Buchtipp: Dynamischer Agroforst

Fruchtbarer Boden, gesunde Umwelt, reiche Ernte

Bereits vor Jahrhunderten nutzten die Inka die Anbaumethode Agroforst, eine Kombination von Land- und Forstwirtschaft. Dabei wachsen Bäume, Sträucher und Kulturpflanzen auf derselben Nutzfläche. Durch dichte Bepflanzung, Artenreichtum und den richtigen Pflanzschnitt haben Agroforstsysteme eine günstige Wirkung auf die Umwelt: Sie erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und seine Wasserspeicherfähigkeit, vermindern das Erosionsrisiko, fördern die Biodiversität, führen zu höheren Erträgen und schützen über die CO2-Senke durch das Baumwachstum unser Klima. Das Konzept »Agroforst« ist nicht auf große Flächen beschränkt: Es eignet sich für die nachhaltige Bewirtschaftung von Äckern ebenso wie für den Gemüsebau oder den eigenen Garten – und sogar Tierhaltung lässt sich darin integrieren.

Basierend auf Grundlagenwissen, wie es in diesem Buch vermittelt wird, muss sich jede agroforstlich interessierte Persone für ihren persönlichen Standort ihr eigenes Handlungswissen erarbeiten.

Noemi Stadler-Kaulich

Noemi Stadler-Kaulich führt die Vorteile des Dynamischen Agroforstes auf, erläutert seine Anwendung unter verschiedenen Voraussetzungen, gibt genaue Anweisungen für die Implementierung agroforstlicher Systeme und erklärt deren Handling. Detaillierte Zeichnungen veranschaulichen den Text.

oekom verlag, 2021, Noemi Stadler-Kaulich, «Dynamischer Agroforst», 396 S., Softcover, ISBN 978-3-96238-320-6, Buch 29 Euro, auch als PDF erhältlich.

Bestellen bei Librium (CH) https://shop.librium.ch/artikel.html?id=37200319 oder beim AbL-Verlag (D)https://www.bauernstimme.de/topnavigation/kontakt/

Rezension:

Am liebsten würde man gleich mit der Planung der dynamischen Agroforstparzelle beginnen und Pflanzmaterial bestellen. Auch wenn sich der Titel eher nach einem Theoriebuch anhört, ist es ein Buch für Praktiker. Die Grundlagen fehlen im Buch von Noemi Stadler-Kaulich trotzdem nicht. Das Buch wendet sich gleichermassen an Landwirte (mit oder ohne Nutztiere), Gemüsebauern und Gartenbesitzer (Mindestfläche 25 m2), welche ihre Scholle nutzen und gleichzeitig einen fruchtbaren, produktiven Boden haben wollen.

Das fast 400 Seiten starke Buch befasst sich in einem ersten Viertel mit den Grundlagen von Agroforst. Hierzu gehört neben der Beschreibung der ausdauernden Pflanzen wie Bäume und Sträucher auch Ausführungen über das Leben im und über dem Boden. Im Hauptteil wird ausführlich auf die Planung, das Pflanzmaterial, die Pflanzskizze, die Auspflanzung, die Pflege und die Ernte des dynamischen Agrofortssystems eingegangen. Der Text wird durch anschauliche Illustrationen und praktische Pflanzenlisten ergänzt. Wo es Sinn macht befindet sich am Schluss des Kapitels eine Zusammenfassung.

Noemi Stadler-Kaulich ist zwar Wissenschaftlerin und lebt in Bolivien, doch ihre “Kenntnisse beruhen auf jahrelangen praktischen Erfahrungen in der Planung, Etablierung und Pflege von Agroforstparzellen”. Das Buch bezieht sich primär auf die Verhältnisse im deutschsprachigen Raum mit Hinweisen auf Förderung von Agroforstsystemen in der EU, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch die beschriebenen Beispielparzellen aus Kapitel 14 befinden sich in Deutschland.

Die Agroforstwirtschaft ist ein System mit einer “Kombination einer Kulturpflanze und Bäumen auf der selben Produktionsfläche” (z.B. Weizenacker mit Baumreihe oder beweidete Streuobstwiese). Im Unterschied dazu ist die dynamische Agroforstwirtschaft eine Form der Permakultur mit “einer Fläche, auf der möglichst dicht viele verschiedene Nutz- und Begleitarten stehen”. Mit einer hohe Artendiversität, Artendichte und mit periodischem Schnitt soll die Bodenfruchtbarkeit auf ein hohes Niveau gebracht werden. Dabei spielt bei der dynamischen Agroforstwirtschaft auch die stetige Veränderung durch die Entwicklung der Pflanzengemeinschaft (Sukzession) eine wesentliche Rolle.

Ich würde das Buch allen empfehlen, welche sich gerne auf ganzheitliche Systeme und komplexe Ansätze einlassen wollen.

Von der Natur lernen – mit der Natur arbeiten

Eliza Kaulich

Hubert Würsch, 2021

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