“Herbstzeitlose” – SoLaWi in der Nutztierhaltung

Unser Projekt mit dem Namen “Herbstzeitlose” ist solidarische Landwirtschaft (Solawi) im Bereich Nutztierhaltung. Wir machen unsere KonsumentInnen zur Bäuerin, zum Bauern. Die Basis des Projekts bilden fünf alte Mutterkühe der ProSpecieRara-Rasse Rätisches Grauvieh, welche eigentlich geschlachtet werden sollten. Sie sind unsere Herbstzeitlosen und erhalten auf der Obermettlen eine zweite Chance. Jedes Kalb, das sie gebären, erhält acht Herbstzeitlose-Paten. Jeder Pate bezahlt zwei Jahre lang einen Franken pro Tag und erhält nach zwei Jahren seinen Fleischanteil am Herbstzeitlose-Beef. Während den zwei Jahren kann er an Bauernhoftagen aktiv auf dem Bauernhof mitarbeiten und so einen Einblick erhalten, was hinter einem Bissen Fleisch steckt. Wir stehen ein für weniger, dafür nachhaltig produziertes Fleisch. Und gemeinsam mit unseren Paten können wir etwas bewegen.

Mit Solawi wird das Risiko verteilt, wir Produzenten sind vom Preisdruck entlastet und ein Teil unseres Einkommens ist gesichert. Der Preis orientiert sich an den Produktionskosten und garantiert uns Produzenten einen fairen Lohn. Dies ermöglichtauch Mehrkosten für erhöhtes Tierwohl zu decken, wie zum Beispiel die Hofschlachtung.

Vito – das erste Herbszeitlosen-Kalb

Die ersten vier Herbstzeitlosen haben wir im April 2019 eingestallt: Vella (10jährig, Schlachtgrund mehrere Fehlgeburten), Zafira (10jährig, Schlachtgrund Schwergeburt mit leichter Behinderung des Beins), Fee (11jährig, Schlachtgrund Landverlust) und Julia (9jährig, Schlachtgrund Landverlust). Im August 2019 kam das erste Herbstzeitlose-Kalb ‘Vito’ auf die Welt.

Aktuell sind es fünf Herbstzeitlose und es springen bereits neun Herbstzeitlose-Kälber auf der Obermettler Weide herum.

Bauernhoftage

Mindestens einmal im Jahr laden wir unsere Paten zu einem Bauernhoftag ein, an dem sie aktiv auf dem Bauernhof mitarbeiten können. Dabei erledigen wir gemeinsam Arbeiten, die rund um den Bauernhof anfallen. Der Bauernhoftag soll den Paten Einblick geben, was hinter einem Bissen Fleisch steckt. Einmal selber Bauer sein. Nach getaner Arbeit schliessen wir das gemeinsame Werk mit einem feinen Essen und einem gemütlichen Abend im Alpstübli ab. So wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Bauernhoftag: Mit dieser Arbeit konnten wir den Paten konkret aufzeigen, dass durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel eine aufwändige Bekämpfung von Hand nötig ist.

Am 16. November 2019 haben wir den ersten Bauernhoftag durchgeführt. Mit Hilfe verschiedener Paten und ihren Partnern und Kinder (insgesamt 13 Personen) haben wir eine Dauerweiden von Dornen befreit, welche sich aufgrund der Trockenheit stärker ausgebreitet haben. Es war beeindruckend, was wir als Team gemeinsam erreicht haben.

Graslandbasiert Fleischproduktion

Die Obermettlen liegt in der Bergzone I und ist ein reiner Graslandbetrieb. Unsere Rinder werden ausschliesslich mit Gras, Heu und Grassilage gefüttert (food from grass). Durch den Verzicht auf Kraftfutter setzen wir auch keine Ackerbauprodukte für die Fütterung ein (feed no food). Dadurch besteht keine Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen. Auch Futterimporte fallen weg. Dies ist uns aus nachhaltigen Gründen und insbesondere im Hinblick auf die langfristige zukünftige Welternährungslage wichtig. Wir gehen mit unserer Fleischproduktion eigene Wege und setzen auf ein nachhaltiges, langsames Wachstum. Durch die extensive Fütterung geben wir ihnen danach genügend Zeit zum Wachsen. So werden sie mindestens zwei Jahre alt, also älter als in der konventionellen Rindermast. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Kälber die ganzen zwei Jahre nicht von ihrer Mutter getrennt werden.

Die Tiere auf unserem Graslandbetrieb Obermettlen fressen ausschliesslich Raufutter.

Hoftötung

Wir legen höchsten Wert auf Tierwohl und wollen deshalb auch bei der Schlachtung einen grossen Schritt weitergehen. Unseren Rindern und Ochsen soll am Ende ihres Lebens der stressvolle Lebendtransport zum Schlachthof erspart bleiben. Deshalb waren wir seit Jahren auf der Suche nach einer Lösung. Diese haben wir nun gefunden mit der Hoftötung. Wenn unsere Tiere mit zwei Jahren schlachtreif sind, wird ihnen mit der Hoftötung der Lebendtransport in den Schlachthof erspart. Mehr über unsere Umsetzung der Hoftötung lesen Sie im folgenden Bericht ‘”Hoftötung – für uns der Königsweg”.

Aufteilung Schlachtkörper

Bei der Schlachtung des Herbstzeitlose-Beef, also nach ca. 2 Jahren, erhält jeder Pate 1/8 der Edelstücke und 1/16 der Nichtedelstücke seines Paten-Herbstzeitlose-Beef. Wir erhalten 1/2 der Nichtedelstücke und die gesamten Nose-to-Tail – Stücke von jedem geschlachteten Herbstzeitlose-Beef. Diese verwenden wir für Events auf dem Hof, Grillkurse Nose-to-Tail und für die Herstellung weiterer Produkte. Dabei dreht sich alles um die Sensibilisierung weiterer Kunden für nachhaltigen Fleischkonsum. Wenn das Fleisch der Herbstzeitlose-Beef bereit ist, sind die Paten zum Fleischabhol-Apéro eingeladen.

Marlen und Stephan Koch-Mathis “s’Chochä”, Juni 2021

Wir geben unsere Erfahrungen und auch unser Konzept zum Projekt Herbstzeitlose gerne direkt an interessierte Landwirtinnen und Landwirte weiter.

https://www.herbst-zeitlose.ch, https://www.obermettlen.com

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Hof Obermettlen
Root
Marlen und Stephan Koch-Mathis
6.5 ha
1.5 ha
5 Mutterkühe mit Kälbern und einige Weidebeef (max. 15 Tiere)
617 m ü. M.
Projekt Herbstzeitlose: https://www.herbst-zeitlose.ch/
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