Einführung muttergebundene Kälberaufzucht

Beitrag 1 / Dezember 2019

Wir möchten auf unserem Demeter-Hof mit 40 Milchkühen die mutterkuhgebundene Kälberaufzucht einführen. Die ersten drei Tage sollen die Kälber ganz mit dem Muttertier verbringen. Anschliessend können Kuh und Kalb vier Wochen lang täglich zwei Mal vor dem Melken für eine Stunde im Kälberauslauf vor dem Kuhstall zusammen sein.
In den letzten Monaten haben wir einige Betriebe besucht, die schon lange kuhgebundene Kälberaufzucht betreiben. Darunter auch solche, die mit Ammenkühen arbeiten. Wir haben uns entschieden, die Kälber von den eigenen Müttern versorgen zu lassen, weil der Trennungsschmerz geringer ist und damit auch die Gesundheit der Milchkühe offenbar besser. Die Trennung geht schrittweise, denn die Milchkühe haben täglich die zwei Stunden vor dem Melken mit ihren Kälbern, können sie lecken und erleben, dass es ihnen gut geht.

Bauliche Veränderung
Der Kuhstall liegt höher als der Hofplatz. Deshalb ziehen wir aktuell eine Decke aussen vor dem Kuhstall ein, so dass Platz entsteht für eine grosse Kuh-Kalb-Box (die ersten drei Tage) und eine Sammelbox, in der die Kälber die ersten vier Wochen laufen. Zwischen dem Kuhstall und dem Auslauf wird es eine Tür geben, durch die die Mutterkühe vor dem Melken zu ihren Kälbern gelangen.
Ausserdem braucht es im Auslauf der Milchviehherde zwei neue Absperr-Gatter, um das Melken der Milchkühe, die ihre Kälber säugen, zu organisieren.

Auf dieser Plattform sollen eine Kuh-Kalb-Box sowie ein Auslauf mit Kälberunterstand für die tägliche Begegnung entstehen

Unterhalb der Plattform entsteht zusätzlicher Stallplatz für die älteren Kälber

Offene Fragen:
Wie wird es klappen? Verstehen die Tiere das System rasch? Lassen sich Kuh und Kalb nach der Zeit zu zweit wieder gut trennen? Werden die Mutterkühe tagsüber gestresst muhen? Ist der Trennungsschmerz nach dem gemeinsamen Monat dann noch grösser? Viele Fragen sind noch offen.
Doch wir sind entschlossen uns an die mutterkuhgebundene Kälberaufzucht zu wagen, weil uns diese Art der Milchviehhaltung artgerecht erscheint und über das Label Zeit zu zweit – Kuh und Kalb auch eine Vermarktung gesichert sein soll, die die Mehrkosten deckt. Die vielen Beispiele von Höfen, die das System schon praktizieren und auch die Diskussionen mit Kollegen innerhalb der Demeter-Arbeitskreistreffen machen uns Mut.

Wir werden in diesem Forschungsblock das Jahr hindurch von unseren Erfahrungen bei der Einführung der veränderten Haltungsform berichten.

Elfriede und Stefan Lehmann, Kornbauernhof, Schwarzwald, 2019

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