Mit gutem Weidemanagement kaum Würmer

Meine Schafe und Lämmer brauchen seit 12 Jahren praktisch keine Entwurmungsmittel mehr.

Der Hauptgrund hierfür ist aus meiner Sicht das passende Weidemanagement. Ausserdem kontrolliere ich meine Schafe regelmässig auf Wurmbefall, so dass ich bei Bedarf das betroffene Tier gezielt behandeln könnte.

Meine Herde im abgegrasten Stück und ich bin im Hintergrund mit der Sense und mache mich gerade dran, eine Schneise zu mähen, um den neuen Zaun aufzustellen, sodass ich den vorherigen wegnehmen kann und die Schafe das neue Stück bestossen können, Photo: Vera Neff

Zwei Mal im Jahr nehme ich Kot als Sammelprobe (frischen Kot von verschiedenen Tieren, jeweils von den Lämmern und von den Schafen separat). Das erste Mal kurz nach dem Weideaustrieb Ende April / Anfang Mai und das zweite Mal im August, wenn sie schon viel geweidet haben.

Wenn man Mitglied im BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer) ist, dann kostet die Untersuchung des Kots nicht so viel. Und ich weiss Bescheid, ob ein erhöhter Wurmbefall vorliegt und wenn ja, welche Parasiten vor allem da sind.

FAMACHA Test – einfach und kostenfrei

Eine weitere sehr gute Methode, um herauszufinden, ob ein Schaf von Maegen/Darm-Strongyliden (den häufigsten Parasiten der Schafe und Ziegen) befallen ist, ist der FAMACHA-Test. Hierbei untersuche ich die Bindehaut direkt unter dem Auge des Schafes: Ich ziehe sie vorsichtig ein bisschen runter und schaue, welche Farbe sie hat. Hellrot ist ein Zeichen dafür, dass blutsaugende Parasiten im Tier sind. Es ist dann blutarm. Mit diesem Test kann ich ohne jegliche Kosten schauen, ob ein Tier ein Problem mit Magen/Darm-Würmern hat, das kann ich auch so bei der ganzen Herde schauen.

Im Internet findet man die entsprechende Farbskala zur Beurteilung. Diese kann man ganz einfach ausdrucken : https://www.thuenen.de/index.php?id=4862&L=0 und damit auf die Weide gehen. Die Farbe der Bindehaut mit den fünf Stufen vergleichen. Ab Stufe 3 weiss man, dass das Tier einen starken Wurmbefall hat. In diesem Fall kann gezielt dieses Tier behandelt werden. Denn gerade Magen-Darm-Würmer, die Blut saugen, schwächen die Schafe sehr.

Entscheidend ist, dass nur diejenigen Tiere ein Wurmmittel bekommen, die es wirklich brauchen, dass es es das passende Mittel ist und dass so viel Menge des Mittels gegeben wird wie nötig. Denn es gibt zunehmend Resistenzen gegen die Wurmmittel und dadurch werden diese wirkungslos. Ausserdem ist da die Frage, welche Nebenwirkungen die Mittel auf das Schaf haben und vor allem auch welche Auswirkungen die ausgeschiedenen Mittel auf den Boden haben, auf Bodenlebewesen und Biodiversität. Deshalb ist es mir wichtig, möglichst gar keine solchen Mittel einzusetzen!

Gutes Weidemanagement

Schafe sind in der freien Wildbahn Nomaden und ziehen täglich ein Stück weiter. Sie fressen nicht da, wo sie vorher schon gekotet haben.

Entsprechend gebe ich meinen Schafen jeden Tag ein frisches Stück Weide. Sie kommen so immer nur auf Weide, auf der sie seit mindestens 6 Wochen nicht mehr waren. Im Sommer, wenn es sehr heiß ist, geht es auch mal ein paar Tage kürzer. Denn dann sterben die Larven, die aus den Eiern im Kot geschlüpft sind, schon eher ab.

Die Schafe gehen gerade vom abgegrasten ins neue Stück. Das abgegraste haben sie am Tag vorher frisch bekommen und es dann so schön abgefressen. Photo: Franzisca Marti

Ich habe mehrere Parzellen, die ich unterteile bzw. auf denen ich die Schafe jeden Tag ein Stück weiterwandern lasse. Das macht ein bisschen Arbeit, doch der Vorteil ist, dass ich die Tiere täglich einmal sehe und schauen kann, ob alle gesund sind.

Im Mai ist es manchmal ein Problem, wenn das Gras so schnell wächst und in die Höhe schiesst. Wenn man sechs Wochen wartet, wird es sehr hoch und dann haben es die Tiere nicht mehr so gern. Mähen ist eine Möglichkeit. Und wenn das nicht geht, dann gebe ich ein noch kleineres Stück und zäune dafür noch ein zweites Mal am Tag neu. Dann fressen sie auch hohes, älteres Gras recht gut. Dieses System ist auch gut für die Weide. Denn auf einer Standweide bleibt immer das stehen, was die Schafe nicht gern haben, dann versamt es wieder und vermehrt sich, während, das, was die Schafe gern haben geschwächt wird, weil sie es andauernd wider abfressen. Wenn Schafe die Wahl haben und auf nur einer grossen Weide längere Zeit bleiben, dann fressen sie immer wieder an den gleichen Stellen bei den Sachen, die sie gern haben und damit fressen sie dann auch da, wo sie gekotet haben und damit eben die Wurmlarven, die aus den mit dem Kot ausgeschiedenen Eiern geschlüpft sind.

Das passiert nicht, wenn sie täglich auf neue Weidestücke kommen.

Diese Form des Weidemanagement kostet nichts, ausser ein bisschen Zeit; es kommt in der Regel ohne den Einsatz von Wurmmitteln aus, was gut ist für Tiere und Weiden und für uns.

Anet Spengler-Neff, Aargau, 2020

12-30 Schafe, je nach Jahreszeit, etwa 2 ha reine Weide

0 Kommentare

Dein Kommentar

Erfahrungswissen zu diesem Thema?
Verfasse ein Kommentar!

Schreibe einen Kommentar