Pilze in der Hühnerfütterung

Ein Buch aus den 1920er Jahren gibt einen interessanten Ratschlag für die Hühnerfütterung:

Versuch: Sammle alle essbaren Pilze, auch alte und madige, trockne sie und die Abfälle von Speisepilzen schnell im Backofen, bis sie hart sind, zerstampfe sie und mische dieses Pilzmehl im Herbst und Winter unter die zerdrückten Kartoffeln, die als Hühnerfutter dienen!
Beobachtung: die Hühner nehmen den Futterzusatz gern auf, sie überwinden die Mauser besser und legen früher.
Erklärung: Pilze sind sehr eiweissreich, sie heben infolgedessen den Ernährungszustand des Huhnes, und dieser wirkt auf Feder- und Eierbildung ein.

Senner, Anton: Heimatnatur : eine wirtschaftlich gerichtete Tier- und Pflanzenkunde auf Grundlage von Beobachtungen und Versuchen für Volks-, Mittel-, Fortbildungs-, Fach-, Berufsschulen, […]. Frankfurt a. M. : Diesterweg, 1924. Stiftung Pestalozzianum, NN 977, https://doi.org/10.3931/e-rara-97630 / Public Domain Mark

Doch ist dieser Tipp vertrauenswürdig?

Wer kennt es nicht: Man hat beispielsweise Grüngut aus dem Garten oder Rüstabschnitte aus der Küche und möchte dieses den Hühnern verfüttern. Doch plötzlich fragt man sich: Fressen die Tiere das und tut ihnen dieses Futter überhaupt gut?

Besonders zu Pilzen scheint nur wenig Erfahrungswissen vorhanden zu sein. Einige wissenschaftliche Studien zu dem Thema lassen sich aber trotzdem finden. Eine interessante Meta-Studie fasst die Ergebnisse mehrerer Versuche zur Pilzfütterung bei verschiedenen Geflügelarten zusammen und zeigt, dass es in keiner der Studien zu gesundheitsschädlichen Vorfällen kam. Eine griechische Studie mit Mast-Poulets konnte zeigen, dass der Zusatz von getrockneten Champignon-Stielen zu einem grösseren Körpergewicht der Mastpoulets führte. In mehreren Studien wurden viele positive Effekte beobachtet:

  • höheres Körpergewicht
  • bessere Futterverwertung
  • längere Darmzotten
  • mehr Milchsäure und Bifido-Bakterien im Darm der Tiere
  • grössere Eier
  • bei kranken Tieren teilweise ein verbesserter Gesundheitszustand gegenüber der Kontrollgruppe

In einigen Studien mit Mast-Poulets wurden jedoch auch geringere Körpergewichte oder keine Unterschiede zur Kontrollgruppe beobachtet.

In der Legehennen-Fütterung wurden einige bekannte Speisepilze untersucht:

  • Shiitake
  • Austern-Seitling
  • Brauner Kräuter-Seitling
  • Gemeiner Samtfuss-Rübling/ Enoki.

In keiner dieser Studien gab es negative Effekte. Somit spricht grundsätzlich nichts dagegen, den eigenen Hühnern hin und wieder getrocknete Pilz-Rüstabfälle zu verfüttern. Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass nur essbare Pilze verwendet werden.


Laura Gisler, 2025

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