Gerätebeschreibung “Mähbinder“ und Dreschmaschine

Arbeit mit Zugtieren

Seit 1826 wurde vor allem in Amerika daran geforscht, die Getreideernte mit Hilfe von geeigneten Maschinen für Zugtiere zu erleichtern. 1857 erfand der 18-jährige John Appleby den Knoter, ein Maschinenteil, das in der Lage ist, Garn zu knoten. Damit war der Weg frei für ein Gerät, dass in der Lage war in einem Arbeitsgang Getreide zu mähen, zu Garben zu bündeln und diese Garben zu knoten: der Mähbinder.

Bereits 1890 wurden in den USA jährlich über 100.000 Maschinen hergestellt, solch ein Niveau wurde in Mitteleuropa erst in den 1930er Jahren erreicht.

Die Arbeitsweise: Mähbinder werden von 2 oder 3 Pferden gezogen, zu deren Entlastung ein Vorderwagen an der Deichsel angebracht ist, der das Traggewicht reduziert. Alle Bauteilgruppen werden über Bodenantrieb erreicht, lediglich die letzten Prototypen hatten Hilfsmotoren.

Das Mähwerk mäht das Getreide und legt es auf den Tisch, wobei der Halmabteiler stehendes von zu mähendem Getreide trennt. Die Haspel dreht sich stets schneller als die Vorwärtsbewegung, wodurch die Ähren immer zum Tisch geneigt sind und damit Ausfallgetreide verhindert wird. Die gemähten Ähren werden dann mittels 2. Tuchs über das darunter liegende Bodenantriebsrad transportiert, auf der linken Maschinenseite zu einer Garbe zusammengerafft und vom Knotapparat gebunden.

Die fertig gebunden Garben werden dann nach links aus der Maschine geworfen. Damit ist möglich, immer neue Bahnen zu fahren, ohne dass sie vorher abgesammelt werden müssen.

Der weitere Arbeitsablauf war dann das Aufsammeln und Zusammenstellen der Garben. Gedroschen wird bei diesem Verfahren später auf dem Feld oder auf dem Hof mittels Dreschmaschine.

Die Weiterentwicklung mit Motor war dann der Mähdrescher, der gleich drischt. Für den Ackerbau ergeben sich dadurch folgende Veränderungen:

  • Der Mähbinder mäht früher als der Mähdrescher, der erst die Totreife des Getreides abwartet, d.h. die Kultur räumt eher.
  • Der Mähbinder gestaltet aufgrund des geringen Gewichtes weitaus weniger Bodenspuren als der Mähdrescher. Für die folgende Stoppelbearbeitung ist damit der empfindlich auf Bodenverdichtungen reagierende Schälpflug besser einsetzbar. Dieser Schälpflug ist ein sehr gutes Gerät, in der Wirkung besser als die heute üblichen Geräte Grubber oder Scheibenegge.

Mit dem Mähbinder lassen sich Leistungen erzielen von 4,5 h/ha [1], dazu kommt noch der Drusch. Heute wird der Mähbinder durch diesen hohen AK/h* – Bedarf vor allem in Gärtnereien mit kleineren Getreidestücken in der Fruchtfolge eingesetzt. Gut erhaltene Geräte sind noch gebraucht erhältlich und bieten vor allem hier eine preiswerte Alternative zum kleinen eigenen Mähdrescher.

[1] Ranny, Beate, 2002, „Getreideernte mit dem Garbebinder“


Dreschmaschine

Die Dreschmaschine dient zum Dreschen, Sortieren und Vorreinigen von Getreide und anderen Samenkulturen in einem Arbeitsgang. Hervorgegangen Ende des 18. Jahrhunderts aus einfachen Methoden wie dem Dreschflegel, erlebte sie ihre Blüte bis in die 1950er Jahre, die Weiterentwicklung war dann der Mähdrescher, der eine rollende Dreschmaschine darstellt, die gleich auf dem Feld drischt.

Stiftendrescher

Die Arbeitsweise: Auf dem Einlegetisch wird die Getreidegarbe geöffnet und gelangt durch den Einzug in die Dreschtrommel, die sich mit Umdrehungen bis zu 1000 U/min bewegt. Dreschtrommeln werden in zwei Systeme unterteilt:

  • Stiftendrescher: Eisenstifte befinden sich auf einem stillstehenden Korb und einer sich drehenden Trommel, die Trommelstifte durchkämmen den Korb, Dreschgut wird zwischen den Stiften ausgerieben. Die Garben werden mit den Ähren nach vorn eingelegt, wodurch die Maschine schmal bleibt.
  • Schlagleistendreschmaschine: Ihre Trommel läuft bis 1500 U/Min. In einem Korb läuft eine Trommel mit Schlagleisten, durch deren Wucht gedroschen wird.

Hinter der Dreschtrommel sind die Maschinen ähnlich. Das Korn verlässt die Trommel durch den Dreschkanal, Stroh, Kaff, Kornreste werden auf Schüttlerflächen geworfen, der großes von kleinem Stroh trennt, Langstroh verlässt die Maschine, Kurzstroh geht auf das Kurzstrohsieb, wo gesiebt und mit Wind gereinigt wird, so verlassen Kaff und leichte Unkrautsamen die Maschine.

Angetrieben werden Dreschmaschinen von Göpeln, Motoren oder Dampfmaschinen. Gegenüber dem Mähdrescher ist der Zeitaufwand sehr hoch, aber für kleinere Betriebe ist es zusammen mit dem Mähbinder eine preiswerte Alternative, um Getreide anzubauen. Denn der Weg, im Lohn mähdreschen zu lassen, ist den kleineren Betreiben oft verschlossen, da die Lohnunternehmer mit großem Gerät die kleinen Flächen ungern anfahren, zumal in der Erntezeit oft keine Zeit ist. Hier bietet die Dreschmaschine auch heute eine sinnvolle Alternative.

Gesamturteil: Für kleinere Getreideflächen sehr gut geeignete, preiswerte Erntegeräte mit ackerbaulichen Vorteilen gegenüber dem Mähdrescher.

Klaus Strüber, Beitrag gefördert durch die Fuhrhalterei Frühwach

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