Minimal-Bodenbearbeitung und Fruchtfolge mit Kleekräutermischungen
Mit einer Minimal-Bodenbearbeitung in Kombination mit Mischkultur und spezieller Fruchtfolge versucht Familie Braun auf ihrem Bio-Gemischtbetrieb nördlich von München den Ansprüchen des Bodenlebens und der Pflanzen gerecht zu werden. Aus ihrer Sicht ergeben sich dadurch viele Vorteile sowohl in Bezug auf die Ertragsmenge als auch auf Bodenfruchtbarkeit, Unkrautbekämpfung, Ressourcenverbrauch und Biodiversität.
Die Fruchtfolge sieht folgendermassen aus: Kleekräutermischung – Kleekräutermischung – Hafer – Winterweizen – Kleekräutermischung – Hafer – Winterroggen
Die Kleekräutermischung soll folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Optimale Durchwurzelung des Bodens mit Flach-, Mitteltief- und Tiefwurzler. Durch richtige Mischung ein ausgeglichenes C-N-Verhältnis der Wurzeln.
- Die Kleekräutermischung muss feinstänglig sein, damit es für die Heuwerdung schnell trocknet, der Energieaufwand bei der Unterdachtrocknung gering und die Bröckelverluste vermindert werden. Weiter müssen Arten in der Mischung enthalten sein die eine diätetische Wirkung für die Rinder haben.
Wir setzen folgende Mischung ein: Wiesenrotklee, Weideluzerne, Hornschotenklee, Weißklee, Gelbklee, Wiesenknopf, Scharfgarbe, Kümmel, Spitzwegerich, Bibernelle.
Vorteile
Durch den Versuch der Abstimmung der Fruchtfolge und der Bodenbearbeitung auf die Bedürfnisse des Bodenlebens und der Pflanzen ergeben sich viele Vorteile:
- Durch die intensive Durchwurzelung des Bodens, den steigenden Regenwurmbesatz und den geringen Bodendruck, ist keine Bodenlockerung mehr notwendig. Jährlich prüfe ich die Bodenstruktur mit der Spatendiagnose.
- Da durch die Mischkultur der Boden über die gesamte Fruchtfolge ähnlich wie in der Kleekräutermischung durchwurzelt ist, braucht der Boden die Distel nicht mehr zum Bodenaufbau.
- Durch den Wechsel Sommergetreide – Wintergetreide – Kleekräutermischung kann ich inzwischen auf eine Unkrautbekämpfung trotz Saatgutvermehrung verzichten.
- In der siebenjährigen Fruchtfolge ist durch die Untersaaten der Kleekräutermischung nur in zwei von sieben Jahren eine Bodenbearbeitung notwendig
- Um die Bodentiere und Kulturpflanzen möglichst wenig zu beeinträchtigen fahre ich nur mit Maschinen und Geräten in den Acker, die max. 5 t pro Achse und einen Luftdruck von 0.8 bar nicht überschreiten. Der Energie- und Maschineneinsatz ist stark zurückgegangen inzwischen konnte ich den 95 PS Schlepper durch einen 72 PS Schlepper ersetzen. Damit hat sich auch der Bodendruck weiter reduziert.
- Da keine Bodenlockerung mehr notwendig ist, steigt der Regenwurmbesatz kontinuierlich an, inzwischen ist er bei rund 300 Regenwürmer/m² mit 300 g Biomasse/m²
- Mit der Mischkultur steigt der Gesamttrockenmasseertrag, z. B. Roggen 50 dt Körnerertrag, 70 dt Stroh und 80 dt Wurzeltrockenmasse auf Werte, die nahe an eine gute Wiese oder Kleegras kommen.
- Damit erreiche ich Gesamttrockenmasse-Erträge die konventionellen Silomais oder intensiven Getreidebau entsprechen.
- Mit der Mischkultur sind zum einen die Ziele der Artenvielfalt erreichbar, zum anderen lösen sich dadurch die Probleme mit Krankheiten (Steinbrand, Fusarien) und Schädlingen, da sich auf dem Acker ein natürliches Gleichgewicht wieder einstellt.
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[…] aus Bockshornklee, Perserklee, Kresse und Phacelia und der Kleekräutermischung (siehe dazu Kleekräutermischung) […]
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Pfluglose Bodenbearbeitung
Dass alles Lebendige in lebendigem Zusammenhang und lebendigem Austausch zueinander steht, kommt ja in den Beiträgen von Sepp Braun und Ernst Frischknecht sehr schön und sehr stark zum Ausdruck.Was auch zum Ausdruck, aber vielleicht nicht zur Sprache kommt ist die alte bäuerliche Erfahrung, dass gedeihen kann, was unsere Zuwendung erfährt. Der “grüne Daumen”, der mitsorgt, dass Leben gelingt.
Geschrieben von Martin & Josy Köchli-Bernet am 29.11.2016
Ernst Frischknecht antwortet auf den Bericht von Josef Braun: Plädoyer für einen „erdgerechten Ackerbau“
Josef Braun beschreibt in einem ausführlichen Dossier seine Erfahrungen, und fügt am Schluss bei, noch vieles im Biolandbau wäre zu hinterfragen.
J. Braun kam von den Erfahrungen in der artgerechten Tierhaltung auf artgerechte Bodenbehandlung. Ich kam 1972 im Kurs für Biolandbau auf dem Möschberg CH auf die Zusammenhänge zwischen Bodenbearbeitung, Pflanzenernährung und Gesundheit der Menschen und Tiere. Auf das „sich einfühlen“ in die Bedürfnisse der Erde. Nach der Meisterprüfung, bei der ich glaubte nun alles „im Griff“ zu haben, war die damalige Biostrategie ein harter Brocken für mich. Nicht Pflanzen ernähren, sondern das Bodenleben, das dann die Pflanzen ernährt. Erde nie tiefer als 12 cm bearbeiten. Mist und organische Substanz nie unterpflügen. Mit Flächenkompost statt Mietenkompost den Kreislauf der Lebenskraft ermöglichen. J. Braun hat durch Beobachtung herausgefunden, was Biolandbau einmal war. Wollte ich diese Bio-Grundsätze vor 40 Jahren einhalten, musste ich vieles der Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Schule über Bord werfen. Mehr als 20 Jahre habe ich meine Felder unterschiedlich bearbeitet und darüber Protokoll geführt. Ich erlebte das anfänglich nicht Verstandene schätzen, und darauf mehr zu achten als auf das Nährstoff-Entzugsprinzip der Schule.
Ist J. Braun der Wissenschaft voraus?
Die Felder in gefrorenem Zustand zu bearbeiten – das kann ich mir nicht vorstellen, möchte es aber testen. Alles andere kann ich unterstützen – nicht als Dogma, aber als Hilfe sich in die Prozesse der Erde einzufühlen. Ich habe vor 25 Jahren an Versuchen der Forschungsanstalt Reckenholz über Untersaaten bei Mais und Getreide mitgemacht und später gestaunt, dass im Gegensatz zum Rebbau, der die Begrünung flächendeckend übernommen hat, die Untersaat im Ackerbau keine Chance hatte. Die Wissenschaft hat damals einen erdgerechten Ackerbau aufgezeigt, aber die Ackerbauern haben nicht mitgemacht. Ich selber habe mit sehr gutem Erfolg Mais und Kartoffeln nach Kunstwiese ohne Pflügen gepflanzt, und eine sehr elastische, nicht erodierende Bodenstruktur erhalten. Im Obstbau erlebte ich einen Humusaufbau von dem ich kaum zu träumen wagte – allein mit Abdecken der Baumscheiben mit reifem (Kohlenstoff haltigem) Gras (Flächenkompost). In Afrika erlebte ich, wie ausgetrocknete Wüste dank Abdeckung und ganz sparsamem Wasser Einsatz fruchtbar wurde.
Warum lebt der moderne Biolandbau diese fundamentalen Grundsätze nicht intensiver?
Mit dem Bio Boom der 90er Jahre stiegen viele Bauern wegen der besseren Preise auf Bio um, und nicht deshalb, weil sie sich intensiv mit den Bodenprozessen befassten. Im FIBL hatte man das verständliche Bedürfnis, Bio aus dem Dunst des „Unbeweisbaren“ in die Akzeptanz der exakten Wissenschaft zu befördern. Dabei wurde übersehen, dass seit Justus v. Liebig eine ganze Reihe von Wissenschaftlern darauf hingewiesen hat, dass Leben sich nicht nur chemisch überprüfbar vollzieht. Die gewaltige Mitwirkung der Pilze und Mikroorganismen inkl. intakter Bodenatmung, die in unbedeckter Erde schnell stirbt, wird heute auch wissenschaftlich anerkannt. Aber die Pharma-Industrie ist mit ihrer Werbung für saubere Felder dank Herbizid dominanter als Berichte wie derjenige von J. Braun. Zu hoffen ist, dass sich die Ackerbauern wegen des gegenwärtigen Streits um das Verbot von Glyphosat an die Weisheit der Rebbauern erinnern und den Mythos der sauberen Felder mit der Wahrheit des „erdgerechten“ Ackerbaus, gemäss Vorschlag von Braun vertauschen.
Ernst Frischknecht, Tann, 11. August 2015