Melken und frei sein

Peter Schweizer und Markus Bommer leben diesen Widerspruch schon lange erfolgreich. Im Jahr 2003 haben sie gemeinsam Land gekauft, einen Milchviehstall gebaut und ihre insgesamt rund 55 Kühe dort zusammen eingestallt. Sie bilden eine Tierhaltergemeinschaft

Die Arbeit wird geteilt – im Normalfall sind zum Melken beide im Stall, einer melkt und einer mistet und füttert. So sind sie mit dem 10er side by side Melkstand nach einer Stunde mit der Arbeit fertig. Am Wochenende hat nach dem Melken am Samstag Morgen jeweils einer der beiden frei. Es bleibt Zeit für Ferien und mehr Freizeit oder Familienzeit im Alltag. Sowohl Peter und seine Familie als auch Markus und seine Frau (die Kinder sind schon gross) reisen sehr gerne. 6 Wochen Seidenstrasse mit dem Motorrad zum Beispiel – kein Problem als Zweierteam im Milchstall. Auch wenn mal einer von beiden krank ist, die Kühe können vom anderen weiterversorgt werden

Effizientes Arbeiten

Es gibt eine klare Arbeitsteilung. Das Eingrasen für die Grasfütterung der Kühe, vor allem unter den Hochstammobstbäumen, macht jeder selber auf dem eigenen Grünland. Doch die Dürrfutterernte passiert gemeinsam. Die Maschinen gehören ihnen gemeinsam. „Wir sind technisch gut eingerichtet und können dadurch sehr effizient arbeiten. Investitionen sind auf zwei Schultern verteilt und ebenso die Verantwortung. Es ist immer möglich, sich zu unterstützen oder ein Problem im Stall zu besprechen“, erläutert Peter die Kooperation in der Milchviehhaltung. Das grosse, helle Gebäude, mit belüftetem Heustock und Platz für Maschinen steht quasi zwischen den beiden Betrieben mit je ca. 600 m Entfernung allein auf der Wiese. Dies sei ein grosser Vorteil, so betonen beide: „Wer frei hat, ist weg. Und wer schafft, läuft nicht auf dem Betrieb des anderen herum.“ Diese Struktur beuge Problemen vor: Der dadurch geringere Kontakt im privaten Bereich zwischen allen Beteiligten, führt zu weniger Konfliktpotential.

Wellenlänge und Klarheit

Entscheidend für eine solche Kooperation ist, dass man auf der gleichen Wellenlänge ist. Peter: „Sympathie ist wichtig, Vertrauen und eine ähnliche Vorstellung davon, wie mit den Tieren umgegangen wird, wo das Leistungsniveau liegen soll und wie der Betrieb ausgerichtet sein soll. Auch die Lebenseinstellung muss ähnlich sein.“ Das sei die Basis und dann müsse es natürlich auch räumlich und von den finanziellen Verhältnissen her zusammen passen.
Im Alltag ist es sehr wichtig, immer im Austausch miteinander zu sein. Probleme müssen gleich angesprochen und geklärt werden. Markus: „Nicht denken, das geht schon so und dabei geht es eben eigentlich nicht. Probleme müssen diskutiert werden.“ Und man darf sich nicht von anderen dreinreden lassen. Wenn die Eltern finden, der eigene Sohn arbeite aber viel mehr, dann müsse man solche Aussagen gleich abblocken. „Die Milchviehhaltung ist Sache von Peter und mir und fertig.“ Auch mal Fünfe gerade sein lassen und die Dinge locker nehmen sei hilfreich. Das Positive sehen und sich nicht an Kleinigkeiten, die der andere vielleicht ein bisschen anders macht, aufhängen.

Erfolgreiches Modell

Peter und Markus haben eine einfache Gesellschaft gegründet, um ihre Zusammenarbeit vertraglich zu regeln. Sie haben so eine eigene Buchhaltung für die Milchviehhaltung, zusätzlich zu der des eigenen landwirtschaftlichen Betriebes. Was nach Abzug der Kosten übrig bleibt, wird monatlich hälftig an beide ausgezahlt.
Das Modell funktioniert, das zeigt die Dauer der Zusammenarbeit. Seit 17 Jahren steht der Stall mit den Milchkühen. Und die nächste Generation macht weiter. Markus‘ Sohn (32) wird bald die Stelle seines Vaters einnehmen und zukünftig mit Peter gemeinsam den Milchviehstall führen. Die Übergabe wird Markus nicht allzu schwer fallen – er wird als Angestellter seines Sohnes weiterarbeiten und das Abgeben von Verantwortung ist er ja durch die Betriebskooperation mit Peter schon gewöhnt.
Freiheit und Milchviehhaltung, so finden alle Drei, das muss kein Widerspruch sein.

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Sonja Korspeter

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