Trogbeuten im Eigenbau für die Bienenhaltung

Geschichte der Bienenhaltung

Bienen gibt es seit Menschengedenken. Höhlenzeichnungen beweisen, dass der Mensch schon früh an Wachs und Honig interessiert war. Honig als Genussmittel und vor allem als entzündungshemmendes Heilmittel in der Wundpflege und Wachs als Licht ohne Rauch. So entstand der Wunsch, Bienen zu halten. Weil diese ausgesprochen anpassungsfähig sind, entstanden im Lauf der Zeit die unterschiedlichsten Beuteformen aus allen möglichen Materialien.

Als man vor gut 150 Jahren den mobilen Wabenbau erfand, das heisst Waben in herausnehmbaren Rähmchen, eröffnete das ungeahnte Möglichkeiten, die Bienen und ihr Leben zu erforschen. Damit wurde der Einfluss des Menschen nochmals kräftig erhöht, oft einseitig auf Ertrag ausgerichtet und weniger nach den Grundsätzen der wesensgemässen Aufgabe der Bienen im Gefüge der grossen Ökologie. Die Biene hat ihre Aufgabe in der Fruchtbarkeit und nicht darin, für den Menschen Wachs und Honig bereitzustellen.

Schwarmtrieb als Zeichen der Vitalität

Der Mensch in seinem Wachstums- und Profitrausch hat es tatsächlich so weit gebracht, durch Umweltzerstörung die Bienen, trotz ihrer Anpassungsfähigkeit, in Bedrängnis zu bringen. Schwindende Biodiversität (Mangel an Trachtpflanzen), Pestizide, eingeschleppte Parasiten, Elektrosmog und fehlendes stehendes Totholz in den Wäldern sind nur die wichtigsten Faktoren.

Anmerkung der Redaktion: Eine sehr gute Übersicht über Bienen-Trachtpflanzen wurde vom Inforama Bern zusammengestellt

Imker sollten um die Steigerung der Vitalität der Bienen besorgt sein, machen aber oft das Falsche. Nicht die grössten Bienenvölker, nicht die stechlustigsten, nicht die ertragsstärksten und auch nicht die mit dem grössten Putztrieb sind die vitalsten. Vitalität bezeichnet die Lebenskraft eines Organismus. Genauer gesagt bezeichnet es, inwiefern sich ein Organismus seiner Umgebung anpassen und somit in dieser überleben kann. Ein besser angepasster Organismus zeichnet sich durch eine stärker ausgeprägte Fähigkeit zum Überleben aus.

Daraus schliesst man, dass sich Vitalität in der Reproduktionsfähigkeit äussert, was heisst, dass jene Völker am vitalsten sind, die einen starken Schwarmtrieb zeigen und sich fortpflanzen wollen. Genau das ist aber unter Imkern unbeliebt, weil dabei der Honigertrag sinkt und Schwärme verloren gehen können.

Beeinflusst die Beute den Schwarmtrieb?

Wenn Kugelbeuten Vitalität fördern, so müssten Völker darin oft schwärmen, wäre eine Schlussfolgerung. Genau das konnte ich feststellen. Vielleicht liegt das aber am eher geringen Beutevolumen von 30 bis 40 Litern im Vergleich zu den 60 Litern gebräuchlicher Standardbeuten. Wie dem auch sei, eine Kugelbeute lässt sich nur erweitern, wenn man zwei davon aufeinandertürmt, wobei man dann die Forderung aus der wesensgemässen Bienenhaltung nach einem ungeteilten Brutnest nicht beachtet.

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Einen guten Einblick in eine Einraumbeute bietet dieses Video von Mellifera e.V

Beschreibung einer Trogbeute

Aus solchen Überlegungen und aus Experimentierfreudigkeit habe ich mir eine Trogbeute/ Einraumbeute gebaut. Darin finden 20 Rähmchen Platz. Es gibt 2 Fluglöcher und das Volumen kann der Volksentwicklung entsprechend angepasst werden. Dabei wird ein Schied (eine Trennwand) seitwärts verschoben. Die Beute hat ein einheitliches Wabenmass, der Honigraum liegt seitlich neben dem Brutraum. Meine Rähmchen haben die Form eines U, sind also unten rund und gleich breit wie eine Brutwabe im Schweizer Mass. Ich löte eine Mittelwand im Mass einer Schweizer Honigwabe ein und lasse den Rest im Naturwabenbau ausbauen. Wer eckige Normrähmchen bevorzugt, kann auch original Schweizer Bruträhmchen verwenden. An der Längswand gegenüber den Fluglöchern ist ein abdeckbares Fenster angebracht. Daduch wird jederzeit einen Blick in die Beute ermöglicht, ohne das Volk zu stören. Müssen Waben gezogen werden, geschieht das von oben her, wie in einem Magazin, nur braucht man dazu keine Honigzarge abzuheben.

Meine Beute hat 4,5 cm dicke Wände und einen Gitterboden. Nach Belieben kann dieser mit einer diffusionsoffenen Weichfaserplatte verschlossen oder zur Varroakontrolle eine Unterlage unter das Gitter geschoben werden. Wie bei Magazinbeuten üblich, wird über die Rähmchen ein gewachstes Tuch gelegt und die Beute mit einer dicken Holzfaser-Dämmplatte abgedeckt, freistehend zusätzlich mit hinterlüftetem Witterungsschutz (Blechdach).

Selbstverständlich kann man auch Einraumbeuten für andere Wabenmasse herstellen, am ehesten auf solche, die bis anhin in der eigenen Imkerei gebräuchlich waren. Eckverbindungen der Kistenwände werden vorteilhaft genutet oder gefälzt. Meine sind gegratet (Schwalbenschwanzprofil), was ein Verwerfen der Wände hauptsächlich bei Verwendung von Massivholz verhindert. Somit ist das eine Eckverbindung ohne Schrauben, Nägel, Dübel oder Lamello.

Praktische Anwendung

Hat das Volk nicht geschwärmt, ist gross und man will ein Jungvolk bilden, dann schiebt man den Schied zwischen zwei Brutwaben mit frischer Brut, ungeachtet, wo sich die Königin befindet. Dann öffnet man das zweite Flugloch und hat im Kunstschwarmverfahren ein neues Volk gebildet.

Zum Füttern können Futterzargen oder ein Deckel mit Löchern und darauf die Futtereimer aufgesetzt werden.

Die schmale Kiste lässt sich gut ohne grossen Platzbedarf auf oder an einem Balkongeländer platzieren, womit dem Bedürfnis der Bienen nach einer vom Boden erhöhten Behausung entsprochen werden kann.

Werden Völker einzeln oder nicht zu nahe zueinander gehalten, kann man sich erlauben, Varroa-Säurebehandlungen einzuschränken oder nur als Notlösung anzuwenden. So lange alle Völker einheitlich nach vorgegebenem Fahrplan behandelt werden, werden wir allfällige natürliche Resistenzen kaum erkennen.

So versuche ich neuerdings, meine Bienenvölker nur noch homöopathisch zu begleiten und auf Säuren zu verzichten. Erste Beobachtungen sind vielversprechend.


Paul Walder, 2025

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