Buchtipp: Buffalo Bird Woman’s Garden

As Recounted by Maxi’diwiac (Buffalo Bird Woman) of the Hidatsa Indian Tribe

Maxi’diwiac, Edward Goodbird und Gilbert Livingstone Wilson

Beschreibung

Es ist allgemein bekannt, dass Mais, Bohnen und Kürbis in Mittelamerika domestiziert wurden. Auch das Milpa-System der Maya ist, zumindest in Permakultur-Kreisen, berühmt. Doch wie nutzten die indigenen Völker Nordamerikas diese Kulturen? Und welche Nutzpflanzen bauten sie sonst noch an? Darüber wissen die meisten Menschen deutlich weniger.

Dieses Buch bietet die Gelegenheit, das zu ändern. Das landwirtschaftliche Wissen des Volkes der Hidatsa wird mit diesem Werk zugänglich gemacht. Maxi’diwiac, zum Zeitpunkt der Erzählung bereits eine alte Frau, schilderte dem Anthropologie-Studenten Wilson die landwirtschaftlichen Praktiken, die sie im Lauf ihres Lebens erlernte und anwandte. Dabei diente ihr Sohn Edward Goodbird als Übersetzer. Wilson schrieb Maxi’diwiac’s Erzählungen nieder und veröffentlichte sie 1917 als seine Dissertation. Nach eigenen Aussagen veränderte er dabei jedoch nichts am Inhalt.

Wer sich für die Geschichte des Volkes der Hidatsa interessiert, findet ausführliche Angaben hier (englisch).

Rezension

Leider gibt es von diesem über 100-jährigen Buch keine deutsche Übersetzung. Da jedoch immer mehr Menschen Englisch verstehen, wollte ich es trotzdem vorstellen. Wer sich auch nur ein wenig für Landwirtschaft und andere Kulturen interessiert, wird dieses Buch absolut faszinierend finden. Maxi’diwiac führt die Leser*innen durch das landwirtschaftliche Jahr der Hidatsa. Von genauen Schilderungen der Bodenvorbereitung und Pflanzung über die Pflegemassnahmen, die den Pflanzen zuteil wurden, bis zur Ernte. Maxi’diwiac beschreibt jede Arbeit so genau, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, selber dabei gewesen zu sein. Auch die Einlagerung der kostbaren Ernte und die Zubereitung von Speisen daraus wird geschildert. Wie viel Wissen diese Frau hatte! Und wie viel harte Arbeit sie im Laufe ihres Lebens leistete!

Natürlich ist das Buch auch oft traurig, denn im Hintergrund schwingt der Kontext von Kolonialismus, zerstörerischen Pockenepidemien und Zwangsumsiedlungen ins Reservat stets mit. Es wäre jedoch nicht korrekt, diesen Teil der Geschichte einfach auszublenden. Unvorstellbar viel Wissen ging unwiederbringlich verloren. Umso wichtiger erscheint es, das noch erhaltene Wissen zu schätzen. Ich bin sicher, Maxi’diwiac wäre glücklich, dass ihre Erfahrungen auch fast 100 Jahre nach ihrem Tod immer noch gefragt sind. Die zahlreichen kleinen Zeichnungen, die Edward Goodbird nach den Beschreibungen seiner Mutter anfertigte, verleihen dem Buch eine zusätzliche Tiefe.


Das Buch kann hier online durchgeblättert und hier kostenlos als PDF herunter geladen werden.

Einige der traditionellen Werkzeuge, die Maxi’diwiac für Wilson anfertigte, befinden sich heute im Museum of the Rockies in Bozeman, Montana, und werden in einem Video gezeigt:


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Laura Gisler, 2025

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