Biostiere für die künstliche Besamung
Im Biolandbau und bei anderen Low-Input-Systemen sind gesunde und robuste Tiere gefragt, die mit betriebseigenem Raufutter und sehr wenig Kraftfutter auskommen. Die Genetik vieler Zuchtstiere ist jedoch auf Milchleistung mit entsprechender Grösse der Tiere und Ansprüchen an Haltung und Fütterung ausgelegt.
Um diesen Widerspruch aufzulösen, haben einige Schweizer Biobauern und Biobäuerinnen eigene Konzepte zur Biomilchviehzucht verfolgt und schliesslich mündete dieses Engagement in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern in das Projekt «Bio-KB-Stiere». Seit März 2021 sind Samendosen von Bio-Stieren bei Swissgenetics im Angebot.
Beste Biostierkälber zum Absamen ausgewählt
Für die Zucht auf der männlichen Seite werden im Rahmen des Projektes «Bio-KB-Stiere» Stierkälber von sehr guten Stierenmüttern auf Biobetrieben gesucht, die die Kühe im Sommer vorwiegend weiden lassen, die wenig Kraftfutter füttern und sehr selten Antibiotika einsetzen. Diese Kälber werden auf dem Plantahof (Braunvieh) und auf dem FiBL-Hof (Fleckvieh) aufgezogen und intensiv beobachtet und geprüft. Die besten von diesen werden bei Swissgenetics abgesamt. Die Firma Swissgenetics erweitert so ihr Angebot um Samendosen von Biostieren der Rassen Braunvieh (BV/BS), Original Braunvieh (OB), Simmentaler (SI) und Swiss Fleckvieh (SF).
Der Verband Bio Suisse und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL führen das Projekt «Bio-KB-Stiere» gemeinsam durch, in Zusammenarbeit mit vielen engagierten Biozüchterinnen und -züchtern und in Partnerschaft mit dem Genetikanbieter Swissgenetics. Weitere Partnerorganisationen sind die beiden Zuchtorganisationen Swissherdbook und Braunvieh Schweiz (Tierdatenbanken) sowie das LBBZ Plantahof in Landquart (Aufzucht der Braunviehstiere).
„Die jungen Stiere, die wir auf dem FiBL-Hof als potentielle Bio-KB-Stiere aufziehen, gehen, je nach Wetter, fast täglich auf die Weide. Sie bekommen kein Kraftfutter, nur Heu im Stall. Bei dieser Haltung haben sie zurzeit sehr gute Tageszunahmen von 1100 bis 1400 g. Es ist wichtig, dass zukünftige Zuchtstiere, die breit auf den Schweizer Biobetrieben eingesetzt werden sollen, ohne Kraftfutter und mit viel Weidegang ein gutes Wachstum erzielen. Daran sehen wir, dass sie gute Raufutterverwerter und fleissige Fresser sind.“
Anet Spengler Neff, FiBL (21. Juli 2021)
Geeignete Stierenmütter und Stierkälber melden
Um das Samenangebot auszuweiten, werden weiterhin potenzielle Stierenmütter und interessante Stierkälber in der Schweiz gesucht.
Ein Stierkalb, das alle Kriterien erfüllt, wird direkt auf dem Betrieb von zwei erfahrenen Fachpersonen beurteilt. Die besten Stierkälber werden im Alter von rund fünf Monaten für das Projekt Bio-KB-Stiere gekauft. Sie werden unter Bioweidebedingungen und ohne Kraftfutter während ungefähr acht Monaten auf dem FiBL-Hof in Frick AG oder auf dem Plantahof in Landquart GR aufgezogen.
Aus den aufgezogenen Stieren werden die besten ausgewählt und an Swissgentics verkauft. Die Auswahl geschieht aufgrund von Eigenleistungsprüfungen: die Tageszunahmen bei reiner Raufutterfütterung, die Verdauungseffizienz mittels Kotauswaschungen, die Entwicklung der Grösse und des Exterieurs, der Charakter und das Weideverhalten werden einmal pro Monat erfasst und ausgewertet.
Bei Swissgenetics werden die Stiere abgesamt und ins Standardprogramm aufgenommen. Die Stiere leben etwa vier Monate lang im neuen Laufstall von Swissgenetics und springen etwa 15 mal für die Herstellung von 4000 Samendosen. Nach dieser Zeit geht jeder Stier wieder auf einen Biobetrieb, wo er als Natursprungstier weiterlebt.
Mehr Informationen auf https://www.bio-kb-stiere.ch/bio-kb-stiere.html
Samendosen können auch ins Ausland versendet werden.
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