sowie an früher im Gartenbau verbreitete Ratgeber. Dieser Leitfaden will insbesondere das Wissen zur Erhaltungszüchtung vertiefen. Für diejenigen, die sich eingehender über die Grundlagen und Methoden der Pflanzenzüchtung informieren wollen, ist das Lehrbuch ‘Pflanzenzüchtung’ von Heiko Becker (2011) zu empfehlen.

Quellen:

Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.): hat unter anderem zum Ziel das Wissen über Anbau, Umgang und Nutzung alter Sorten zu erhalten und weiterzugeben. https://vern.de/erhaltungsarbeit/

Lehmann, Cornelia (2016): Leitfaden zur On-farm Erhaltung alter Gemüsesorten, erstellt im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) “On-farm Erhaltung von alten Gemüsesorten durch den Aufbau eines Netzwerks” in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.)

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