Einsatz von Pflanzenkohle auf Milchviehbetrieb
Ueli Odermatt von Hof Wichried setzt auf seinem Milchviehbetrieb seit einigen Jahren selbstgemachte Pflanzenkohle ein. Zusammen mit seinem Bruder Stefan stellt er mit einem Pyrolyseofen aus Baum- und Staudenrückschnitt und zum Teil aus ganzen Holzscheiten Pflanzenkohle her. Zum Zerkleinern der groben Kohle, für den Einsatz im Stall, verwenden sie einen alten Rübenhäcksler. Die Kohle wird dann in BigBag abgefüllt und im Stall bereitgestellt. Die selber hergestellte Pflanzenkohle wird regelmässig an die Eurofins Scientific AG eingesandt, wo sie auf ihre Zusammensetzung kontrolliert wird.
Pflanzenkohle via Lauffläche in den Dünger
Jeden Morgen verteilt Ueli einen Kessel Pflanzenkohle über die Lauffläche des Stalls. Das sind ungefähr 15 Liter, respektive 3 kg Kohle auf die Lauffläche von 150 m2 (20 g / m2). Wenn man weiss, dass ein einziges Gramm Pflanzenkohle durch seine spezielle Struktur eine innere Oberfläche von bis zu 300 m2 hat, können auf dieser Oberfläche viele Nährstoffe gespeichert werden.*
*Siehe hierzu auch die dreiteilige terrABC-Serie ‘Grundlagen Pyrolyse’: 1 Pflanzenkohle und ihre Klimawirkung 2 Einsatzmöglichkeiten der Pflanzenkohle in der Landwirtschaft 3 Offene Fragen / Risiken |
Da der Entmistungs-Roboter regelmässig die Laufflächen entmistet, landet ein Teil der Pflanzenkohle auf dem Mist. Ein anderer Teil gelangt durch die Spalten in die Güllegrube. So oder so landet die Pflanzenkohle schliesslich mit Nährstoffen ‘aufgeladen’ via Gülle oder Mist auf der Futterbaufläche des Betriebes. Auf die 18 ha düngbare Futterbaufläche des Betriebes verteilt, ergibt die eingesetzte Menge über das ganze Jahr durchschnittlich 38 kg Pflanzenkohle pro Hektare. Ueli Odermatt macht keine Versuche oder Messungen zum Effekt der Pflanzenkohle auf die Bodeneigenschaften oder den Futterbau-Ertrag. Er ist aber von der positiven Wirkung der Pflanzenkohle überzeugt.
Die Kohle wirkt auf der Lauffläche ähnlich wie ein Granulat, d.h. die Lauffläche ist dadurch auch rutschfester.
Auf der Alp ist es etwas anders. Da sind die Tiere nur nachts im Stall. Deshalb wird dort die Kohle direkt über den Mist gestreut, welcher danach noch kompostiert wird. Letzten Sommer wurde der Pyrolyseofen sogar auf die Alp gefahren, um auch dort aus dem Pflanzenmaterial vor Ort Kohle herzustellen. Einige stark verbuschte Alpweiden wurden in den letzten Jahren seit der Übernahme der Alp freigeholzt. Das geschlagene Holz wurde sukzessive fürs verkohlen gebraucht. Das waren vor allem kleinere Ahornbäume.
Pflanzenkohle als Zusatz im Futter
Den Kälbern wird Pflanzenkohle ad libitum in einem kleinen Kessel zur Verfügung gestellt. Dazu verwendet Ueli zertifizierte, fein gemahlene und entstaubte Futterkohle, die zugekauft wird. Manchmal ist die Kohle bereits nach zwei Tagen von den Kälbern aufgebraucht, manchmal hält sie länger. Die Kälber holen sich die Kohle offenbar je nach Bedarf ab. Ueli Odermatt hat das Gefühl, dass die Kälber mit der Pflanzenkohle eine stabilere Verdauung haben, denn die Kohle wirkt ja bekanntlich “stopfend” und entgiftend.
In der Getreidemischung des Ergänzungsfutters für die Kühe hat es auch Pflanzenkohle drin. Von dieser Mischung bekommen die Kühe ausschliesslich in der Startphase. Nach der Startphase erhalten die laktierenden Kühe vom Hof Wichried nur noch etwas Rapskuchen.
Hubert Würsch, 2022
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