Agroforstsysteme: Vor- und Nachteile
Agroforstsysteme (AFS) können zahlreiche Vor- und einige Nachteile bieten. Nachfolgende Listen geben einen Überblick, welche ökologischen und sozioökonomischen Überlegungen bei der Anlage solcher Systeme eine Rolle spielen können. Hierbei wurde bei den ökologischen Einflussfaktoren eine Unterscheidung zwischen silvoarablen und silvopastoralen Systemen vorgenommen.
Ökologische Vor- und Nachteile von silvoarablen Systemen
Vorteile
- Verringerung der Bodenerosion -> Minderung der Nährstoffauswaschungen (Young 1989)
- Stabilisierung des Bodengefüges (Young, 1989)
- Humusaufbau (Nair, 1993)
- Abnahme der Evapotranspiration (Nair 1993)
- Speicherung von Kohlenstoff (Elevitch, Mazaroli, and Ragone 2018)
- Nährstofftransport aus tieferen Bodenschichten und Verfügbarmachung für landwirtschaftliche Kulturen (Bender et al. 2009)
- Nährstoffanreicherung durch stickstofffixierende Baumarten (Bender et al., 2009)
- Erhöhung der Biodiversität (Elevitch et al., 2018; Nair, 1993; (Torralba et al. 2016)
- Anpassung an die Klimakrise (Kay et al. 2019)
- Ökologische Schädlingsbekämpfung durch mehr Nützlinge (Reeg 2009)
- Minderung der Nitratbelastung (Rigueiro Rodríguez et al. 2009)
- Verbesserung der Gewässer- und Luftqualität (Jose 2009)
- Stabilisierung des Mikroklimas in Bodennähe (Spieker 2009)
Nachteile
- Verdrängung von Offenlandarten (Spieker 2009)
Ja, also wir konnten feststellen, dass sich die Natur im Allgemeinen drumherum deutlich vielfältiger entwickelt hat. Wir haben deutlich höhere Artenvielfalt dabei und der Wind wird viel, viel mehr blockiert in den Schlägen, dass wir auch weniger Lageranfälligkeit dadurch haben. Und auch die Wasseraufnahme ist mehr im Knickbereich als bei freien Schlägen.
Ökologische Vor- und Nachteile von silvopastoralen Systemen
Vorteile
- Minderung von Witterungsextremen und sozialem Stress (Spieker, 2009)
Nachteile
- Verbiss- und Trittschäden (Spieker, 2009)
- Bodenverdichtung (Spieker, 2009)
- Unverträglichkeit nach der Nahrungsaufnahme (Spieker, 2009)
Sozioökonomische Vor- und Nachteile von Agroforstsystemen
Vorteile
- Erhöhte Flächenproduktivität (Nahm and Morhart 2017)
- Diversifizierung der Produktpalette (Nahm & Morhart, 2017) -> Risikostreuung
- Generationsübergreifende Kapitalbildung und Wertweitergabe (Nahm & Morhart, 2017)
Weil das ist natürlich immer das Hauptproblem. Das wirtschaftliche. Ein Landwirt muss ja auch gucken, wie er das bezahlt kriegt, wenn er ein Agroforstsystem aufbaut. Weil klar hat er, wenn man es so macht wie ich (Wertholzanbau, a.d.R), selbst ökonomisch nichts mehr davon. Aber langfristig gesehen für die Nachhaltigkeit und die nächsten Generationen, ja.
Nachteile
- Maschinelle Bewirtschaftung der Felder wird erschwert (Nahm & Morhart, 2017)
- Astung erforderlich um Wertholz zu produzieren (Nahm & Morhart, 2017)
- Geringere Flexibilität, durch langfristige Investitionen und die Festlegung auf ein Anbausystem (Nahm & Morhart, 2017)
- Rechtliche Unsicherheiten bezüglich der Nutzung der Bäume, v.a. in Bezug auf Pachtverträge (Nahm & Morhart, 2017)
- Durch neue Produkte müssen neue, evtl. unbekannte Absatzmärkte erschlossen werden (Nahm & Morhart, 2017)
- Reduktion der Feldfrüchteerträge durch Schattenwurf möglich (Nahm & Morhart, 2017)
- Selbstverständnis der Landwirte steht Baumpflanzungen entgegen -> fürchten um ihren Ruf (Sereke et al. 2016)
Genau. Es fehlen teilweise Absatzmärkte. Das ist richtig. Aber wenn sie das wollen, dann finden sie Absatzmärkte.
Lena Daniel, 2021
Dieser Text ist auf der Grundlage der Master-Arbeit “Innovationen in der Landwirtschaft. Agroforstsysteme als transformative Praxis in der Region Lübeck” an der Georg August Universität Göttingen im Master Geographie / Ressourcenanalyse und -management entstanden.
Quellen: Bender, Bela et al. 2009. Moderne Agroforstsysteme Mit Werthölzern. https://www.agroforst.uni-freiburg.de/download/agroforstsysteme.pdf.
Elevitch, Craig, D. Mazaroli, and Diane Ragone. 2018. “Agroforestry Standards for Regenerative Agriculture.” Sustainability 10(9): 3337.
Jose, Shibu. 2009. “Agroforestry for Ecosystem Services and Environmental Benefits: An Overview.” Agroforestry Systems 76(1): 1–10.
Kay, Sonja et al. 2019. “Agroforestry Creates Carbon Sinks Whilst Enhancing the Environment in Agricultural Landscapes in Europe.” Land Use Policy 83: 581–93.
Nahm, Michael, and Christopher Morhart. 2017. “Multifunktionalität und Vielfalt von Agroforstwirtschaft.” In Bäume in der Land(wirt)schaft – von der Theorie in die Praxis: Tagungsband : mit Beiträgen des 5. Forums Agroforstsysteme 30.11. bis 01.12.2016 in Senftenberg (OT Brieske), eds. Forum Agroforstsysteme and Christian Böhm. , 17–24.
Nair, P. K. R. 1993. An Introduction to Agroforestry. Dordrecht ; Boston: Kluwer Academic Publishers in cooperation with International Centre for Research in Agroforestry.
Reeg, Tatjana. 2009. “Agroforstsysteme mit Wertholzbäumen im Landschaftsbild.” In Anbau und Nutzung von Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen, eds. Tatjana Reeg and Werner Konold. Weinheim: Wiley-VCH, 325–34.
Rigueiro Rodríguez, Antonio et al. 2009. “Agroforestry Systems in Europe: Productive, Ecological and Social Perspectives.” In Agroforestry in Europe: Current Status and Future Prospects, Advances in agroforestry, eds. Antonio Rigueiro Rodríguez, J. McAdam, and M. R. Mosquera-Losada. New York? Springer, 43–65.
Sereke, F. et al. 2016. “Swiss Farmers Don’t Adopt Agroforestry Because They Fear for Their Reputation.” Agroforestry Systems 90(3): 385–94.
Spieker, Heinrich. 2009. Neue Optionen Für Eine Nachhaltige Landnutzung. Schlussbericht Des Projektes Agroforst. Projektlaufzeit April 2005 Bis September 2008.
Torralba, Mario et al. 2016. “Do European Agroforestry Systems Enhance Biodiversity and Ecosystem Services? A Meta-Analysis.” Agriculture, Ecosystems & Environment 230: 150–61.
Young, Anthony. 1989. Agroforestry for Soil Conservation. Wallingford, Oxon, U.K: C.A.B. International ; International Council for Research in Agroforestry.
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