Reduzierte Bodenbearbeitung und alte Getreidesorten
Kulturwahl und Fruchtfolge
Nebst Obst und Gemüse spielt auch der Ackerbau auf dem Betrieb Lügisingen eine wichtige Rolle. Alexandra und Andrea bauen unter anderem die Brotgetreide Weizen, Dinkel und Einkorn sowie Hafer an. Dabei setzen sie auf eine reduzierte Bodenbearbeitung. Die geernteten Kulturen liefern sie an die Ferren-Mühle in Kleinwangen.
Die Fruchtfolge auf dem Betrieb kombiniert verschiedene Feldgemüse, Hackfrüchte und Getreide. Ziel ist es, Bodenfruchtbarkeit und Ertrag in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Zwei typische Beispiele:
- Rüebli → Gründüngung → Kürbis → Gründüngung → Hafer → Weizen
- Kürbis → Gründüngung + Mist → Kabis (Kohl) → Winterfit UFA → Übersaat mit einer 200er-Mischung
Ein zentrales Element in der Fruchtfolge ist die Gründüngung. Auf dem Betrieb wird vor allem das sogenannte Dominanzgemenge eingesetzt. Dieses entwickelt in kurzer Zeit viel Biomasse und durchwurzelt den Boden intensiv. Dank der artenreichen Zusammensetzung keimt immer etwas – auch bei schwierigen Bedingungen.
Normalerweise wird die Gründüngung mit der Spatenmaschine terminiert. In einem Fall war der Aufwuchs jedoch so hoch, dass die Spatenmaschine nicht mehr arbeiten konnte. Alexandra improvisierte: Sie setzte den Kreiselheuer als Mulcher ein. Nach einer Durchfahrt war die Gründüngung genügend zerkleinert, sodass die Spatenmaschine zum Einsatz kommen konnte.
Sortenwahl
Beim Weizen wurde eine Mischung der Sorten Wiwa und Pizza ausgesät. Da es sich bei beiden um unbegrannte Sorten mit langem Halm handelt, ist eine Unterscheidung im Feld schwierig. Am 9. April waren jedoch einige Blätter deutlich gelblich verfärbt – ein Merkmal, das gemäss Sortenliste auf die Sorte Wiwa hinweist.
Beim Einkorn ist momentan nur die Sorte Terzino verfügbar. Beim Dinkel wird dieses Jahr erste Mal neben Ostro auch die neue Sorte Cooper eingesetzt. Bis jetzt zeigt sich zwischen den beiden Sorten in erster Linie ein Unterschied in der Blattfarbe. Cooper erscheint deutlich dunkler. Beim Hafer wurde die Sorte Eagle gewählt.
Kulturzustand am 9. April 2025
Weizen
Einkorn
Hafer

Dinkel

Bodenbearbeitung und Düngung
Seit drei Jahren verzichtet der Betrieb vollständig auf wendende Bodenbearbeitung. Nach den Beweggründen dafür gefragt, sind sich Alexandra und Andrea einig: Dem Boden etwas Gutes tun. Die Beiden arbeiten eng mit einem Lohnunternehmer, Alain Huber, zusammen, der sich auf regenerative Landwirtschaft und schonende Bodenbearbeitung spezialisiert hat. Die Zusammenarbeit ergab sich aus einer bereits bestehenden Bekanntschaft heraus:
Wir haben Alain damals in einem Bodenkurs kennengelernt. Kurz darauf machte er sich als Lohnunternehmer selbstständig. Wir waren Kundinnen der ersten Stunde. Es macht Freude, mit Menschen zu arbeiten, denen man das Interesse an Boden und Betrieb wirklich anmerkt.
Gemeinsam verfolgen sie ein Ziel: einen gesunden, lebendigen Boden und einen ganzheitlichen Hofkreislauf. Boden schonen – Bodenleben aufbauen – Fäulnis aus dem System fernhalten ist die Devise.
Schonende Bodenbearbeitung
Alain bearbeitet den Boden mit einer Spatenmaschine. Durch die verhältnismässig langsame Arbeitsweise, bricht der Boden an den natürlichen Aggregatstrukturen. Trotzdem gilt: Soviel bearbeiten wie nötig, so wenig bewegen wie möglich. Ein zentrales Element ist die Anpassung der Bearbeitungstiefe an die Gegebenheiten vor Ort. Dabei wird die Menge an einzuarbeitendem Material, sei es eine Gründüngung, Erntereste oder Mist berücksichtigt. Aber auch die Vorkultur, und ob möglicherweise noch ein Bearbeitungshorizont vorliegt, spielt eine Rolle. Alain erklärt:
Ich arbeite mit der Spatenmaschine in einer Tiefe von 7 bis 15 cm. Sieben Zentimeter muss ich im Minimum haben, sonst macht es keinen Sinn mehr, organisches Material einzuarbeiten. Je mehr Material vorhanden ist, desto tiefer gehe ich. Auch Bearbeitungshorizonte bis 15 cm Tiefe kann ich mit der Spatenmaschine lockern. Tiefer liegende Verdichtungen sollten über Pflanzenwurzeln gelockert werden.
Eine weitere wichtige Komponente ist eine schonende Fahrweise. Alain achtet beispielsweise darauf, möglichst nie auf der Parzelle zu wenden – dies geschieht wann immer möglich auf den angrenzenden Feldwegen. Aber:
Nie auf der Parzelle zu wenden, ist schlicht unmöglich. Wenn ich auf dem Feld wenden muss, achte ich darauf, weite Bögen zu fahren und nicht sägen zu müssen.
Alain Huber.
Ausgeklügelte Maschinenkombination
Auch die Anzahl Überfahrten wird stark reduziert. Möglich wird das durch eine gut durchdachte und selber umgebaute Maschinenkombination: Nach der Bereitung des Saatbeets durch die Spatenmaschine wird noch in der gleichen Durchfahrt angesät. Hinter der Spatenmaschine können verschiedene Sämaschinen angehängt werden. Dafür waren einige Umbauten nötig, Beispielsweise wurde der Saatguttank des Krummenacker-Sähgeräts zur besseren Gewichtverteilung an die Front verschoben. Hier befindet sich auch ein weiterer Tank, der 800 Liter fasst. Mit diesem kann Kompostextrakt oder Komposttee ausgebracht werden.

Gezielt mikrobielle Vielfalt fördern
Über Kompostextrakt wird gezielt mikrobielle Biodiversität ins System gebracht. Dabei handelt es sich um die Auswasch-Flüssigkeit von hochwertigen Komposten. Dieser wird sofort nach der Herstellung ausgebracht. Dadurch ist die maximale Diversität an Bakterien und Pilzen in der Flüssigkeit vorhanden. Dies im Gegensatz zum Komposttee, bei dem durch die Fütterung und die Zeitspanne, während der die Flüssigkeit braut, einzelne Arten dominant werden. Alain setzt Kompostextrakt bei der Saat ein, während Komposttee als Blattspritzung Anwendung findet.
Pflege und Düngung
Sobald die Kultur aufgelaufen ist, folgen in der Regel ein bis zwei Durchgänge mit dem Striegel. Danach bleibt der Bestand bis zur Ernte normalerweise unbehelligt.
Da es sich bei Einkorn, Hafer und Dinkel um eher extensive Getreide handelt, erfolgt üblicherweise keine Düngung. Der Weizen hingegen erhält meist eine Gabe Gülle.
Hofdünger und Boden
Das Stroh wird in der betriebseigenen Tierhaltung des Hofes Lügisingen verwendet. Die Kühe stehen im Boxenlaufstall, die Schafe auf Tiefstreu. Der Schafstall wird im Winter mehrmals ausgemistet, auch bei den Kühen erfolgt die Entmistung teilweise von Hand mit der Schubkarre.
Der Mist wird mit etwas Pflanzenkohle bestreut, bevor er aufgesetzt wird. Auch im Laufgang wird Pflanzenkohle eingesetzt, die so in die Gülle gelangt. Zusätzlich werden im Stall Effektive Mikroorganismen (EM) vernebelt sowie Steinmehl und Kalk verwendet, um die Liegeflächen trocken zu halten.
Die Böden auf dem Betrieb sind sehr schwer. Alexandra meint, man habe ihr stets davon abgeraten, Getreide anzubauen – sie sei jedoch überzeugt: «Wo Mais wächst, kann auch Getreide gedeihen.»
Apropos Mais: Für das Jahr 2025 ist ein Versuch in Zusammenarbeit mit Agroscope geplant. Dabei wird untersucht, wie sich Mykorrhiza, die bei der Saat eingebracht wird, auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Wir sind gespannt!
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