Bieterunde einer Solidarischen Landwirtschaft mit Gemüse, Ei und Fleisch

Marlene und Marc haben auf dem Wahlbacherhof im Saarland eine besondere Form der Solidarischen Landwirtschaft umgesetzt

Die Verbraucher tragen die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebes und erhalten dafür den Ernteertrag. Jede Woche können die sogenannten „Mitmacher“ Gemüse, Getreide, Eier, Fleisch und Wurst in Bio-Qualität an zwei Depotstandorten abholen. Ein Depot befindet sich direkt auf dem Hof, das andere in einem 25 km entfernten Dorf. Die Mitglieder finden dort Kisten mit den verschiedenen Produkten, ausserdem eine Waage, eine Getreidemühle und einen Kühlschrank vor und können sich entsprechend einer Liste, die die Mengen pro Anteil enthält, bedienen. Einmal im Jahr entscheidet man sich, welche Art von Anteil man möchte: vegetarischer Anteil, inklusive Eier, ganzer Anteil, zusätzlich mit Fleisch und Wurst oder ein Kinderanteil. Der vegetarische Anteil mit 104€ / Monat ist nur unwesentlich günstiger als der Fleischanteil mit 116€, weil es die Kühe auf dem Hof auch braucht, um den Gemüseanbau nachhaltig zu betreiben und die Kulturlandschaft zu erhalten.
Die Mithilfe der Mitglieder auf dem Hof ist erwünscht, aber freiwillig. Marlene erläutert: „Niemand soll das Gefühl haben, dass er nur dabei sein kann, wenn er mitarbeitet. Wir haben viele selbständig Berufstätige und Familien mit kleinen Kindern dabei. Diese haben selten Zeit, auf den Hof zu kommen.“
 Doch zur Hauptversammlung im März jedes Jahres kommen alle oder stellen eine Vollmacht aus. Denn hier werden die zu erwartenden Betriebskosten inklusive fünf Prozent Rücklagenbildung und abzüglich der Subventionen und Gewinne aus Verkäufen an Hofladen und einzelne Abnehmer (Heu, Getreide) allen Mitgliedern vorgestellt. Dann wird geschaut, wie viele Mitmacher dabei sind. Die Betriebskosten werden durch die Zahl der Mitmacher geteilt und auf den Monat heruntergerechnet. Das Ergebnis ist der Richtwert, der monatlich zu zahlen ist, damit der Betrieb funktionieren kann.
 Solidarisch bedeutet auf dem Wahlbacherhof auch, dass die Mitmacher selber entscheiden können, welchen Beitrag sie leisten können und wollen. Dies soll auch Alleinerziehenden, Wenigverdienern oder Bedürftigen die Möglichkeit geben, sich durch einen Anteil gesund und nachhaltig zu ernähren. Es gibt eine Bieterunde, bei der jeder aufschreibt, was er zahlen möchte. Entscheidend ist, dass die Gesamtsumme – einige zahlen mehr andere weniger – die Betriebskosten deckt.
 Marlene und Marc sind als Landwirte klar für die fachlichen und betrieblichen Entscheidungen des Hofes zuständig. Andere Bereiche wie die Organisation von Festen, die Mitmacherbetreuung, Öffentlichkeitsarbeit etc. werden gemeinsam mit dem von allen Mitmachern gewählten Hofkomitee übernommen.

Passendes Hofmodell gefunden

Marlene: „Für uns ist die Solidarische Landwirtschaft das passende Modell, um einen vielfältigen Hof zu betreiben. Wir leben in einem kleinen Paradies. Natürlich gibt es sehr viel Arbeit. In der Aufbauphase haben wir manchmal von morgens 6:00 bis in die Nacht hinein gearbeitet. Doch es lohnt sich. Wir haben unser Einkommen. Und obwohl wir abgelegen wohnen, sind immer viele Menschen auf dem Hof. Ich geniesse den Austausch und auch die Rückendeckung, die wir von den Mitgliedern erfahren. Und es ist toll, dass wir selber etwas bewirken können in puncto Ökologie und Regionalität bei der Lebensmittelerzeugung.“

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Wahlbacher-Hof
Bio-Gemischtbetrieb in Rheinland-Pfalz
Marc Grawitschky (33) und Marlene Herzog (33)
ein Vollzeitangestellter, drei Teilzeitangestellte
Bio
Gemüseanbau, Kartoffeln
Futterbau und Anbau von Dinkel, Hafer, Hirse, Roggen und Weizen;
Leindotter und Raps für Speiseöl
8 Mutterkühe mit Nachzucht, ca. 19 Mastschweine, 350 Legehennen, Bienen, Katzen
Erdbeerselbsternte, Streuobstwiesen
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