Solidarische Landwirtschaft

Betriebsbeitrag statt Produktepreise:

Viele Menschen suchen wieder einen Bezug zur Landwirtschaft und wollen wissen, woher ihr Essen kommt. KonsumentInnen und ProduzentInnen haben das Seilziehen um niedrige Preise und Profite satt und ziehen an einem Strang. Dahinter stehen der Wille zu mehr Selbstbestimmung bei der Nahrungsmittelproduktion und der Wunsch nach einer wirklich nachhaltigen Landwirtschaft, die es erlaubt die Komponenten Ökologie, Gesellschaft und Ökonomie gleichwertig zu behandeln und umzusetzen.
Was utopisch klingt, wird weltweit in kleineren und grösseren Betrieben real umgesetzt. Das Konzept der solidarischen Landwirtschaft (kurz Solawi) ist einfach, aber effektiv: KonsumentInnen und ProduzentInnen schliessen sich zusammen und organisieren gemeinsam die bedürfnisgerechte Produktion, Verarbeitung und Verteilung und teilen sich den Arbeitsaufwand, die Kosten, die Ernte und somit auch das Risiko auf. Das Konzept führt zu einer gerechteren (Land)-Wirtschaft für alle Beteiligten und ermöglicht es den Landwirtschaftsbetrieben, selbsttragend und kostendeckend zu produzieren. Solawi bietet den KonsumentInnen aktive Mitarbeit, Mitbestimmung und Mitgestaltung. Die Beteiligten erhalten hochwertige, saisonal und regional produzierte Nahrungsmittel zu erschwinglichen Konditionen. Solidarische Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Umweltbewusstseins und zur Verbreitung des ökologischen Landbaus. Ausserdem wird durch den realen Bezug zum gemeinsamen (Land)-Wirtschaften eine Reflektion darüber angestossen, wie unsere Wirtschaft funktioniert und anders gestaltet werden könnte.

Aktuell existieren in der Schweiz rund 40 Initiativen, ca. 30 davon in der Westschweiz. Die ersten Solawi-Betriebe wurden bereits Ende der 70er Jahre gegründet. In den letzten Jahren gab es insbesondere in der Deutschschweiz einen zweiten Schub an Neugründungen. Seit 2008 besteht der Westschweizer Verband (Fédération romande d’agriculture contractuelle de proximité), 2011 folgte das Deutschweizer Pendant RVL-Verband (Verband Regionale Vertragslandwirtschaft). Gemeinsam wurde eine Charta ausgearbeitet und somit ein kollektives Verständnis geschaffen, was solidarische Landwirtschaft ist.

Was macht die Kooperationsstelle für solidarische Landwirtschaft?

Die Kooperationsstelle für Solidarische Landwirtschaft wurde im Jahr 2013 von drei Frauen gegründet. Alle drei sind ebenfalls MitgründerInnen des RVL-Verbandes und der Gemüsekooperative ortoloco in Dietikon, von dessen Feldern sich rund 500 Menschen in Zürich und Umgebung das ganze Jahr mit Gemüse versorgen. Die Kooperationsstelle setzt sich dafür ein, dass in verschiedenen Regionen neue Solawi-Betriebe entstehen, sie bietet Beratung und stellt Unterlagen zur Verfügung, initiiert eine Vernetzungsplattform, macht Öffentlichkeitsarbeit, schafft bessere Rahmenbedingungen und entwickelt das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft weiter. Sie führt einen Lehrgang für solidarische Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Bioschule Schwand in Münsingen durch.

Tina Siegenthaler, Zürich, 2015

Blogeinträge über das erste Jahr der Gemüsegenoessenschaft biocò auf dem Geisshof im Aargau

Zentrale Internetseite zum Thema Solidarische Landwirtschaft in Deutschland: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft

 

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